Ärmelnaht "obenauf" ?

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pingi68

Ärmelnaht "obenauf" ?

Beitrag von pingi68 »

Hallo zusammen,

Da hier sowieso vermehrt die Themen um Ärmelschnitte kreisen habe ich auch gleich nochmal eine Frage dazu.

Bei mir liegt seit einer "kleinen Weile" :oops: das Büchlein "Design for Brother Garter Carriage" von Eileen Metcalf. Darin befindet sich u.a. ein Pulli, der von Ärmel zu Ärmel gestrickt wird. Wenn ich das alles richtig verstanden habe (ist ja englisch :x ) sind die Ärmelhälften hinterher zusammenzufügen, also so wie man das bei VT und RT mit der Seitennaht auch macht.
Natürlich ist auf dem Bild keine einzige Naht zu sehen, wie soll es auch anders sein? :evil:

Von daher würde mich mal interessieren, ob jemand von Euch schon einmal so etwas gestrickt hat.
Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass das "gut" aussieht, denn immerhin ist der Ärmel kurz vor Schulterbeginn schon gemustert, und das mit KG!!
Ich befürchte einfach, dass man die Naht dann nicht mustermässig passend bekommt.
Hm, ich hoffe, das hat jetzt einer verstanden wie ich das meine :wink:

Falls jemand von Euch das Buch hat, ich meine das Modell Nr. 6.
Karoline

Beitrag von Karoline »

Hallo Marion,

so etwa habe ich schon mal mit der Hand gestrickt. Da wurde der Pullover nur am Halsloch geteilt und dann nachher wieder weiter in einem Rutsch gestrickt.

Aber mit der Strickmaschine wird das wohl mangels Nadelanzahl nicht funktionieren.
lene

Beitrag von lene »

Ich habe zwar das Buch nicht, aber ich glaube, daß es so wie Karoline schon sagt, gemeint ist. Man teilt nur Beim Halsausschnitt.
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Hallo Marion,

das von Dir erwähnte Buch kenne ich nicht; aber es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Man kann den Ärmel z.B. bis zur Schulter in einem Stück hochstricken und danach das Gestrick so umhängen, dass die rechte Ärmelhälfte an den linken Maschinenrand rückt, so dass man für die Vorderteil-Zunahmen Platz hat. Man nimmt dann an der Schulterseite eine Masche zusätzlich auf, die später in der Schulternaht verschwindet. Natürlich muss man ein eventuelles Muster, das vom Ärmel über die Leibteile laufen soll, dann auf dem Nadelbett entsprechend verschieben oder aber die Teile so einhängen, dass die Maschen wieder an ihrer vorherigen Position im Rapport landen.
Solche Pullover habe ich schon gestrickt, teilweise auch mit wechselnden Farb- und Musterstreifen, die man dann geschickterweise so legen kann, dass komplizierte Musterfolgen nicht gerade am Wechsel von Ärmel zu Leibteil landen. ;-) Es sieht auch mit asymmetrischen Streifen (also nicht von der Körpermitte eingeteilt) gut aus, falls man mal Reste verwursten will.

Man kann aber auch die Ärmel in zwei Teilen stricken und aus der Oberarmnaht ein Feature machen, mit allerlei Dekorationen. Dodo Bürkel war eine Meisterin darin. In ihrem Reste-Buch hat sie verschiedene Methoden für solche Ärmel-Schulterpassen aufgeführt.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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pingi68

Beitrag von pingi68 »

Hallo Kerstin,

jetzt habe ich mir die Anleitung noch einmal ganz genau durchgelesen. Ich bin bisher immer über eine bestimmte Stelle gestolpert und die ist mir auch jetzt noch nicht ganz klar.

In der Anleitung steht:

This garment is knitted from wrist to wrist. The neck edge of the garment is on the right of the maschine and the bottom edge is on the left.

Soweit ist alles klar, das krieg ich noch gut übersetzt ;)

So that you will allways have enough needles for increases you are advised to use needle 75 to the right of centre as the point from which to count needles.

