Selbstständigkeit und Finanzen

Man will ja auch mal über was anderes als Stricken reden ;-)
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strickistrick
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Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von strickistrick »

Hallo zusammen:)

Das Thema ist wirklich etwas Off Topic, aber dafür ist dieser Threat ja gemacht. Ich wollte mich einmal erkundigen, ob es hier Selbstständige unter euch gibt und wie ihr das so mit den Finanzen handhabt? Ich würde mir da nämlich gerne ein kleiner Nebenerwerb aufbauen, habe aber ziemlichen Respekt davor...
Da ich ein ziemlich quirliger Typ bin, gehen mir schon mal ein paar Sachen durch den Lappen oder ich verlege wichtige Dokumente... Gerade beim Thema Finanzen verliere ich deshalb schnell den Überblick und ich bin mir echt unsicher, wie ich das angehen kann. Ich habe mich auch schon ein bisschen im Internet schlau gemacht (ich kann sonst unten noch verlinken, was ich schon gelesen habe), aber irgendwie brauche ich immer noch "richtige" Menschen, die mir ihre Erfahrungen preisgeben, weil dem Internet vertraue ich eben doch nicht ganz... :wink: Und das ist zum Teil auch etwas kompliziert geschrieben...
Deshalb wäre ich jetzt echt froh um ein paar Tipps, Erfahrungen oder Berichte. Ich überlege mir ein Girokonto zu eröffnen, lohnt sich das? Wo habt ihr euch eingelesen, oder habt ihr einfach gestartet? Wie organisiert ihr euch? Habt ihr Kredite aufgenommen und was muss mensch dafür beachten?

Ich bin wirklich mit der Thematik etwas überfordert und freue mich auf eure Meinungen, Erfahrungen und Tipps.

Ganz liebe Grüsse und vielen Dank!!! :D


Bisher haben ich diese Artikel gelesen:
-ein Artikel über Mikrokredite (finde die URL gerade nicht mehr)
-einige Artikel übers Selbstständig werden
-Ein Artikel über Girokonti für Selbstständige auf der Seite fitformoney.de
Vieles erfahren haben, heißt noch nicht Erfahrung besitzen.
Siebenstein
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Siebenstein »

Hallo,
leider schreibst du nicht, womit du dich selbständig machen willst und welchen Umsatz du anstrebst, so wird man dir nicht alle Fragen umfassend beantworten können.
Ich kann dir nur aus meiner eigenen Erfahrung mit einem Kleingewerbe (umsatzsteuerbefreit) berichten.

Bevor ich loslegen konnte, brauchte ich eine Gewerbeanmeldung (-> Gewerbeamt), eine Anmeldung bei der Handwerkskammer und eine Steuernummer (-> Finanzamt)
strickistrick hat geschrieben: Di Mär 02, 2021 14:41 Ich überlege mir ein Girokonto zu eröffnen, lohnt sich das?
Ein eigenes Geschäftskonto ist sinnvoll, um geschäftliche Transaktionen von privaten zu trennen. Wenn du dein privates Konto geschäftlich nutzt, kann es passieren, dass deine Bank es in ein (teureres) Geschäftskonto umwandelt.
Ich hatte für mein Gewerbe ein eigenes preiswertes Online-Konto eröffnet.
Wo habt ihr euch eingelesen, oder habt ihr einfach gestartet?
Hauptsächlich im Internet; ich habe allerdings ein paar mehr Artikel gelesen als du 8-)
Wie organisiert ihr euch?
Ich selber bin ein gut organisierter Mensch ;), und für mein Gewerbe brauche ich nur ein paar Excel-Tabellen (Einnahmen, Ausgaben, Rechnungen...) und Ordner für den Papierkram.
Habt ihr Kredite aufgenommen und was muss mensch dafür beachten?
Ich habe keinen Kredit aufgenommen. Aber ich denke, dass man dabei auf ähnliche Dinge achten muss wie bei einem Privatkredit.

Was ich geschrieben habe, gilt für mein Kleingewerbe. Wenn du dich im größeren Stil selbständig machen willst, solltest du mit deinem Steuerberater oder einem Existenzgründungsberater (z. B. bei deiner Bank) darüber sprechen, da wirst du sicher nützliche Hinweise bekommen.
Hummelbrummel
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Hummelbrummel »

Ergänzend:
Ein guter Ort, um sich schlau zu lesen, sind auch die Seiten der IHKs (Industrie- und Handelskammern), die es in verschiedenen Städten und Regionen gibt. Die Ratschläge dort sind jedenfalls seriös und aktuell.
Gegebenenfalls kann man sich dort auch beraten lassen.

