Das grausame Leben der Angorakaninchen

Für Fragen zu Wolle, Garnen, Stricknadeln, Wicklern, Strickumgebung ...
SheepyS

Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von SheepyS »

Ich habe gerade in den Nachrichten die erste 2 Minuten einer Reportage über das "Leben" von Angorakaninchen in China gesehen. Ich konnte leider nicht schnell genug umschalten, und musste mit ansehen, wie die Tiere auf eine Streckbank gebunden wurden. Dann musste ich mit anhören, wie sie geschrien haben, weil ihnen die Wolle vom Leib gerupft wurde.

Nachdem ich mein Abendessen der Kloschüssel übergeben habe und meine vollgeheulten Tempos entsorgt habe stelle ich mir jetzt folgende Frage:

Gibt es auch Angorawolle "Made in Germany" und können wir uns sicher sein, dass hier in Deutschland anders mit den Tieren umgegangen wird?
Nennt mich empfindlich, abervden Anblick werde ich so schnell weder vergessen noch verkraften :cry:
JustIllusion
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von JustIllusion »

Hallo,

da mag noch jemand fragen, warum ich nichts gegen Polytierchen habe.

Bin froh, dass ich das nicht gesehen habe und werde nicht hinterfragen, ob es in Deutschland anders ist
(vermutlich nur für die Presse).

Angorawolle gehört für mich nun nicht mehr auf die Nadeln.
Tiere sind in meinen Augen keine Sache (so ist es aber in unseren Gesetzen verankert), sondern Lebewesen wie wir.

Ich hätte es auch nicht gerne, wenn mir jemand die Haare ausreißt, um davon einen Pulli zu stricken.
Viele Grüße
Sonja
Hummelbrummel
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Hummelbrummel »

Hallo,
ich habe noch nie was aus Angora gestrickt.
Aber ich spinne mittlerweile und bin da auch in einschlägigen Foren unterwegs.
Es gibt auf jeden Fall Hobby-Angora-Kaninchenhalter, die ihre Tiere sehr liebevoll und artgerecht halten, die "Ernte" pro Tier und Jahr ist natürlich überschaubar und um an Gran zu kommen muss man mit dem spinnenden Kaninchenhalter gut befreundet sein bzw. wird an entsprechender Stelle manchmal Rohwolle angeboten, die man sich dann selbst spinnen kann/muss.
(Ich hatte das neulich überlegt, als es so ein Angebot gab, aber ich habe hier noch genug Schafwolle liegen....)
Einen Artikel über artgerechte Angorakaninchnehaltung, Rassen, Nutzung etc. gibt es in der Zeitschrift "Das Lavendelschaf" Heft 4, Herbst 2003.

Aber nur so am Rande: Kaninchen sind niedlich. Aber auch Schafe werden für die Massenwollproduktion nicht zu knapp gequält. Ich meine mich zu erinnern, dass wir zu Thema "Mulesing" hier auch schon mal was hatten.

Ich kann jetzt nicht den moralischen Zeigefinger heben und sagen, dass ich nur ethisch einwandfreie Wolle verarbeite, muss aber sagen, dass das Bewusstsein um diese Dinge mich meinen selbstgesponnenen Pulli aus Wolle von deutschen Deichschafen doch mit einem speziell guten Gefühl tragen lässt. Und auch mein derzeitiges Strickzeug aus Wolle von mir persönlich bekannten Schafen aus dem Nachbarort hat was - allerdings ist die Wolle bei weitem nicht so kuschelig wie die von den Neuseeländern und Australiern und auch nicht ganz so gleichmäßig - von superwash kann natürlich auch nicht die Rede sein....
Trotzdem lerne ich bei der intensiven Beschäftigung damit den Rohstoff Wolle gerade ganz neu schätzen und lieben.....

Viele Grüße

Hummelbrummel
Wollmädchen

Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Wollmädchen »

Ein früherer Bekannter hat Angorakaninchen gezüchtet und ich habe ihm schon mal asisstiert beim scheren.

Sie haben nicht geschrieen und wurden anschließend mit Extraleckerchen in den geheizten Stall gesetzt.

Auf rupfen kommt wohl nur ein Mensch dem es völlig wurst ist wie es einem Tier ergeht.