Also versteh ich das nun richtig, dass die Nadel Nr. 75 auf der rechten Seite der Punkt ist, von dem an ich zu zählen habe?

Ich soll bei dem Modell für meine Grösse nun 60 Maschen anschlagen. Und da geht das Theater los. Soweit ich es sehen kann, ist der Ärmel oben komplett gerade, denn die Zunahmen finden nur auf der linken Seite statt.
Das heisst nun, dass ich bei einem Anschlag von 60 Maschen von der Nadel 75 aus gezählt bei Nadel 15 auf der rechten Seite enden müsste, oder?
Anfangs bin ich davon ausgegangen, dass meine Nadel 75 meine neue "0-Nadel" wäre und man bei 60 Maschen Anschlag 30 M nach links und 30 M nach rechts nimmt.
Deshalb hat mich das so irritiert.

Hm, wenn ich jetzt noch ein Garn finde, welches mit der angegebenen Mapro hinkommt werd ich das auf jeden Fall mal ausprobieren.

Das Restebuch hab ich leider nicht. Aber genug andere Bücher, zumindest laut Meinung anderer *g*
Also kann ich da erst einmal nicht investieren. Erstmal !!

:wink:
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Hallo Marion,

das zweite englische Textfragment würde ich übersetzen mit

Damit Sie immer genug Nadeln für die Zunahmen haben, wird empfohlen, Nadel 75 rechts als den Punkt zu nehmen, von dem aus die Nadeln gezählt werden.

Leider werde ich aus dem Text auch nicht schlauer als Du. 75 rechts als Mitte würde nicht gehen, denn dann kämst Du ganz rechts auf 105, soviele Nadeln hat man gar nicht.
Hast Du denn mal die Anleitung von Anfang bis Ende durchgelesen? Mitunter wird einem ja dadurch einiges klarer. Ich könnte mir vorstellen, dass hier jeweils ein Ärmel (rechte Seite des Nadelbetts) mit einem Leibteil (Rest des Nadelbetts) zusammen in einem Stück gestrickt wird, und am Ende muss man noch zwei halbe Ärmelansatznähte schließen und die Seitennähte der Leibteile.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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pingi68

Beitrag von pingi68 »

Hallo Kerstin,
Kerstin hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen, dass hier jeweils ein Ärmel (rechte Seite des Nadelbetts) mit einem Leibteil (Rest des Nadelbetts) zusammen in einem Stück gestrickt wird, und am Ende muss man noch zwei halbe Ärmelansatznähte schließen und die Seitennähte der Leibteile.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
Genau so versteh ich das jetzt auch. Nachdem die Zunahmen für den Ärmel (also Ärmelhälfte) beendet sind soll ich dann nämlich auf der linken Seite 66 Maschen zusätzlich anschlagen.

" 'e'wrap at left"

Hm, da tut sich dann schon die nächste Frage bei mir auf. Nämlich die, wie ich das dann mit den Gewichten mache.
Ich seh schon, ich muss da einfach mal "drauflos stricken". Dann schnapp ich mir die kleinste Größe und Wollreste hab ich auch genug.

"Learning by doing" halt :wink:

Danke für die Hilfe und vor allem für die Übersetzung. Man merkt doch, dass man auch bei englisch am Ball bleiben sollte. Hätte nie gedacht, dass man das alles so vergessen könnte :roll:
Michaela
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Beitrag von Michaela »

Ich habe bei Bea Polter, einem Maschinenbuch, eine Konstruktion dieser Art gelesen. Kerstin, hast du das vielleicht? Designing for knitting machines oder so ähnlich.
Ich erinnere mich deshalb so genau, weil ich die Konstruktion so genial fand.
Erst Ärmel stricken.
Dann Ärmel in zwei Hälften mit Kontrastgarn abwerfen
Linke Ärmelseite ca. 10 Maschen vom rechten Rand wieder einhängen.
Rechts nach und nach die Maschen für die Schulterschrägung zunehmen
links die Maschen für den Körper bis zum Bund aufschlingen. (Meine Idee geht an dieser Stelle noch weiter: die seitlichen Maschen über Kontrastgarn stricken für's spätere Zusammenstricken an der Seite. Die Klammer jetzt erstmal überspringen).
Überlegungen zur Musterung: wo genau der Ärmel eingehängt wird, muss man von der Mitte aus berechnen, damit das Muster exakt weiterläuft. DK 7 wird das können, ich hab kein DK7, würde eben dann manuell berechnen.
Wir nehmen jetzt also rechts für die Schulterschräge zu, links geradeaus stricken.
Nach der Schulterschräge rechts für die hintere Halstiefe abketten, den Halsausschnitt stricken und die Maschen wieder zunehmen. Nun das ganze rückwärts bis zum Oberarm, die Seitenmaschen und die Ärmelmaschen in zwei Teilen mit dem Kontrastgarn abwerfen.