Ordnung in Rechnungen ist unerlässlich.

(Ich bin ebenfalls mit umsatzsteuerbefreitem Kleingewerbe "unterwegs")
lillywhite
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von lillywhite »

Hallo,
ich war lange "richtig" selbständig und bin jetzt nur noch Kleingewerbler. Wenn Du nicht etwas näher erläuterst, in welcher Größenordnung du dich selbständig machen willst, ist Hilfe schwierig. Ein Kleingewerbler kann mit WISO-Steuer glücklich und zu frieden sein, ein richtiges Unternehmen braucht mindestens einen Steuerberater und eine Bank des Vertrauens, um eventuelle Finanzierungen bzw. Förderungen zu wuppen. IHK ist auf jeden Fall ein guter Tipp - teilweise bieten die auch kostengünstige oder kostenlose Seminare an.
Je nach dem, was Du jetzt machst, ist eventuell auch das Arbeitsamt ein Ansprechpartner für dich...

Vorsichtig geboten ist bei der Beantragung des Gewerbescheins, ein Fehler in der Formulierung und du landest nicht bei der IHK sondern bei der Handwerkskammer und die kennen auch mit Kleinunternehmern keine Gnade. Das wird Beitragstechnisch teuer.
Getrenntes Bankkonto ist in meinen Augen ein Muss.
Garantiert hilfreich ist Grundwissen in Buchhaltung und kaufm. Rechnen. Auch wenn als Kleingewerbler vielleicht nichts mit Umsatzsteuer etc. am Hut hat.
Wichtig ist die Frage nach dem Vertriebsweg: Willst Du auf Märkte, in Fachvermietungen oder auf einem Onlineportal verkaufen? Da warten die nächsten Stolpersteine bzw. Abmahnanwälte...
Wir brauchen mehr input!
Liebe Grüße
Christine
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Kerstin
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Kerstin »

strickistrick hat geschrieben: Di Mär 02, 2021 14:41Ich bin wirklich mit der Thematik etwas überfordert und freue mich auf eure Meinungen, Erfahrungen und Tipps.
Hallo,

einen sehr wichtigen Hinweis findest du hier:
viewtopic.php?f=4&t=38226

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Anne H. »

Hallo Strickistrick,
es ist wirklich schwierig was zu Deiner Frage zu sagen, wenn man keine Informationen über die Ausrichtung hat!
Internethandel? Anfertigung von Kleidung? Ladengeschäft?
Meiner Ansicht nach ist es für "einen kleinen Nebenerwerb" ein großes Risiko einen Kredit aufnehmen zu wollen!
ich selbst bi seit 7 Jahren Kleinunternehmerin im Textilbereich, mit Gewerbeschein, Kammerzugehörigkeit, Betriebshaftpflicht und Steuerberater - was bedeutet VIEL Arbeit und sehr wenig Geld plus große Unsicherheit , einen , noch so kleinen Kredit hätte ich zu keiner Zeit tilgen können.
Und , man sollte schon ziemlich gut sein, in dem was man mit diesem Schritt professionalisieren möchte!
strickende Grüße
Anne
Gerrit Ludwig
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Gerrit Ludwig »

Hallo!

Es ist großartig, dass du daran denkst, dir einen Nebenerwerb aufzubauen, und es ist normal, ein gewisses Maß an Unsicherheit zu haben. Hier sind ein paar Tipps und Ressourcen, die dir helfen könnten:

Girokonto: Die Eröffnung eines separaten Geschäftskontos kann dir helfen, deine persönlichen und geschäftlichen Finanzen zu trennen. Es erleichtert auch die Buchführung und Überwachung deiner Einnahmen und Ausgaben.

Informationsquellen: Neben dem Internet kannst du dich auch an Fachbüchern, Blogs oder Foren für Selbstständige orientieren. Es gibt viele Ressourcen, die dir helfen können, die Grundlagen der Finanzverwaltung zu verstehen.

Organisation: Es ist wichtig, gut organisiert zu sein, um den Überblick über deine Finanzen zu behalten. Verwende ein Buchhaltungsprogramm oder eine App, um Einnahmen und Ausgaben zu verfolgen. Setze dir auch regelmäßige Termine, um deine Finanzen zu überprüfen und wichtige Dokumente zu sichern.

Kredite: Wenn du einen Kredit in Betracht ziehst, ist es ratsam, sich über die Bedingungen und Zinssätze zu informieren. Vergleiche verschiedene Angebote und prüfe, ob ein Kredit für deine spezifischen Bedürfnisse geeignet ist.

