Wie kann ich die Garnmenge bei anderer Nadelgrösse berechnen

[kisha]

Guten Abend

Hier meldet sich ein Strick-Frischling mit folgender Frage:

Wie wirkt sich eine grössere Nadel auf den Garnverbrauch aus?

Ich stricke vor allem Stolen und Schultertücher mit möglichst komplexen Lochmustern, kann also an der Anzahlmaschen nichts verändern. Jetzt ist der Wunsch nach einer grösseren Stola aufgetaucht und ich weiss nicht, ob das Garn noch reicht.

Bin gespannt, ob mir jemand helfen kann...

"Gut strick" und schönen Abend.

Gruss kisha

[Kerstin]

Wie wirkt sich eine grössere Nadel auf den Garnverbrauch aus?

Hallo Kisha,

wenn Du dasselbe Muster einmal mit kleinerer und einmal mit größerer Nadel strickst, also dieselbe Maschen- und Reihenzahl, dann brauchst Du fürs Stricken mit dickerer Nadel logischerweise mehr Meter.

Für eine genauere Berechnung kannst Du eine kleine Menge Maschen mit dünner Nadel stricken und die benötigte Meterzahl ausmessen. Dann strickst Du dieselbe Maschenzahl mit dickerer Nadel und misst wiederum aus. Danach kennst Du den Unterschied ermitteln und für Dein Projekt hochrechnen.

Zahlreiche Grüße
Kerstin

[Michaela]

Hallo, Kisha,

bisschen Mathematik gefällig?

Angenommen, du sollst mit Nadelstärke 3,5 stricken. Dann ist die Nadelstärke 3,5 mm dick.
Der Umfang der Nadel beträgt dann rund 11 mm. (Kreisformel: U= pi mal Durchmesser)
Also wird für eine Masche 11mm Garn benötigt.

Nun willst du mit Nadelstärke 4,5 stricken. Also beträgt der Fadenverbrauch pro Masche nun 14mm, also 3mm mehr oder 21,5 % mehr oder mehr als ein Fünftel mehr.

Wenn für das Tuch also 300g vorgesehen sind für NS 3,5, brauchst du bei NS 4,5 ca. 365g.

Das sind natürlich nur Näherungswerte.

Du musst jedoch immer die Verhältnisse zwischen den beiden Nadelstärken ausrechnen.
Wechseln wir mal von NS 2,5 auf NS 3,5
Dann sieht das so aus:
Bei NS 2,5 benötigst du ca. 7,9mm pro Masche, bei NS 3,5 sind es 11mm. Der Unterschied beträgt also 3,1mm oder 28%. Du benötigst also 28% mehr Garn.

Warum ist der Unterschied hier größer?
Der Umfang von NS 3,5 zu NS 4,5 ändert sich im Verhältnis nicht so stark, wie der Umfang von NS 2,5 zu NS 3,5.
(Daher werden bei dickeren Nadeln auch die Zwischengrößen weggelassen)

Wenn du nur eine halbe Nadelstärke von 3,5 auf 4 wechseln würdest, hättest du ca. 12,5% mehr Garnverbrauch.

Es gäbe noch andere Möglichkeiten, den zusätzlichen Garnverbrauch zu berechnen, aber diese schien mir die einfachste von den präzisen Berechnungen.

Ciao
Michaela

[ingeborg hansen]

Hallo
Hier komme ich leider zu kurz, denn mir leuchten die Erklärungen von Kerstin und Michaela ein. In Mathematik bin ich eine absolutte NUL. Ich muss mir alles mit meinem logischen Sinn ausdenken. Da hilft es mir oft, wenn ich mir die Sachen dann wirklich grotesk verändert vorstelle.

Mein erster Gedanke beim Lesen dieser Frage war dann auch: Der Garnverbrauch wird kleiner. Und das wäre dann auch so, wenn es um ein Kleidungsstück ginge. Also grotesk: Vorderteil mit sehr sehr dicken Nadeln 40 Maschen, Rückenteil 40 Maschen - und Ärmel 25 Maschen pro Ärmel. Das würde ganz deutlich eine kleinere Garnmenge ergeben - weil viel grössere Löcher zwischen den Maschen als mit Nadeln 4 gestrickt.

Nun soll es aber kein passendes Kleidungsstück werden, wo die Masse eingehalten werden sollen. Also soll sich bei der Maschenzahl nichts ändern. Dann wird der Garnverbrauch natürlich grösser, weil das ganze Teil dann dementsprechend grösser wird.

Ja, ich hätte viel besser in den Mathematikstunden aufpassen sollen. Das hätte mir manches erleichtert. Zum Glück habe ich einen mathematisch begabten Mann, der mir dauernd etwas ausrechnen muss. Aber meine Methode mit dem "grotesken" hilft mir oft schon weiter.

Viele Grüsse
Ingeborg - die auch keinen Führerschein hat -

[Michaela]

Hallo, Ingeborg,

du kannst keine Null in Mathe sein, sonst könntest du keine Stricksachen entwerfen. Stricken ist angewandte Mathematik in Reinkultur.
Kerstin hat ja eine praktische Lösung für absolute Nichtmathematiker vorgestellt. Logischer geht es kaum.

Es ist gut, wenn man die Fähigkeit besitzt, über den Tellerrand hinausdenken zu können. Das hilft einem oft enorm, etwas zu begreifen. Nur: es muss nicht richtig sein, wie du selbst festgestellt hast.

Ich strebe dann auch eher Kerstins Methode an (Empirie) oder mathematische Logik.
Ich mache da bewusst eine Unterscheidung zwischen "menschlicher" Logik und mathematischer Logik.
Männer meinen oft, sie hätten das logische Denken für sich gepachtet. Stimmt. Auf einer "niederen" Ebene. Frauen packen zu der einfachen Logik immer noch eine Menge Aspekte dazu
Daher kommen da selten die gleichen Ergebnisse heraus.
Die Mathematik ist dagegen unbestechlich. Es kann etwas richtig sein oder nicht. Dazwischen gibt es nichts und das finde ich sehr beruhigend.

Aber was hier greift, ist keine Mathematik, sondern bloßes angewandtes Rechnen. Themen aus dem 7. und 8 Schuljahr: Kreisberechnung und Prozentrechnen.

Nun soll es aber kein passendes Kleidungsstück werden, wo die Masse eingehalten werden sollen. Also soll sich bei der Maschenzahl nichts ändern. Dann wird der Garnverbrauch natürlich grösser, weil das ganze Teil dann dementsprechend grösser wird.

Genau. Wenn die Größe des Strickstücks die gleiche sein soll, hättest du recht. Allerdings ist die Garneinsparung nicht übermäßig, den größere Löcher haben dann auch ein größeres Drumherum.
Das kann man auch berechnen. Dazu habe ich jetzt aber keine rechte Lust

Ciao
Michaela

[ingeborg hansen]

Hallo Michaela
Du machst mir Mut!

Viele Grüsse
Ingeborg