Nachbehandlung von RVOs bzw. Rundstrickteilen

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Antigone
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Nachbehandlung von RVOs bzw. Rundstrickteilen

Beitrag von Antigone »

Hallo!

Ich kenne das Pullover-Stricken bisher nur so: man strickt die einzelnen Teile, und dann - um sie in Form zu bringen - pinnt man sie auf einer Unterlage fest und dämpft sie. Anschließend werden sie dann zusammengenäht.

Jetzt hab ich zum ersten Mal einen Pullover auf der Rundstricknadel. (und manno - ist das gemütlich zum Stricken!!!!) Nur - wenn das dann fertig ist: wie bring ich die einzelnen Teile dann in Form. Bzw. werde ich gar keine einzlenen Teile haben, weil ja alles im Ganzen gestrickt wird.

Auf ravelry war schon öfters - leider auf englisch - vom "blocken" nach dem Stricken die Rede. Hat das was mit der Nachbehandlung zu tun? Bzw., dass man das gesamte Ding vorm ersten Tragen erst mal Waschen und Trocknen soll.
Jetzt vermeide ich es eigentlich, soweit es geht, meine Pullover zu waschen. (irgendwie sind sie hinterher nie mehr so schön wie vorher.) Muss ich das unbedingt tun, oder kann ich das Strickding einfach so naturbelassen lassen, wie es ist? Wie macht ihr das? Wie bring ich den Pullover in seine endgültige Form?

lg, A.
Annette 1965
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Beitrag von Annette 1965 »

Hallo Antigone!

Ich nähe die Pullover- oder Jackenteile ohne jede vorherige Behandlung zusammen und würde das auch beim RVO so handhaben. Endgültige Form? Dann müßte man ja nach jeder Wäsche wieder neu spannen oder dämpfen.
Allerdings wasche ich meine Sachen immer vor dem ersten Tragen, einfach aus hygienischen Gründen. Durch das Waschen wird außerdem das Maschenbild noch ein wenig gleichmäßiger.

Beste Grüße von Annette
Kerstin
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Re: Nachbehandlung von RVOs bzw. Rundstrickteilen

Beitrag von Kerstin »

Hallo Antigone,

das ist ein weites Feld, wie der alte Briest es gesagt hätte.
Es ist nicht immer nötig und häufig sogar kontraproduktiv, Handgestricktes zu spannen und zu dämpfen. Besonders bei Synthetik-Garnen kann Hitze großen, irreparablen Schaden anrichten. Elastische Muster (Rippenmuster, Patent) würde ich nie dämpfen. Bei den meisten anderen Mustern und Materialien genügt es, sie in Form zu spannen, sofern das überhaupt nötig ist, und mit einem feuchten Tuch bedeckt trocknen lassen. Tücher spült man durch und spannt sie dann so weit, wie man mag.

Waschen und Waschbarkeit ist für mich oberstes Gebot. Gestricktes verändert sich nicht selten nach der Wäsche, und man will es doch vor allem nicht zehn Jahre ungewaschen verwenden. Deshalb werden meine Maschenproben vor dem endgültigen Ausmessen gewaschen und getrocknet. Dann erst wird ausgemessen und der Schnitt danach berechnet. Die Wäsche vor dem ersten Tragen hat auch den Sinn, Schmutzreste (vom Lagern und vom Stricken) und letzte Chemikalien (von der Behandlung des Garns) vor dem ersten Tragen zu entfernen. Ich kann mir nicht vorstellen, einen frisch gestrickten Pullover ohne Wäsche anzuziehen, da schüttelt's mich irgendwie. Immerhin habe ich das Ding möglicherweise wochenlang durch Bus und Bahn geschleppt und/oder in irgendwelchen Sofaecken herumliegen lassen, da bleibt das eine oder andere Schmutzpartikel gar nicht aus. Das möchte ich bitte vor dem ersten Tragen entfernt haben.