Es ist immer hilfreich, mit anderen Selbstständigen zu sprechen, um ihre Erfahrungen und Ratschläge zu erhalten. Scheue dich nicht, dich mit anderen auszutauschen und ihre Tipps anzunehmen. Viel Erfolg bei deinem Nebenerwerb und der Finanzverwaltung!
Michaela
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Michaela »

Ach, wie nett, Gerrit!
Sich einen alten Link heraussuchen, eine Antwort schreiben und einen Spamlink (Casino) absetzen. Das kennen wir schon. Auf diese olle Idee, sich zum Zwecke von Werbemaßnahmen anzumelden, sind andere schon vor Jahren gekommern.
Admin hat zu diesem Zweck extra eine kleine Info verfasst viewtopic.php?t=38226.
Und leider, leider führt Zuwiderhandlung zur Sperrung, auch, wenn die Idee, den Link in die Signatur zu setzen, originell ist.
Zu glauben, dass man nach über zwei Jahren an deiner Antwort noch interessiert ist, weniger.
Und dass du dir die Rubrik "Off Topic" für deine Beiträge rausgesucht hast, ist auch klar: zu Strickthemen hast du vermutlich nichts Fachliches beizutragen, auch wenn du im Profil eine Stickmaschine eingetragen hast.
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Viele Grüße - Michaela
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Kerstin »

Anscheinend gibt's irgendwo ein Sommerloch, und diverse Spammer (aus Südafrika und Thailand, soweit ich es ermitteln konnte) versuchen es zu füllen. Oder sie versuchen, mit Spam das Geld für ein Ticket nach Hause zu verdienen.
Danke fürs Sperren.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von beaune »

Es hat etwas gedauert, bis ich geblickt habe, dass das ein alter Tread ist. Aber beim Durchlesen stolperte ich über die Aussage von lillywhite,
Da warten die nächsten Stolpersteine bzw. Abmahnanwälte...
.

Was wird da abgemahnt? Was ist überhaupt verboten, was darf man? Darf ich ein Muster, das ich irgendwo an einem Pulli gesehen habe, abkupfern und in einem z.Bsp. Schal verarbeiten, den ich dann verkaufen möchte? Kann ein Designer tatsächlich verbieten, dass man nach seiner (gekauften oder freien) Anleitung produzierte Stücke verkauft? Ist ja schließlich meine Handarbeit drin, die ich da verkaufen will? Wie sieht das rechtlich aus, kann mir das bitte jemand erklären?
Viele Grüße Petra

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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Michaela »

Petra, bei einem Werkstück ist wesentlich, dass eine eigene geistige Schöpfungsleistung drinsteckt.
Ich habe bei einer befreundeten Designerin einmal einen Rechtstreit über eine Anleitung miterlebt, da hieß es, das neue Stück müsse eine Abweichung von 30% haben. Dazu gehört nicht, das allerselbe Stück in anderer Farbe zu arbeiten.
Kann ein Designer tatsächlich verbieten, dass man nach seiner (gekauften oder freien) Anleitung produzierte Stücke verkauft? Ist ja schließlich meine Handarbeit drin, die ich da verkaufen will?
Ja.
Es greifen zwei Dinge:
Mit dem Urheberrecht soll der Schöpfer/die Schöpferin eines Werkes geschützt werden. Dabei stehen vor allem seine/ihre eigenen Ideen und seine wirtschaftlichen Rechte im Vordergrund. Das Urheberrecht gilt für alles, was geschaffen wurde. In dem Moment, indem ich diesen Text schreibe, ist er auch schon urheberrechtlich geschützt, das muss ich nicht dazu schreiben. Der Schöpfungswert ist nicht sonderlich hoch, weil ich veröffentlichtes Wissen in meinen eigenen Worten wiedergebe, aber die Wortwahl und der Satzbau sind gerade von mir aufgeschrieben worden.
Kurz: Wenn ein Werk erstellt und veröffentlicht wird, ist das geistige Eigentum daran schon automatisch zugesichert.
Streifenpullover sind manchmal kaum unterscheidbar. Das sollte aber nicht dazu verleiten, eine Anleitung herzunehmen, zigfach zB mit der Maschine zu stricken und zu verkaufen, ohne die Schöpferin, also die Besitzerin des geistigen Eigentums zu benennen. Und gefragt werden sollte sie auch, ob du dich an ihrem geistigen Eigentum bereichern darfst.

Das Copyright kommt aus dem amerikanischen Recht. Dabei geht es vor allem um die Rechte am Vervielfältigen und Kopieren eines Werkes. Deswegen bedeutet Copyright übersetzt auch „Kopierrecht“.