Ich bin sicher dass es die schonendere Methode der Wollgewinnung hierzulande noch gibt, aber viele wollen ja immer die billige Chinawolle. :-(
Wiese
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Wiese »

Hallo zusammen

Wollte Euch einen Bericht der Zeitschrift Schweizer Familie, Nr. 43 vom 24.10.2013 über diese Angorakaninchen reinstellen, dass es auch anders geht, leider finde ich besagten Artikel auf der Homepage nicht aber hier findet Ihr auch was über die Halterin www.angorakaninchenwolle.ch

Wiese, die herzlich grüssen lässt
ingeborg hansen
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von ingeborg hansen »

Hallo
Meine Enkel hatten mal auf Facebook einen Verweis auf ein Horror Video aus China. Da waren aber Katzen und Hunde die Leidenden. Ich habe mich übergeben müssen. Unfassbar - und kaum zu fassen, dass meine jungen Enkel so etwas in ihrem Kopf verarbeiten müssen.
Angorawolle muss aber nicht so jämmerlich gewonnen werden. Es geht auch wie viele hier schon schrieben ordentlich zu. Hat sich denn schon mal Jemand damit auseinandergesetzt wie Kaschmir Wolle gewonnen wird? Ich muss bei der Nachfrage und demAngebot, die diese Wolle inzwischen hat auch überlegen, wie man so grosse Mengen "produzieren" kann ohne dass die Ziegen zu kurz kommen.

Viele Grüsse
Ingeborg
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Strickerle
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Strickerle »

Ich stricke nicht mit Angora Wolle. Das die armen Tiere so gequält werden, ist mir schon seit ca. 30 Jahren bekannt. Ich habe damals Angora Wolle gekauft und kurz drauf von den Quälerein erfahren. Daraufhin habe ich die komplette Wolle in den Laden zurück gebracht, ohne eine einzige Masche davon gestrickt zu haben. Es tut mir zwar für die Tierhalter leid, die Tiergerecht die Wolle gewinnen aber da ich das im Laden nicht weiß auf welchem Wege die Tierhaare gewonnen wurden, lasse ich es.
Jetzt habe ich erfahren das es auch Nerz Wolle gibt. Da mir das ganz neu ist, stöber ich demnächst mal im i-net wie es da mit der Haargewinnung aussieht. Oder weiß von Euch jemand wie es da aussieht?
Grüßle von Sabine :strick:
luzu
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von luzu »

Hallo Zusammen,

vielen Dank für diesen Bericht. Ich muss zugeben, ich habe jahrelang lustig vor mich hingestrickt und fühlte mich gut, wenn ich "echte" Wolle und keine Chemie verstrickt habe. Letztens habe ich das erste mal von Mulesing gehört und war entsetzt und nun dieser Bericht.

Kann man das nicht zum Anlass nehmen und eine Sammlung von Garnen und Garnherstellern zusammentragen, die unter fairen Bedingungen hergestellt sind?
Liebe Grüße
Birgit

Das Gestern ist fort - das Morgen nicht da. Leb' also heute! - Pythagoras
ingeborg hansen
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von ingeborg hansen »

Hallo
Ich habe mich jetzt anhand eines Artikels des dänischen Folketings mit dem Begriff "Mulesing" beschäftigt. Eine Gruppe der dänischen Tierschützer hat verlangt, dass Wolle klassifiziert wird, so dass der Verbraucher keine Wolle von Mulesing behandelten Tieren kaufen (müssen). Natürlich kämpfen sie auch mit Recht für den Verbot von Mulesing.

Aus der Abhandlung geht klar hervor, dass das Mulesing auch zum Schutz der Tiere stattfindet. Schafsrassen mit ausgeprägten Falten um die Schwanzpartie sind einer afrikanischen Fliege ausgesetzt, die ihre Eier in den Falten der Schwanzpartie ablegt. Von dort aus verbreiten sich die Larven unter der Haut der Schafe und können zu einem qualvollen Tod führen. (Der Mulesing Eingriff soll über 48 Stunden schmerzhaft sein, der Fliegenangriff über Monate). Klar ist, dass das Mulesing nicht Tiergerecht ist. Es soll bis 2010 offiziell abgeschafft sein. Leider hat man noch keine 100 % andere Methode gefunden um den Befall von Fliegen zu verhindern.
Das Mulesing soll schon seit 1920 praktiziert sein. Es ist noch keine andere wirksame Methode gefunden worden. Man hat es mit Impfungenen in dem Schwanzbereich versucht und auch genetische Versuche mit diversen Kreuzungen versucht.

