Stricken und Mathe

Stricken und Rechnen gehören für mich zusammen. Es ist nur bedingt und nur mit viel Versuch und Irrtum möglich, gut passende Jacken oder Pullover selbst zu entwickeln, wenn man nicht bereit ist, sich mit ein wenig Algebra oder wenigstens den Grundrechenarten und dem Dreisatz auseinanderzusetzen. (Die Naturbegabungen, die mit weitgehend der selben Nadelstärke immer den gleichen Typ Raglan von oben stricken, lassen wir für den Moment mal außen vor.) „Stricken und Mathe“ weiterlesen

Ein Dreiecktuch stricken

Nein, ich habe meine Ansicht nicht geändert. Nach wie vor halte ich Dreiecktücher für ausgesprochen unpraktische Kleidungsstücke. Zu ihren wenigen Vorteilen gehört, daß sie im allgemeinen auch dann noch passen, wenn man stark an Gewicht zu- oder abnimmt, und daß manche von ihnen so simpel zu stricken sind, daß man sich sogar die Maschenprobe sparen kann.

Dies ist ein Beispiel:
Anschlag mit beliebigem Garn über 3 Maschen.
1. Reihe: 1 rechts, 1 Umschlag, 1 rechts, 1 Umschlag, 1 rechts.
2. und alle weiteren Rückreihen: Maschen und Umschläge rechts stricken.
Mittelmasche markieren.
3. und alle weiteren Hinreihen: Alle Maschen rechts, dabei nach der ersten, vor und nach der Mittelmasche und vor der letzten Masche 1 Umschlag machen. Es entsteht ein Dreieck, man strickt über die Diagonalen und erhält in der Mitte eine doppelte Lochreihe.

kraus gestricktes Dreiecktuch mit Zunahmen in der Mitte

Weiterstricken, bis das Garn alle ist, man keine Lust mehr hat oder die gewünschte Größe erreicht ist, je nachdem, welches Ereignis als erstes eintritt.
Dieses Tuch ist nun kraus gestrickt und rollt sich nicht ein. Man kann es nach dem Stricken noch spannen, dann sieht es besser aus. Nach Belieben kann man in die kurzen Kanten auch noch Fransen einknüpfen.
Wer selbst kreativ sein will, strickt nach demselben Schema in beliebigen Mustern, je nach Garn aber möglichst in solchen, die sich nicht rollen.

Einen Poncho stricken

Ich weiß, daß etliche Besucher nur auf diese Seite geraten, weil sie nach der Strickanleitung für einen Poncho suchen.
Ponchos sind der Hit der Saison, es gibt mittlerweile keine Strickzeitschrift, die ohne Anleitungen für diese coolen Teile auskommt. (Ponchos gehören außerdem zu den unpraktischsten Kleidungsstücke, die ich mir vorstellen kann, sie kommen gleich hinter dem Dreiecktuch. Poncho und Schultertasche sind schier unvereinbar. Poncho und Autofahren gehen nur mit Mühe zusammen. Poncho und Rucksack lassen die Trägerin aussehen wie weiland Quasimodo, den Glöckner von Notre Dame.)

Trotzdem ist alle Welt verrückt auf die Dinger. Kollektiver Wahnsinn halt.
Hier sind zwei Varianten, nach denen Ihr selbst aktiv werden könnt. Beide unterliegen keinem wirklichen Urheberrecht. Beide lassen sich nach Belieben abwandeln. Beide eignen sich für praktisch jedes Garn, fast jedes Muster und jede Größe.

Nummer 1: Poncho aus zwei gleich großen Rechtecken.
Die Breite A der Rechtecke sollte der Strecke vom Halsloch über die Schulter hinunter bis zum Handgelenk (oder wo der Poncho enden soll) entsprechen. Nachmessen! Bei einer durchschnittlich großen Frau sind es etwa 70 cm. Zu dieser Breite zählt man nun knapp den halben Kopfumfang, etwa 27-34 cm. Zusammen ergibt es die Länge B, die die Rechtecke haben müssen. Jetzt kann man fröhlich losstricken. Es empfielt sich, ein Muster zu wählen, das sich nicht einrollt. Glatt rechts (oder glatt links) ist nicht unbedingt die beste Wahl.

