Beim Stricktreff

Seit einigen Jahren gibt es da, wo ich wohne, einen recht aktiven Strick- bzw. Handarbeitstreff mit monatlichen Zusammenkünften. Wir treffen uns mittlerweile in einem Einkaufszentrum, das sowohl kostenlose Parkplätze als auch eine gute Anbindung an den ÖPNV bietet.  Fürs leibliche Wohl stehen Imbisse mit unterschiedlicher regionaler Ausrichtung und diversen Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Die Zahl der Teilnehmer ist unterschiedlich, je nach persönlichen Terminen schwankt sie zwischen vier und acht.

Unser Stricktreff ist für mich ein wichtiger Bestandteil meines sozialen Lebens. Wir sind eine sehr harmonische Gruppe; es wird viel gelacht und gelegentlich gelästert, aber man kann, wenn man möchte, auch mal persönliche Probleme besprechen. Und natürlich reden wir übers Stricken, über Garne, Modelle, Anleitungen und Herausforderungen.

Vergangene Woche war es wieder soweit. Ein halbes Dutzend Frauen versammelte sich, ausgerüstet mit diskussionskompatiblen (vulgo: „mindless“) Strick- und Häkelprojekten. Themen waren schnell gefunden: Unsere Seniorin hatte die deutsche Ausgabe Nr. 31 von „The Knitter“ mitgebracht, um das Schultertuch „Carina“ von Pat Menchini zu zeigen, das sie sich stricken möchte. Das Tuch ist hübsch, bot aber reichlich Anlass zum Lästern. Wie kommt man auf die Idee, ein Tuch in sieben Einzelteilen zu stricken, um dann sechs Nähte schließen zu müssen? Alle Teile haben dieselbe Strickrichtung; es wäre wesentlich praktischer, das Mittelteil und die je drei angrenzenden Dreiecke in einem Stück zu arbeiten. Und weshalb werden die Lochmuster umfangreich Wort für Wort beschrieben statt sie in übersichtlichen Diagrammen darzustellen?

Auch das Titelmodell „Balustrade“ wurde kommentiert. Wir fragten uns, ob der Schlitz das Modell speziell geeignet macht für Umstandskleidung, oder ob eine Frau mit Bauch darin besonders unvorteilhaft aussieht. Außerdem sind Ärmel mit Armkugel wohl nicht mehr modern. Das ist mir in letzter Zeit auch bei diversen Entwürfen in anderen Strickmagazinen aufgefallen. Die Schnitte werden anscheinend wieder simpler.

Auf der Rückseite der Zeitschrift befindet sich eine Werbung von Schulana, sie zeigt das Titelbild des Schulana Trend Magazins Herbst/Winter 2017/2018:
Titel Schulana Trend Herbst/Winter 2017/18
(Bild von dieser Website.)

Dieses Modell faszinierte uns besonders. Mich erinnerte es spontan an die kastenförmigen Pullover von vor 25 bis 30 Jahren mit Garn- und Muster-Mix. Meine Sitznachbarin bedauerte zutiefst, dass sie einen ihrer Pullover von damals neulich in die Altkleidersammlung gegeben hat. Er wäre jetzt wieder modern.

Wie früher wird auch bei diesem Modell wenig Rücksicht auf die unterschiedlichen Maschenproben der Muster genommen. Der linke Ärmel ist ein schönes Beispiel dafür. Das Muster des oberen Ärmels passt von der Weite her nicht zu dem des unteren Ärmels; der Ärmel wird nach oben enger. Bei der Länge hat man sich anscheinend auch vertan, denn der linke Ärmel ist merklich länger als der rechte und an der Schulter offenbar zusätzlich hochgesteckt.

Aber wir lästern bei unseren Treffen nicht nur; es kommen auch konstruktive Vorschläge zu aktuellen Strickfragen. Eine Teilnehmerin war sich unsicher, ob ihr Garn für den Fledermaus-Pullover reicht, an dem sie gerade arbeitet. Eine andere schlug ihr vor, einen kraus gestrickten Streifen in einem kontrastierenden Garn vom Handgelenk über die Ärmelmitte hoch bis zum Halsausschnitt einzufügen. Das ist nicht nur eine perfekte Lösung; es zeigte sich anschließend auch, dass man wesentlich entspannter strickt, wenn man sich keine Gedanken um die Garnmenge machen muss.. 😉

Wenn Ihr die Möglichkeit habt, an einem Stricktreff teilzunehmen oder einen ins Leben zu rufen: Macht es! Der direkte Austausch mit lieben Menschen, die das eigene Hobby teilen, ist etwas Wunderbares und durch nichts zu ersetzen.

2 Gedanken zu „Beim Stricktreff“

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