Es ist für die Schafe also entweder Pest oder Cholera. Selbst können sie es sich nicht aussuchen.
Das hat nun nichts mit den leidenden Angorakaninchen zu tun.

Ich mag auch nicht zusehen, wie man neugeboren Schweinchen die Zähne abbricht oder sie kastriert.

Viele Grüsse
Ingeborg
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Anna1966 »

Hallo,
auf der Ausstellung "Midwinterwol" in Winschoten, NL, im Dezember ist auch eine Ausstellerin mit Angorawolle. Da wollte ich auch was kaufen um diese Wolle mal auszuprobieren.
Die Dame steht aber auf der Ausstellerliste mit dem dem Namen: Knuffelteam, also sowas wie Knuddelteam.
Bei dem Namen gehe ich mal davon aus, dass das dort mit rechten Dingen zugeht.


liebe Grüße,
Anna
Strickerle
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Strickerle »

Hier mal ein Link zum Thema Mulesing

http://de.wikipedia.org/wiki/Mulesing
Grüßle von Sabine :strick:
Wollmädchen

Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Wollmädchen »

Ob der Name etwas über die Haltung aussagt bezweifele ich .

Ordentliche Tierhaltung kann sogar kleine Eingriffe rechtfertigen wenn sie vor größeren Peinen schützen.

Ich kenne es aus der Hundezucht, dass man Zeter und Mordio schrie gegen kurze Ruten bei Welsh Corgis.

Ich habe von Anfang an Linien bevorzugt die genetisch keine langen Schwänze hatten, so waren die Corgis von jeher, als Rindertreiber geschützt davor dass sie so erdnah wie sie sind, von Kühen auf den Schwanz getreten bekommen und dann selber unter die Hufe geraten.

Das Kupierverbot bei nicht genetisch veranlagten Kurzruten, kam 98 in Kraft und plötzlich zeigten sich Probleme bei den kupierten Linien, Knickruten, zB oder Ruten mit komischen brüchigen Enden.
Der Tierschutz hat verboten den Nesthockern in der ersten vegetativen Phase die Ruten entsprechend zu kürzen, aber bei erwachsenen Hunden wurde dann eine wesentlich invasivere OP nötig.

Schafe und andere Nestflüchter die von Anfang an die komplette Nervenversorgung haben, und den Schmerz deutlich mehr spüren durften problemlos auch von Laiene kupiert werden.

Das hat alles 2 Seiten.

Die Angoraherstellung kam meines Wissens vor 30 Jahren zum großen Teil aus der Hobbyhaltung von Kaninchen, und da hatte der Verband ein Auge drauf dass es sachgerecht geschoren wurde, die Tiere entsprechend Wärme und Hygiene nach dem Scheren hatten, die Jahreszeiten eingehalten wurden ect.

Erst die Gier der Industrie oder auch der Stricker zT, führte dazu dass Angora immer billiger werden sollte, und man dann auf China kam.

Ein Knäuel Bouton D or kostete vor 30 Jahren schon 12 DM. warum kostet heute ein Knäuel Schulana Angora Fashion nur 8,90?
Andere Marken sind noch billiger, alles andere ist unsäglich im Preis gestiegen.
so naiv können wir doch garnicht sein dass wir gleichzeitig alles und zwar sehr billig möchten und andererseits schimpfen dass es "alles" nicht Tiergerecht hergestellt war.
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JustIllusion
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von JustIllusion »

Wer gibt uns Menschen eigentlich das Recht, Fell nur von dieser oder jener Stelle oder von
diesem oder jenem Tier zu nehmen... ganz zu schweigen, dass viele dieser Tiere nur zu diesem Zweck (dem Menschen zu dienen, egal auf welche Art und Weise) gezüchtet werden?

Wie würde es uns Menschen gefallen, als "Sache" behandelt zu werden und nur einen Nutzwert zu haben?

Sorry, ich bin grad mal sehr offen hier und verurteile niemanden... möchte nur zum Nachdenken anregen ;-)
Viele Grüße
Sonja
Kerstin
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Kerstin »

JustIllusion hat geschrieben:Wie würde es uns Menschen gefallen, als "Sache" behandelt zu werden und nur einen Nutzwert zu haben?
Frag mal die Bauarbeiter in Katar. Die könnten es uns sicherlich sagen.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Wollmädchen

Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Wollmädchen »

Guten Morgen,
ich habe das Thema so aufgefasst dass es darum ging Wolle zu nutzen die nicht aus unnötiger Qualherstellung stammt, nicht so sehr um ethische Grundsatzgedanken, oder sehe ich das falsch?

