Enttäuschung statt Abwechslung

Am meisten Spaß macht mir, wie ich feststellte, das Ausmalen von Blumen und Blüten. Davon sind im Basford-Buch deutlich weniger enthalten als Blätter. Ein zusätzliches Buch musste her, nein, am besten gleich zwei.

Aufgrund der guten Bewertungen kaufte ich zwei Bücher aus dem Kleestern-Sortiment, „Idyllische Blumenmuster“  und „Mein Gartenparadies“  .

Leider bieten diese Bücher mir nicht das, was ich mir vorgestellt und gewünscht hatte. Ja, es sind „Blumen“ drin. Aber die sind so platt gezeichnet, dass man ihnen auch mit viel Mühe kein Leben einhauchen kann. Vieles erinnert mich an Tapetenmuster, weil sich immer dieselben Elemente wiederholen. Als „anspruchsvoll“ gilt hier offenbar, dass ein Motivteil zusätzliche Linien in winzigster Auflösung enthält, für deren präzises Ausmalen man wahrscheinlich ein Mikroskop (und fürs Schärfen der Stifte ein Mikrotom) benötigen würde. Leider machen diese Dekorationen die Motive in keiner Weise schöner. Sie sind einfach nur wirrer. Ein paar Seiten weiter findet man eine Ausschnittvergrößerung des selben Motivs, das ist dann wohl für die „weniger Anspruchsvollen“ gedacht. Es wäre einfacher auszumalen, aber die Muster sind überhaupt nicht stimmig.

Weshalb muss ein Apfel acht verschiedene Müsterchen enthalten, die weder stilistisch noch im Grad der Detaillierung zueinander passen? Viele Seiten enthalten zudem so ein Wirrwarr an Elementen, dass es schwer fällt, sich zu orientieren. Was ist Vordergrund, was Hintergrund? Wie soll ich das zu einem halbwegs stimmigen Bild zusammenfügen? Und weshalb soll ich Freude daran haben, immer dasselbe platte Tapetenmuster immer wieder neu auszumalen?

Hier ein Bild, das für mich einigermaßen Potenzial hatte, sich ausmalen zu lassen.

kleestern-vogelhaus

Leider meinte der Illustrator wohl anfangs, es sei zu leer, deshalb fügte er zwei „Blumen“ hinzu, die vom Stil her überhaupt nicht hineinpassen (ich habe sie zum leichteren Erkennen blau und lila gemalt); und weshalb die eine Blüte im Hintergrund eine Spirale in der Mitte bekam, verstehe wer will.

Im „Blumenmuster“-Buch sind zum Teil dieselben Motive, die man auch im „Gartenparadies“ findet. Das ist naheliegend, aber damit habe ich nicht gerechnet. Im „Gartenparadies“ sind übrigens auch Eulen-Bilder. Ich wette, dieselben Bilder tauchen auch im „Eulen“-Buch des Verlages auf.

Ich möchte echte Vielfalt, keine permanenten Wiederholungen von platten Elementen. Ich verzichte gern auf Winz-Detaillierungen, die nicht zum Motiv passen und nur hinzugefügt wurden, damit es „anspruchsvoller“ auszumalen ist. Ob ein Bild „anspruchsvoll“ ist, entscheidet für mich nicht das Kleinklein, sondern vor allem das Potenzial. Statt mich durch die Irrungen und Wirrungen von zu viel Copy&Paste zu kämpfen, lege ich gern eigenständig Schattierungen und Verläufe in größere Flächen. Das funktioniert aber nur, wenn es auf dem Papier nicht zu wirr zugeht.

A propos Papier: Auch da besteht Optimierungspotenzial. Das Papier ist sehr dünn und so glatt, dass manche Farbstifte darauf kaum haften. Es soll natürlich nicht so rauh sein, dass man die Farben nicht in die „Täler“ bringt, aber ich wünsche mir doch so viel Biss, dass man wenigstens zwei bis drei Lagen Farbe drauflegen kann, um einem Motiv etwas mehr Dimension zu verleihen.

kleestern-pilz

Mit viel Druck konnte ich diesem bedauernswerten Pilz (er ist im Original knapp 7 cm hoch und nur Teil eines kleingemusterten Ensembles) ein wenig Schattierung geben. Weshalb er das wenig pilzgerechte Muster bekam, bleibt das Geheimnis des Illustrators. Ohne das alberne Muster und mit mehr Biss im Papier hätte man ihm passende Farbverläufe und damit mehr Plastizität geben können.