Hallo Sandie,
gerade, wenn man Strickwaren und Handarbeiten mag und viele Kinder hat, die man in jungen Jahren gut bestricken kann, ist eine Strickmaschine schon sehr nützlich. Ich finde es also ein bisschen schade, wenn Du den Gedanken ganz fallen lässt. Jede Beratung ist ja auch ein bisschen Geschmacksache, aber ich schreibe Dir mal meine Gedanken zu den Maschinen, vielleicht überlegst Du es Dir doch nochmal.
1. Also, zu der Singer 2121, die dich interessiert hat, gebe ich folgendes zu bedenken: Diese Modell hatte ich auch einmal und es wurde in DM Zeiten mir zu einem Sonderpreis von 1000 DM verkauft. Mit dieser Maschine war das Stricken jedoch eine ziemliche Quälerei. Das Model - in Frankreich hergestellt - hatte eine relativ geringe Auflage und war nicht wie der Großteil der Singer-Strickmaschinen dieser Optik mit einem Metallbett ausgestattet, sondern beide Betten waren aus einem leicht transparentem Plastik. Das Plastik war aber mehrere Jahre, obwohl nagelneu erworben (damals noch in einem Singer-Fachhandel), niemals so leichtgängig wie der gleiche Typ mit Metallbetten, der teurer verkauft wurde. Bei mir zeigte sich im Laufe der ersten 3 Jahre, dass das Plastik versprödete und sogar hier und da Risse bekam, obwohl ich die Maschine gut behandelt habe. Das Stricken machte mir hier keinen Spaß, weil der Schlitten ausgesprochen schwergängig lief und oft im Gestrick stark bremste. Das kann bei mir ein Montagsmodell gewesen sein, behalte es aber mal im Hinterkopf und prüfe die "Leichtgängigkeit", falls Du mit dem Model 2121 von Singer liebäugelst. Wenn es Singer sein muss, ist bei diesem Modeltyp ein Metallbett sicher besser/ratsamer. Die Anleitung der Singer fand ich nicht so toll,man kann zwar einige Muster durch Tastenkombinationen machen, aber es sind wenige und es ist sehr viel Handarbeit und Umhängerei nötig.
2. Wenn Du einfach mal ausprobieren willst, wie man so mit einer Maschine strickt und es Singer sein sollte, kann ich auch noch das Model Singer Solo Extrabreit empfehlen. Das ist ein reiner Grobstricker für Garne von Singer, auch ein Plastikbett, aber leicht und unkompliziert zu handhaben. Nachteil: Nicht aufrüstbar mit Doppelbett und keine Fadenführung, d.h. man muß den Faden in jeder Reihe von Hand in die Reihe geöffneter Nadeln einlegen. Das geht schnell, ist aber nicht sehr komfortable.
Weiterer Nachteil: Du kannst hier zwar Maschen verzopfen oder Lochmuster machen, aber auch nur durch Umhängen. Der Grobi verstrickt Garne ab Stärke 3-4, auch Effektgarne. Bündchen sind schnell mit der Hand gemacht. Diese Maschine ist ideal einfach und kostengünstig, gut für Anfänger...
Nachteil - nach meinem Empfinden bei Singer generell:
- kleiner Markt, daher wenig Ersatzteile im Gegensatz zu Brother
- Anleitungen spartanischer und weniger gut bzw. ausführlich wenn man autodidaktisch lernen will.
- weniger Internethilfen (Anleitungen, Muster, Zubehör, Aufrüstmöglichkeiten) als zum Beispiel bei Brother
- Doppelbett bleibt, falls vorhanden, fest dran und kann nicht für eine bessere Sicht nach Bedarf abgenommen werden. D.h. dass zum Beispiel wenn man nur glatt rechts strickt und Zöpfe macht, das Doppelbett immer vor einem im Weg sitzt und man das Gestrick nicht durchgängig kontrollieren kann.
Größter Nachteil: Singer Maschinen haben kein Maschengitter, was sehr praktisch ist, wenn man das Gestrick miteinander verbinden will z.B. bei Schulter oder Halsabschlüssen. Man muss bei Brothermaschinen den Halsabschluss nicht mit der Hand annähen (man kann, aber man muss nicht
)
Brother:
- Brother Maschinen sind unverwüstlich, sehr langlebiges Material, gut selber zu warten, was hier in der Regel nur bedeutet, dass man die Maschine ab und zu ölt und vielleicht mal eine Nadel austauscht.