Die ganze Welt kriegen wir leider nicht verbessert, aber ein wenig aus dem eigenen Nußschälchen heraus schauen, das wollen oder könnten wir doch alle.

Das Gute kann das Gute bleiben und eben etwas besonderes, erstrebenswertes und von manchen Dingen träumt man ein Leben lang und sie sind doch zu teuer.

Macht doch nichts, alles plötzlich ohne Rücksicht auf Verluste billig haben zu können das kann ja nicht mit rechten Dingen zugehen.
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ingeborg hansen
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von ingeborg hansen »

Hallo
Frag mal die Bauarbeiter in Katar. Die könnten es uns sicherlich sagen.
hat Kerstin geschrieben.
Genau solche Sachen gehen mir immer durch den Kopf, wenn ich sehe, wie wehement viele Menschen sich um das Wohl der Tiere kümmern. Das muss man auch, aber das vielen Menschen noch viel schlimmeres widerfährt gehört doch ganz oben an die Tagesordnung.
Wenn ich davon höre, dass Leute in ferne Länder reisen um Hunden das Leben zu retten, werde ich traurig, denn für das Geld hätte man Kindern und Menschen helfen können. Ehrlich gesagt denke ich auch so, wenn ich darüber lese, dass Pateneltern von Kinder in der 3. Welt eine Reise zum Kind machen. Für das Geld hätte man weitere Kinder unterstützen können.

Mein Mann hatte einen unverheirateten Vetter, der 3 PatenKinder in der 3. Welt hatte. Nach seinem Tod wollte unsere Familie die Patenschaften weiter führen. Das wollten aber seine Kollegen im RORO Verlag gerne, weil Vetter Otto immer begeisternt von seinen Patenkindern erzählt hatte.

Ich mag Tiere, habe selbst einen geliebten Hund mit 12 Jahren einschläfern lassen, als er mich zum 3. Mal gebissen hatte. Aber ich kann gut die Liebe zu einem Tier und einem Menschen unterscheiden/trennen. (Unser Hund eine Spaniel/Golden Retriever Mischung hatte eine Gehirnentzündung).

Viele Grüsse
Ingeborg
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J.
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von J. »

Wollmädchen hat geschrieben:Guten Morgen,
ich habe das Thema so aufgefasst dass es darum ging Wolle zu nutzen die nicht aus unnötiger Qualherstellung stammt, nicht so sehr um ethische Grundsatzgedanken, oder sehe ich das falsch?
...
... alles plötzlich ohne Rücksicht auf Verluste billig haben zu können das kann ja nicht mit rechten Dingen zugehen.
Ich denke, das eine geht nicht ohne das andere, und ich persönlich würde es falsch finden, mich jetzt auf Angora-Qualhaltung einzuschießen, ohne auch einen Blick auf z.B. Baumwolle zu werfen, die nicht aus Fair Trade und/oder Ökoanbau stammt und für die Menschen leiden und sterben müssen.

Im Grunde geht es doch um einen achtsamen Umgang mit der Welt insgesamt, d.h. mit den Menschen, den Viechern, der Umwelt und mit dem, wie man sich in dieser Welt bewegt. Natürlich kann keine von uns die Welt komplett verbessern, aber je mehr Menschen besagte Achtsamkeit pflegen, desto besser wird es insgesamt werden.
angorawolle

Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von angorawolle »

Guten Abend
da ich in diesem Forum mit meiner Internetseite erwähnt werde (www.angorakaninchenwolle.ch), möchte ich doch Stellung nehmen zum Film der im Internet ist. Leider wirft er nur Fragen auf, was ich in Eurem Forum nun auch sehe.
Chinesische Angorawollproduktion und Chinesische Angorafabriken sind nicht schrecklich, sondern mehr als das, abscheulich und grausam.
Uebrigens nicht nur die Angorawolle, auch sehr vieles, was wir sonst noch tragen an Kleidung, Taschen etc. Menschenrechte, Tierrechte, Umwelt und Menschenwürde fallen da oft der Produktion zum Opfer. Schauen wir auf die Ettiketten und die Waren die wir kaufen und wählen besser aus.
Man kann Angorakaninchen (auch Hühner, Schafe etc.) nicht in Frabriken zu 10000 haben und dann meinen, es sei gerechte Haltung. Angorakaninchen sind keine Produktion, keine Geldmaschine. Das ist absolut abscheulich und auch schon lange bekannt. Es kommt noch dazu, dass Angorawolle nicht auf eine Industriemaschine gehört. Sie ist viel zu fein und reisst auf diesen Maschinen in 1000 Stücke.