Oft genug steht bei Anleitungen, dass man Stücke aus der Anleitung nacharbeiten und verkaufen darf, aber nur mit Erwähnung, wer die Anleitung entwickelt hat. Wessen Hand- oder Fleißarbeit bei der Reproduktion darin steckt, ist da egal. Da greift das Urheberrecht, also die Urheberin darf bestimmen, was mit ihrer geistigen Schöpfung passiert.

Gemäß Artikel 5 der Datenschutz Grundverordnung (DSGVO) werden nicht nur persönliche Daten, sondern genau auch das geistige Eigentum besonders geschützt. Wenn man eine Quelle (Name und Herkunftsort) findet, muss sie angegeben werden (zB "Ich habe ein Design nach der Anleitung von XYZ leicht abgewandelt nachgearbeitet"). Manchmal hat ein Urheber auch die alleinigen Rechte, dann steht da „Alle Rechte vorbehalten“. Oder es steht bei Anleitungen oft "nur zum persönlichen Gebrauch". Dann darf das Werk nicht für wirtschaftliche Zwecke benutzt werden. Wer fremde Inhalte geschäftlich nutzen möchte, muss sich immer immer direkt an den Urheber wenden, in der Regel geht es um Inhalte, die man im Internet findet.
Ich habe mich einmal an eine Schweizer Urheberin der Anleitung für einen recht komplexen Zwerg gewandt, also ein Werk mit größerer Schöpfungshöhe. Ziel war, mehrere Zwerge in einer Gruppe Strickerinnen zu arbeiten und am Schul-Bazar zu einem guten Zweck zu verkaufen. Das wurde gestattet. Die Zwerge zu arbeiten, um sie zur persönlichen Bereicherung zu verkaufen, hat sie untersagt.
Für das Copyright gibt es in D kein eigenes Gesetz, es fällt alles unter das Urheberrecht.

Beispiele für Raubkopien gibt es viele, man denke an die Designertaschen mit Logos, oder dass man im Urlaub zu einem Bruchteil des Preises Poloshirts mit dem Lakotz-Krokodil kaufen kann. Da kann die Näherei auch nicht sagen: wir haben die schließlich kopiert und selbst genäht, das geistige Eigentum hat Vorrang, und das liegt bei Lakotz oder denjenigen, die die Lizenz zur Herstellung und Verbreitung erworben haben.

Der erste Gedanke sollte also nicht sein: "schließlich habe ich das angefertigt", sondern: "wessen geistiges Eigentum, wessen Schöpfungswerk verwende ich da?"

Das gilt auch bei anderen Dingen: das Urheberrecht des Schwarzwälder Schinkens zum Beispiel. Wer den woanders als im Schwarzwald nachmacht, muss schreiben "Schinken Schwarzwälder Art".
Oder bei Möbeln. Wer Möbel von zB Chippendale oder Bauhaus nachbaut, darf sie nicht "Chippendale-Möbel" oder "Bauhaus-Kommode" nennen, sondern muss dazu schreiben "Chippendale nachempfunden" oder "Bauhaus-Inspiriert".
Ich selbst habe zwei Jacken von Hanne Falkenberg vom Anblick der Bilder im Netz nachgestrickt ohne Anleitung, schon eine eigene Leistung, können sicher nicht alle. Dennoch habe ich die Urheberschaft der Idee benannt, erstens aus Respekt, zweitens um zu dokumentieren, von wem die Idee kommt. Meine Leistung war lediglich "von der Abbildung nachzustricken", auch mit anderen Farben. Aber die Grundidee hatte jemand anderes, und die ist geschützt, der Eigentümer der Idee darf damit machen, was er will, auch die Nutzung zu anderem als zum persönlichen Gebrauch verbieten.

Und was ich geschrieben habe, ist auch nur ein Streiflicht, jemand mit Absichten sollte sich juristischen Rat holen.
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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von beaune »

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, liebe Michaela.

Müsste ich, wenn ich zBsp mein Savannentuch verkaufen wollte, nichts machen (ich hatte die Muster von irgendwelchen Pullis oder Socken abgekupfert, du hattest damals sogar nachgefragt, ob es eine Eigenkreation wäre
viewtopic.php?t=44213 ), weil ich ja etwas völlig anderes aus einem Muster gemacht habe, das dürften ja mehr als 30% verändert sein, oder?
grübel
Viele Grüße Petra

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Re: Selbstständigkeit und Finanzen

Beitrag von Michaela »

Klar, wenn du mehrere Muster zu einem neuen Werk zusammenfügst, ist das eine Neuschöpfung.
Viele Muster sind ohnehin aus Mustersammlungen, bei denen der Ursprung oft nicht mehr nachzuvollziehen ist.
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