Sofern Du Dein Strickstück passend, also gemäß gewaschener Maschenprobe, gestrickt hast, sollte es nach der Wäsche auch die richtige Form haben. Hat es das nicht, dann ist etwas schief gelaufen.
Es genügt, wenn man einen Pullover oder eine Jacke nach der Wäsche bei höchster Umdrehung schleudert und dann in Form gelegt trocknen lässt.
Ja, ich bin Schleuderfan. Je weniger Restfeuchtigkeit im Material ist, desto schneller trocknet es und desto weniger kann es sich verziehen. Wolle verfilzt übrigens nicht durchs Schleudern, da wird sie nämlich nur gegen die Trommelwand gepresst.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Antigone
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Beitrag von Antigone »

Hallo!

So, ich muss das Thema noch mal aufgreifen. Immerhin nähert sich mein rundgestrickter Pulli langsam seiner Vollendung.

Was mach ich jetzt tatsächlich damit, wenn er fertig ist? Was meinen die bei Ravelry denn jetzt mit "to block"?
Waschen - OK. Allerdings werd ich das per Handwäsche machen. (Die Maschenprobe hatte sich dadurch übrigens nicht verändert.) Und dann? Ausdrücken? Auswringen wohl lieber nicht... Und Schleudern tät ich mich schon gar nicht trauen. Also tropfnass trocknen lassen im Liegen? In Form ziehen - muss man/geht das überhaupt? Oder doch irgendwie aufspannen?

Ich hoffe doch noch auf ein paar Tipps. Nciht, dass die viele Arbeit durch die Nachbearbeitung ruiniert wird... :?

lg, A.
glf
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Beitrag von glf »

Ich wasche meine rundgestrickten Pullover mit der Hand, danach werden sie liebevoll ausgedrückt und in 1-2 große Handtücher eingewickelt, auf denen ich dann ebenso liebevoll rumtrampel :lol: Danach ist das Strickstück nicht ganz so trocken wie es geschleudert wäre, aber doch nicht mehr tropfnass. Dann lege ich es zum Trocknen auf ein Handtuch auf den Wäscheständer und lege es passend in Form (naja, so mehr oder weniger...)
Grüße von glf
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Antigone hat geschrieben:Was mach ich jetzt tatsächlich damit, wenn er fertig ist? Was meinen die bei Ravelry denn jetzt mit "to block"?
Da Du bisher nicht damit rausgerückt bist, was für Material Du verwendest, ist es schwierig, Dir eine erschöpfende Auskunft zu geben.

Schleudern würde ich den Pullover auf jeden Fall. Wenn Du ihn nass hinlegst, braucht er zum Trocknen möglicherweise Wochen, in denen er dann Schimmel ansetzt. Je nasser und schwerer das Gestrick, desto leichter verzieht es sich auch. Aber das musst Du vermutlich alles erst einmal selbst für Dich herausfinden.
Neulich habe ich eine Jacke aus Wolle mit Kaschmir-Anteil (nur Handwäsche laut Hersteller) kalt im Wollwaschgang gewaschen und kräftig geschleudert. Das Ding kam eins-A aus der Maschine und war innerhalb einer Nacht trocken.

Mit "block" ist Spannen gemeint. Gegebenenfalls Aufspannen nach Schnitt. Und natürlich kann man auch einen rund gestrickten Pullover platt hinlegen und die Konturen gemäß einem imaginären Schnitt aufspannen, wenn die gewünschten Maße beim Stricken nicht erzielt wurden.
Es gibt auch verstellbare hölzerne Gerätschaften, auf die man komplette Pullover setzt, dann verstellt man die Enden, bis die Pulloverteile straff gespannt sind. Die werden auf den Shetland-Inseln für die traditionellen rund gestrickten Fair-Isle-Pullover benutzt.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Antigone
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Beitrag von Antigone »

Kerstin hat geschrieben:
Antigone hat geschrieben:Was mach ich jetzt tatsächlich damit, wenn er fertig ist? Was meinen die bei Ravelry denn jetzt mit "to block"?
Da Du bisher nicht damit rausgerückt bist, was für Material Du verwendest, ist es schwierig, Dir eine erschöpfende Auskunft zu geben.
Oh - hattest du danach gefragt? Das muss ich überlesen haben - sorry. Der Pulli ist aus Drops Baby Alpaca Silk Wolle. Die Pflegeanweisungen lt. Banderole hab ich im MOment leider nicht zur Hand.

lg A.
Oma Bille
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Beitrag von Oma Bille »

Ich dämpfe meine Stricksachen immer mit einen Handtuch darunter
und einen Baumwolltuch (Geschirrtuch ) oben.