Ich selber halte Angorakaninchen in unserem Garten. Es sind 5 Tiere, alle haben einen Namen. Zora und Gempa, Brunette und Nera und Bellina und Bella.
Sie leben immer zu Zeit in einem Doppelstall, gestreut mit Hanfstreu und Stroh. Bei schönem Wetter sind sie unter unseren Bäumen, Zora läuft bei uns frei ums Haus, sie kann ich problemlos nehmen, wenn es Zeit ist für in den Stall.
Die Wolle kann ich aber nicht einfach lassen. Wenn die Angorakaninchen im Haarwechsel sind (was auch Hunden und Katzenhalter kennen) nehme ich mit einem speziellen Kamm dessen Unterwolle. Wenn die Kaninchen im Haarwechsel sind, essen sie fast nicht, die Weibchen nehmen nicht auf und sie sind träg. Sobald man sie von dieser losen Unterwolle befreit hat, fressen sie wieder, die Weibchen nehmen auf und sie sind wieder viel lebendiger. Es ist genau das Gleiche, wie bei einem Hund mit langen Haaren, man muss die bürsten und pflegen!
Vielleicht habt ihr schon Schafe auf der Weide beobachtet, die voll in der Wolle sind, sie sind träg und wirken müde. Schaut mal den geschorenen Schafen zu, sie rennen um die Wette. Dem Kaninchen geht es dann besser und ist gepflegt, und ich verarbeite dann die edle Wolle mit Seide zusammen zu einem wunderbaren Garn und färbe es noch mit Pflanzen aus meinem Garten oder auch Cochenille und Indigo.
Natürlich alles von Hand mit meinem Spinnrad.
So sieht die echte und gute Angorahaltung aus. Und übrigens kenne ich in meiner Umgebung ein paar Frauen die 2 oder 3 Angora zu Hause haben und jedes dieser Tiere würde ich liebend gerne sein. Daher ist es schade, einfach Angorawolle zu verteufeln. Ich verteufle auch nicht die Eier der Hühner meiner Bäuerin nebenan. Sondern ich kaufe diese Eier und nicht Importeier aus Käfighaltung.

Gerne beantworte ich noch Eure Fragen. Auf meiner Homepage hat es noch einen Radiobeitrag vom März. Dabei hat mich das Schweizer Radio besucht.
Ich denke, als Konsumentinnen müssen wir mit offenen Augen durch die Welt gehen und ich hoffe sehr, mein Beitrag hier hat etwas zum Verständnis geholfen.
angorawolle
JustIllusion
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Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von JustIllusion »

angorawolle hat geschrieben: Ich selber halte Angorakaninchen in unserem Garten. Es sind 5 Tiere, alle haben einen Namen. Zora und Gempa, Brunette und Nera und Bellina und Bella.
aha... also 5 Tiere mit 6 Namen, die Paarweise im Käfig wohnen...
Interessante Mathematik ;-)
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Viele Grüße
Sonja
Wollmädchen

Re: Das grausame Leben der Angorakaninchen

Beitrag von Wollmädchen »

Eine Angestellte hat heute auch beim einräumen der Angorawolle zu bedenken gegeben wie grausam das doch wäre.

Ich habe ihr ein wenig versucht die Tatsachen zu vermitteln warum Angora nicht das selbe Angora sein kann, wie es war bevor China die Herrschaft über die Textilherstellung übernahm.

Wir haben ausgiebig gesprochen, und meine Erfahrungen wie es auch sein kann, haben geholfen es nicht allgemein zu betrachten wie es nach dem Artikel passieren kann.

Ob die Angoralieferanten Namen haben oder einfach nur sorgfältig gehalten werden, ist sicher nicht die ausschlaggebende Sache, aber das Fell mit Respekt zu scheren/kämmen und entsprechend sorgsam zu verarbeiten ist wichtig.

Blutige Chinaware mag billig sein aber zu welchem Preis?
Antworten

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