Das Ganze jetzt für die rechte Ärmelhälfte, nur umgekehrt. Die muss entsprechend links aufgehängt werden.
Die Vorderseite ebenfalls bis zum Ärmel stricken und in zwei Teilen abwerfen, Ärmelmaschen komplett aufhängen und bis zum Handgelenk stricken.

Könnte so gehen, oder?

Dann wären nur die Schulternähte und die Seitenteile zu schließen. Letztere mit Maschine, ich würde die Schultern wohl mit Matratzenstich nähen, um die Musterung zu gewährleisten.

Ich habe mir gerade einen Schnitt auf Karopaopier gezeichnet, da kann man sich das gut veranschaulichen. Ich gehe im Grunde immer so vor. Sonst habe ich keinerlei Vorstellung, was da überhaupt passiert.

Ciao
Michaela
Viele Grüße - Michaela
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pingi68

Beitrag von pingi68 »

Hallo Michaela,

das wird ja immer verwirrender, jetzt kommst Du auch noch mit Kontrastgarn :wink: :wink: :wink: :lol:

Also ich sehe das ganze mittlerweile so an wie einen "normalen" Pulli. Man strickt Vorderteil u. Rückenteil getrennt, nur mit den Unterschied dass die Ärmel da gleich mit dran sind. Und die bekommen genau so oben eine Naht wie die Schulter (wird wohl auch in einem Rutsch zu schliessen sein) und unten sowieso, wie es ja auch bei jedem anderen Pulli ist.
Nur wird das ganze halt nicht von unten nach oben gestrickt, sondern quer.

Mit dem Muster: Da hab ich mich ein wenig verguckt. Das Muster wird erst begonnen, nachdem die zusätzlichen (66) maschen für das Seitenteil aufgenommen sind. Dann noch zwei Reihen mit dem normalen Strickschlitten stricken und dann erst den KG einsetzen.

Allerdings frag ich mich da jetzt, warum ich dann überhaupt so einen Aufwand betreiben soll. Dann kann ich nämlich zumindest die Ärmel auch normal stricken (gerade angesetzte Ärmel) und dann alle Maschen für die Leibteile auf einmal anschlagen, nur dass ich dann halt quer stricke. Schön, auf die Art in der Anleitung hab ich dann zwar keine Naht zwischen Schulter und Ärmel, dafür aber eine AUF dem Ärmel oben drauf.

Warum einfach wenn es auch umständlich geht? :roll:
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Hallo Michaela,

das Buch von Bea Poulter habe ich, und auf die von Dir beschriebene Weise (S. 30-31 im Buch) habe ich tatsächlich schon Pullover gestrickt. Eine Zeitlang waren solche quer gestrickten, asymmetrisch gemusterten Sachen ja modern. Leider existieren von meinen damaligen Stricksachen keine Bilder.

Marion, man braucht hier zwingend Kontrastgarn, weil die Teile zwar an einem Stück gestrickt werden, aber zwischendurch muss man sie immer wieder anders aufs Nadelbett hängen, weil man sonst nicht genug Nadeln hat. Es erfordert einiges an Vorausplanung und Konzentration, am besten malt man sich ein Schema auf, in dem man auch die Strickreihenfolge der Teile einzeichnet. Aber es ist ansonsten nicht wirklich schwierig zu machen.

Zahlreiche Grüße
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