Vielleicht wäre es für Dich trotzdem sinnvoll, das Stricken mit einem Handstrickapparat noch einmal selbst auszuprobieren, damit Du dann einschätzen kannst, welche "Wertigkeit" wirklich dahinter steckt. Das Stricken an sich ist nicht schwer, erfordert aber
- gründliche und sehr exakte Planung
- sehr genaues Arbeiten und große Sorgfalt und Konzentration
- Zeit und
- Zeit, auch wenn's mit dem Apparat schneller geht als von Hand.
Wenn man die Arbeit annähernd realistisch vergüten möchte (ohne Ausbeutung der/des Strickenden) kommt dabei immer ein Luxus-Artikel raus, der entsprechend sehr teuer wird. Dazu kommt natürlich noch Material.
Ob das fair ist, nach hinreichend vielen alten Damen zu suchen, die sowieso gern stricken und sich deshalb gerne unterbezahlen lassen, um darauf eine eigene Firma aufzubauen?
Übrigens: m.W. werden dünne Jerseystoffe für T-Shirts und Sweatshirts industriell als Meterware erzeugt und dann nach Schnitt zugeschnitten.
Für solche Stoffe sind unsere Maschinen zu grob. Außerdem sind die normalerweise nicht gestrickt, sondern gewirkt.
Sobald es etwas dicker wird und der Pullover als "gestrickt" erkennbar ist, werden die Stoffe sehr oft "fully-fashioned" erzeugt, also die fertigen Schnitteile bereits in der Form gestrickt, in der sie dann auch zusammengenäht werden, auch bei industrieller Produktion. Man kann das sehen, weil man an Ärmeln, Ausschnitten etc die Abnahmestellen sieht. Das ist vor allem bei hochwertigen Materialien auch sinnvoll, weil kaum Abfall anfällt.
Lediglich bei bestimmten (komplizierteren) Mustern wird dann wieder mehr geschnitten, weil da das Formstricken wegen der Musterung recht aufwändig wird. (Cut an Sew)
Ich empfinde es als großen Kulturverlust, dass man in unserem Land keinen Pullover mehr kaufen kann, der vom Schaf bis zum Knopf hier professionell produziert wurde und eigentlich eine gute Idee, in diese Richtung wieder etwas aufbauen zu wollen.
Aber damit es fair zugeht, müsste man dazu die Prozesse sehr genau kennen, eine eigene Strickerei einrichten, (am besten mit Maschinen von dieser Sorte
viewtopic.php?f=53&t=39842, die genau für so was verwendet wurden, im Deutschen Museum in München stehen auch interessante) oder wie in den 50er Jahren Heimarbeiterinnen beschäftigen, denen man die Größen, Flächen/ Muster vorgibt und einen entsprechenden realistischen Lohn festsetzt.
Die meisten hier im Forum wissen, was für unbezahlbare Luxuspullis sie am Leib tragen, selbst wenn sie "nur" eine Anleitung aus einer Zeitschrift abgearbeitet haben.
Aber die jungen Männer, die als Käufer für Deine Pullis in Frage kommen, müssten alle ziemlich reiche Typen sein und reiche Schnösel interessieren sich selten für die Produktionsketten ihrer Kleidung.
Falls ich das falsch sehe, würde es mich sehr, sehr freuen.
Trotz allem viel Erfolg - vielleicht tut sich ja eine Tür auf - wünscht
Hummelbrummel