Das war nix

Gelegentlich bin ich spontan und beginne ein neues Strickprojekt ohne großes Nachdenken. Das geschah, als ich vor einiger Zeit auf der Hobbii-Website über die kostenlose Anleitung „Clara“ für einen Zopfmusterpullover stolperte.

Eigentlich gefiel mir das dort gezeigte Modell nicht besonders. Die Stickerei finde ich scheußlich, der Pullover wäre mir viel zu kurz, die Angaben für die Patentmaschen waren konfus und die Reihenangaben fürs Verkreuzen uneinheitlich. Aber man kann ja einiges weglassen, anderes anpassen, und wie man Patentmaschen strickt, weiß ich. Alles in allem schien es eine angenehme Herausforderung zu sein, und Zopfmuster mag ich sowohl gern stricken als auch tragen.

Passendes Garn fand sich im Vorrat, zwar keine reine Wolle, aber von der Stärke her vergleichbar. Die Schemazeichnung für die Verkreuzungen beschriftete ich mit meinen selbst ermittelten Reihenzahlen und weiteren Anmerkungen, und dann ging’s los. Anfangs kam ich auch gut voran. Aber schon nach relativ kurzer Zeit störten mich die Unregelmäßigkeiten und die unübersichtlichen Symbole. Es machte einfach keinen Spaß mehr. Und so blieb dieses Gestrick einstweilen liegen, und andere, kleinere Projekte bekamen Vorrang.

Wenn aber zu viele angefangene Strickarbeiten mich mehr oder weniger vorwurfsvoll anschauen, wird es selbst für mich unangenehm. Dann hilft nur noch Sortieren, nach positiven und negativen Gesichtspunkten:

  1. Was kann relativ zügig beendet werden?
  2. Was hat einen Termin (Geburtstag, Weihnachten, …), zu dem es fertig sein sollte?
  3. Was finde ich so schön oder brauche es so dringend, dass ich es auf jeden Fall beenden will?
  4. Was brauche ich bis auf weiteres bestimmt nicht?
  5. Was macht keinen Spaß (mehr), weil sich das Material nicht gut verarbeiten lässt?
  6. Was macht keinen Spaß (mehr), weil das Muster mir auf die Nerven geht?

Für „Clara“ trafen die Punkte 4 und 6 zu. Ich habe diverse dicke, warme Pullover, mit denen ich garantiert gut durch den Winter komme, selbst wenn er sich als hart erweisen sollte. Und das ständige Zählen und Prüfen, in welcher Runde denn nun welcher Zopf wie verkreuzt wird, ließ beim Stricken keine Entspannung aufkommen. Deshalb wird geribbelt. Das Garn ist zu schade, um zu einem ungeliebten Projekt zu werden; es wird sich etwas Besseres finden.

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