ich habe es lange herausgezögert, weil ich genügend selbst gestrickte Socken habe. Obwohl: selbst gestrickt stimmt nur in einem Fall für mich. Alle anderen Socken bekam ich als Geschenk, das macht sie für mich besonders wertvoll. Die ältesten davon sind 14 Jahre alt.
Drei Paare reparierte ich für meinen Mann, davon waren zwei von mir gestrickt, ein Paar kam von meiner Schwiegermutter.
Ich machte mich sehr enthusiastisch an die Arbeit und nahm sieben Paare zum örtlichen Stricktreffen mit.
Eine spannende Diskussion fesselte die Gruppe. Ein Highlight war die Aussage, man neige zu Reparaturarbeiten an Vollmond. Kein Witz. Ich bin zu phantasielos um mir das auszudenken.
Habt ihr gemerkt, dass ich den Begriff "stopfen" vermieden habe?
Dazu eine Randbemerkung: viele verstärken die Sockenfersen mit Beilaufgarn oder verschiedenen Stricktechniken, die verdichtetes Gewebe erzeugen. Weder bei mir, noch bei meinem Mann, noch bei anderen Bekannten, die Stricksocken tragen habe ich je erlebt, dass sich Socken an den Fersen abwetzen. Nichtmal früher beim Skifahren oder bei langen Wanderungen, wo die Socken ständig an Schuhwänden gescheuert haben, ist das passiert. Dementsprechend ist es natürlich überflüssig, dort Verstärkung einzuplanen.
Bei Socken, die täglich in Arbeitsschuhen getragen werden, könnte ich mir es vorstellen.
Bei der Analyse der Socken zeigten sich mehrere Zustände der Abnutzung
- Bei mir zeigten sich dünne Stellen und Löcher am Übergang zum Fußgewölbe, also genau nach dem Fersenballen
- Sehr dünn und großlöchrig wurde es dann an den Ballen, also bei der Auflage der Metatarsalknöchelchen
- Bei meinem Mann, der sehr lange (Gr. 47) und schmale Füße mit hohem Spann hat, zeigten sich abgewetzte Stellen ebenfalls am Ballen, Löcher am Innenballen und am langen Zeh
Verschiedene Ausgangslagen erfordern verschiedene Maßnahmen.
- Zuerst habe ich es mit dem probiert, was allgemein unter Stopfen verstanden wird, dem Webstopfen. Ja mei!
Das ist für überschaubare Löcher und nicht zu dehnbarem Gestrick noch OK. Dieses Loch ist ja abgegrenzt, aber in den allermeisten Socken ist noch dünngelaufenes Gestrick drumrum, also von der Sockenwolle ist nur noch der Polyesteranteil vorhanden.https://www.ardmediathek.de/video/dahoam-is-dahoam/gscheid-praktisch-mit-uri-socken-stopfen/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzM3MGI4Y2Q4LWQ1NWUtNDIwZC1iYzQ4LTgwNWQzZGVmM2MzZA
Fazit: zeitaufwändig, erfordert Geduld und Sorgfalt. - Nachdem das Loch zu war, habe ich das dünne Drumherum mit zweierlei Maßnahmen versucht zu verstärken.
1. Mit dem Maschenstich, neudeutsch auch "Swiss Darning" genannt. Ja, bei kleinen überschaubaren Stellen geht das. Man braucht eeeeewig, aber die Optik ist schon überzeugend https://eigenwerkerei.de/anleitung-socken-stopfen/
2. Die Nylonfäden habe ich als Basis zum Einweben genommen und mit Webstopfen die dünnen Stellen verdichtet. - Nachdem ich pro Socke eine Stunde beschäftigt war, und meine Kumpaninnen derweil einiges gestrickt hatten, bekam ich gute Ratschläge. Die eine trennt die abgelaufene Stelle heraus und strickt ab der Stelle neu, bis zur Spitze. Löblich. Sehr löblich sogar, aber darauf hatte ich keine Lust.
Die andere zieht Spannfäden und macht darauf den Maschenstich, so wie hier gezeigt. https://bastelfrau.de/die-strickstopfe
In der Tat würde ich diese Technik an einem Pulli oder einer Jacke durchführen, aber an einer Socke? Ich weiß jetzt, wie lange sowas dauert. - An diesem "Strick"-Nachmittag hatte ich gerade mal drei Socken wieder hergestellt. Diese stopfte ich nicht zum ersten, sondern mindestens schon zum dritten Mal. Die Beobachtung, die von anderen geteilt wurde: wenn man das Loch und das Drumherum ausgebessert hat, werden die Stellen daneben schadhaft. Eine Dauerlösung sind die Reparaturen nicht, irgendwann geht jede Socke einmal den Weg alles Irdischen und kann dann aber noch für Hundespielzeug, Stopfmaterial für Kissen oder wasweißdennich verwendet werden.
Wir sind aber noch nicht fertig.
Zwei Methoden habe ich noch angewandt. - Überzeugt hat mich die Methode, einfach ein Läppchen übers Loch zu stricken, damit kann man auch gleich dünne Stellen überstricken.
https://stichfest.net/ganz-einfach-socken-stopfen/
Geht in jedem Fall schneller als die Webstopferei oder das Maschenstich-Gefummel. Man könnte vielleicht meinen, das trägt beim Laufen auf oder drückt sich in die Haut. Wenn man nicht gerade Prinz:essin auf der Erbse ist, merkt man gar nichts. - Ganz neu war für mich die Technik mit dem Langettenstich. Für mittelgroße Löcher ohne dünne Stellen drumrum - zB an der größten Zehe - eine tolle Option, die mich begeistert hat. https://www.youtube.com/watch?v=gyeYBIeKZxg
https://www.youtube.com/watch?v=9i6lRzdQuDs
https://www.youtube.com/watch?v=5ZfT0S6YjME
https://www.youtube.com/watch?v=kyPZ70U7Ikk
Hütet euch vor vollmundigen Anpreisungen, wie "Sockenstopfen leicht gemacht". Da kommen oft bilderfreie "Anleitungen", in denen ohne Anschauungsmaterial Vorgehensweisen beschrieben werden.
Ich freue mich jedenfalls, dass Sockenreparaturarbeiten in der nächsten Zeit erstmal nicht mehr nötig sind.