- viele Anleitungen sind auf Brother Maschinen im Netz zu finden und einfach nachzustricken,ob nun Pullis, Handschuhe oder Mützen.
- viel Zubehör, Ersatznadeln werden noch neu angeboten
- je nach Model sind Brothermaschinen nach und nach gut aufzurüsten. Es gibt eine Vielzahl von Arbeitserleichterungen und Spielereien, die man im Laufe der Zeit ausprobieren kann. Hierzu gehören die Lochmusterschlitten, elektronische Schlitten (KG - aufrüstbar je nach Modeltyp), Umhängeschlitten, PC - Anbindungen (optional je nach Model).
Für jemanden, der so etwas mal ausprobieren möchte, kann es am günstigsten sein, mit einer alten Lochkartenmaschine anzufangen wie z.B. mit einer KH-860, erstmal nur mit einem Einbett, aber aufrüstbar mit KG und Doppelbett. Der Lochmusterschlitten gehört schon dazu. Ausser Rechts-Links Muster und Bündchen könntest Du hier mit dem Einbett schon sehr viel an Mustern machen, also glatt rechts gestrickte Pullis, süße Lochmuster, Tuck-Muster, Norwegermuster, Vorlegemuster. Verzopfen geht auch, wie bei allen Maschinen durch Umhängen per Hand. Sollte Dir das gefallen und du hiermit gut zurechtkommen, kannst Du durch z.B. ein Doppelbett aufrüsten - peu a peu.
Sollte es dir nicht gefallen, dann verkauft sich die Brother Maschine nach meinem Einschätzen für den selben Wert, den du dafür gebraucht bezahlt hast auch wieder weiter. Für die KH-860 musst du ungefähr mit 200 Euro rechnen, ohne Doppelbett. Die KH-830 und KH-840 sind genauso OK, können aber - wenn ich das richtig in Erinnerung habe - nicht mit einem KG laufen (den man aber vielleicht sowieso nicht will). Auch diese letzten beiden Nr. sind mit Doppelbett aufrüstbar.
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Noch eine Anmerkung zur Garnstärke. Maschinenstrickgarne sind über das Internet auf Konen (Kegeln) gut bestellbar und auch hier gibt es oft Schnäppchen. Der Preis von einzelnen Knäuln im Einzelhandel ist meist teurer. Meine Kindersachen habe ich gerne mit Baumwoll-Acryl-Mischungen oder Merino Garnen gestrickt. Das waren Pullis, die man im Winter in den Innenräumen gerne trägt. Ich habe meist 3 Fäden 30/2 oder 4 Fäden 30/2 verstrickt. NOCH dicker ist meist gar nicht ratsam, es sei denn, man macht Pullis, die man ohne Jacke draußen im Winter anziehen will oder man will gezielt Effektgarne verarbeiten. Bei dieser Garnstärke z. B. 30/2 (siehe Tabelle Wollhamster oder Wollpalast - winke und Gruß an dieser Stelle für die tolle Tabelle und Infos
) bekommt man 1 kg Konen in der Regel zwischen 6 und 10 Euro. Dies nur mal als Schätzung für den Preis der Kindersachen. Ich verstricke oft Garne von TVU, ein deutscher Hersteller aus Süddeutschland, also kein China-Gift-Farben-Mix.
Als Nicht-Maschinenstricker meint man immer, es müssten Garne ab Stärke 3 sein, weil man die dünneren vom Handstricken her weniger oft sieht und sie einem nicht so geläufig sind, auch nicht, dass man sie mehrfach nehmen kann...
Du siehst, es ist unverkennbar,dass ich ein Brother und Strickmaschinen-Fan bin, vielleicht konnte ich dich etwas anstecken
das Thema Strickmaschine nicht für immer fallen zu lassen.
Entschuldigt bitte meinen Roman
und etwaige Rechtschreibfehler, manchmal überkommt mich einfach die Strickmaschinenschwärmerei