Schnittschema für Poncho aus Rechtecken

Sind die Rechtecke fertig, dann näht man sie gemäß dem Schema zusammen. In der Mitte bleibt ein Schlitz für den Kopf. Aus den Schlitzkanten Maschen für eine Blende oder einen (Roll-)Kragen aufnehmen und wie gewünscht stricken. Locker abketten, damit der Kopf noch durchpaßt. Je nach Geschmack kann man die Schlitzkanten auch so lassen, wie sie sind.
An den unteren Kanten nach Belieben Fransen einknüpfen.

Nummer 2: Poncho mit vier Zipfeln
Dieses Modell wird von oben nach unten gestrickt. Mit beliebigem Garn so viele Maschen (teilbar durch 4) anschlagen, daß das Gestrick um den Kopf paßt. Vorher eine Maschenprobe machen hilft hier sehr! Anschlag zur Runde schließen und das Halsbündchen beliebig hoch stricken. Nun die Maschen in vier gleich große Gruppen einteilen und jeweils die erste Masche einer Gruppe markieren. Angenommen, man hat mit 80 Maschen angefangen, dann würde man also die Maschen 1, 21, 41 und 61 markieren.
Nun wird in jeder 2. Runde beidseitig der markierten Maschen eine Masche zugenommen (z.B. durch einen Umschlag), also jeweils 8 Maschen alle zwei Runden. Weiterstricken, bis das Garn alle ist, man keine Lust mehr hat oder die gewünschte Länge erreicht ist, je nachdem, welches Ereignis als erstes eintritt.
Es empfiehlt sich, die letzten Runden in einem Muster zu stricken, das sich nicht einrollt, z.B. kraus, Perlmuster oder Rippenmuster. Zum Schluß noch nach Belieben Fransen einknüpfen.

Für alle, die lieber nach fertigen Anleitungen stricken und des Englischen mächtig sind, hier noch ein Link zu Poncho-Anleitungen zuhauf.

Und morgen verrate ich Euch, wie man ein Dreiecktuch strickt. 😉

Alle reden über das Wetter

Ich auch. Ich finde es momentan richtig prima, so um die 20° und mit genügend Regen. 😉 In den vergangenen Wochen war es mir viel zu warm. Als gebürtige Hanseatin bevorzuge ich gemäßigte Temperaturen, möglichst deutlich unter 30° im Schatten. Was darüber hinausgeht, grenzt für mich an Körperverletzung.

Auch zum Stricken fühle ich mich eher inspiriert, wenn es etwas kühler ist. Zur Zeit plane ich eifrig an neuen Projekten herum. Eins ist sogar schon in Arbeit, aus dem weiter unten erwähnten Baumwoll-Leinen-Gemisch. Ich schrieb, es zwei- und dreifädig verstrickt zu haben. Anscheinend verursachte die Hitze bei mir auch eine ernste Dyskalkulie, denn ich hatte mich verzählt. Tatsächlich verwendete ich es in der einen Probe dreifach und in der anderen vierfach. Als die Vierfach-Kone aufgebraucht war, ich neu spulen mußte und schon meinte, ich sei damit fertig, fiel mir glücklicherweise noch auf, daß da noch ein Fädchen fehlte, sonst hätte es leicht ein mittelgroßes Desaster gegeben. Mal schauen, wie weit ich jetzt damit komme.

Außerdem habe ich dabei gelernt, daß Bimbo, der elektrische Wollwickler, nur ungern länger als eine Stunde am Stück wickelt. Danach wird er so heiß, daß man beginnt, um seine Gesundheit zu fürchten. Vielleicht ist er auch Hanseat.