Spannen tue ich keine Sachen noch nicht mal Tücher. Ich finde sie werden nicht besser,
wen man sie spant. Aber das ist Ansichtssache

Ausnahme Kunstgestrickte Decken, die stricke ich nur für andere,
Ich mag die nicht.

LG. Oma Bille
Freunde sind die Menschen die dir die Wahrheit sagen und Dich dann in den Arm nehmen bis du sie ertragen kannst .
Von PL
Hummelbrummel
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Beitrag von Hummelbrummel »

Ich schleudere meine Wollsachen, seitdem ich selbst spinne (!! :D), also NOCH "natürlichere" Wolle habe, als gekaufte. Und seitdem hat für mich die Wollwäsche jeden Schrecken verloren:

Ich weiche das Teil handwarm/lauwarm ein, je nach Verschmutzungsgrad mit sehr wenig oder ohne Wollwaschmittel, lasse es nach Gefühl lang drin, - eine halbe Stunde bis 1 halber Tag - bewege es gelegentlich, wenn ich Lust habe, spüle dann ohne rubbeln reichlich aus. WICHTIG ist dabei, dass das Spülwasser die gleiche Temperatur hat, wie das Waschwasser zu dem Zeitpunkt, zu dem man das Wasser wechselt, also keine Temperaturschocks!

Dann wandert das Teil in die Waschmaschine und wird bei höchster Umdrehung geschleudert. Anschließend wird es auf einem Wäscheständer ausgebreitet, evtl lege ich auch ein Handtuch drunter, je nach Lust.

Das ganze geht eigentlich fast "nebenbei."
Früher war Wollpulliwäsche für mich immer ein Staatsakt: Das Aufrollen in einem oder 5 Handtüchern, die dann auch alle nass irgendwo rumlagen und getrocknet werden wollten, empfand ich als sehr unangenehm und das tagelange Im-Weg-stehen der ausgebreiteten nassen Wollsachen störte mich auch sehr. Drum habe ich eine ganze Zeitlang nur noch Superwash-Wolle verstrickt und diese gnadenlos und problemlos mit Jeans und Sweatshirts gewaschen.

Seit ich mich intensiver mit "richtiger" Wolle beschäftige und weiß, dass man das gut schleudern kann, verarbeite ich sie wieder richtig gerne....

Viele Grüße
Hummelbrummel

PS: Mit Seide habe ich allerdings keine Erfahrungen.
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Antigone hat geschrieben:Oh - hattest du danach gefragt? Das muss ich überlesen haben - sorry. Der Pulli ist aus Drops Baby Alpaca Silk Wolle. Die Pflegeanweisungen lt. Banderole hab ich im MOment leider nicht zur Hand.
Das Material bestimmt normalerweise, ob es sinnvoll ist, ein Strickstück zu spannen oder zu dämpfen. Es ist z.B. ziemlich sinnlos, Kunstfasern wie Polyacryl zu spannen, weil sie wieder zurück in ihre ursprüngliche Form springen. Es ist ausgesprochen kontraproduktiv, solche Kunstfasern zu dämpfen, es sei denn, man möchte Putzlappen produzieren. Mit Hitze "killt" man nämlich das Garn, und es verliert seine Elastizität und Bauschigkeit.

Mit Naturfasern kann man solche Sachen aber machen. Ich habe mehr als einmal Wollenes mit ein paar gezielten Dampfstößen in Form gebracht, wenn es kleinere Abweichungen in der Größe gab. Und Baumwolle kann man im Notfall regelrecht "plätten". Die ist allerdings nicht elastisch.
Andererseits sollte man mit Struktur- und Reliefmustern behutsam umgehen, weil sie unter zuviel Dampf flach und unansehnlich werden können. Und Geripptes würde ich überhaupt nicht spannen, geschweige denn dämpfen.
Im Zweifelsfall testet man an der Maschenprobe.

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Kerstin
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