Was für ein Muster ist das?

[Michaela]

Hallo, zusammen,

diese Frage wird hier ja oft gestellt.
Nun bin ich dran und frage:
erkennt jemand dieses Muster?


Bild von mir gemacht.

[Siebenstein]

Das ist Patent. Bei Nancy Marchant findest du viele Patent-Variationen; diese z.B. ist sehr ähnlich:
https://ravel.me/bart--francis

[Mallory]

Es sieht sehr ähnlich wie das "Sushi-Ushi"-Muster aus. Das ist aus "Knitting Fresh Brioche" von Nancy Marchant, hier zweifarbig gestrickt:



(Arbeit und Foto von mir.)

Edit: Ich glaube, Dein Foto zeigt die Rückseite bzw. andere Seite - bei Patent gibts ja keine Vor- und Rückseite.

[Michaela]

Guten Morgen, zusammen,

vielen Dank für eure Rückmeldungen!
Ja, Patent! Ulrike, das dachte ich auf den ersten Blick auch.
Anna, dass du ein exakt gleiches Strickmuster gefunden hast: genial.

Tatsächlich ist es ein Häkelmuster. Und zwar sind es halbe "halbe Stäbchen".
Diese habe ich auch zum allerersten Mal verwendet, überhaupt erst kennengelernt. Die Technik habe ich vorher nie gesehen.
Es ist anfangs ein wenig mühselig, aber wenn man etwas in den Ablauf eingestiegen ist, klappt es ganz gut.
Die halben Halben werden so gemacht: der Beginn ist, wie beim normalen Stäbchen, bis man drei Schlingen auf der Nadel hat. Dann zieht man die vorderste (linke) Schlinge durch die beiden anderen.

Das Muster sieht vorn und hinten exakt gleich aus, in der Tat, wie das gestrickte Patent.

Früher habe ich häkeln auch etwas einfältig und hausbacken empfunden, aber seit seit ca. 10 Jahren ganz neue Techniken und Anwendungen aufgekommen sind, sehe ich die Variationsmöglichkeiten auch ins Uferlose schwappen. Besonders für meine Charity-Decken aus Spendenwolle ideal, dass ich immer wieder neue Muster testen kann.
Ich erlebe immer noch oft, dass die Häkelei so etwas in die Ecke der minder bedeutsamen Handarbeit gesteckt wird (außer vielleicht Spitzenhäkeln oder irische Häkelarbeit), aber da ist sie längst heraus, und das möchte ich auch hier etwas zeigen.

Die gesamte Decke sieht so aus, ich habe zum Vergrößern noch ein Waffelmuster aus Einzelknäueln drumherum gehäkelt.

[Siebenstein]

Verblüffend!

[Kraut2010]

Da werde ich ganz sprachlos......verneige mich vor deiner Häkelkunst.

[Mallory]

Für eine Decke ist diese Technik mit Sicherheit besser geeignet als gestricktes Patent, weil es (vermute ich) formstabiler und fester ist.
Im Leben wäre ich nicht darauf gekommen, dass das gehäkelt ist. Da hast du uns schön reingelegt!
Es stimmt wohl, dass Häkeln bei vielen Strickerinnen nicht so recht für voll genommen wird, unberechtigterweise. Leider kann ich nicht lange dranbleiben, ich verkrampfe immer furchtbar mit der Nadel. Benutzt du eine ergonomische Nadel?

Grüße von Anna

[Michaela]

Barbara, vielen Dank!
Und das ist gerade das Erstaunliche: es wurde nur mit einer Maschensorte gehäkelt (außer am Rand natürlich) halbe halbe Stäbchen. OK: für die kleinen Wellen braucht man auch Luftmaschen.



Anna, du hast völlig Recht, ich habe einmal eine Patentdecke gestrickt, ab einer bestimmten Größe ist die nur noch fluddelig.

Es stimmt wohl, dass Häkeln bei vielen Strickerinnen nicht so recht für voll genommen wird, unberechtigterweise. Leider kann ich nicht lange dranbleiben, ich verkrampfe immer furchtbar mit der Nadel. Benutzt du eine ergonomische Nadel?

Dieses Schicksal der geringen Anerkennung teilt das Häkeln mit dem Maschinenstricken, das ja oft als "Betrug" gekennzeichnet wird.

Ich häkle mit meinen uralten Nadeln, auf diese Weise https://lanarta.de/2018/04/07/bratpfanne-oder-fuernehm/

[Mallory]

Mit der Messerhaltung habe ich es sogar mal versucht, in der Hoffnung, dass es dann vielleicht besser geht, war aber nix.
Ich häkle wie in der Schule gelernt mit der Bleistifthaltung und tue mich immer schwer damit, außer wenn ich mit sehr dünnem Garn häkle, also Spitzen. Das mache ich immer noch gerne, mit dickerem Garn geht es bei weitem nicht so gut. Ist vielleicht auch Gewohnheitssache, oder ich sollte doch mal andere Nadeln versuchen.

[Michaela]

Wenn man sich verkrampft, hat es keinen Sinn. Alle Nadeln mit Griff sind mir unangenehm, weil es nicht mit meiner Häkeltechnik funktioniert, ich hebe dann auch immer die Schulter hoch, was ermüdet. Andere haben damit kein Problem, die kennen das gar nicht anders.

[Petra_68]

Oooohhh.....
wenn ich das sehe, nur schön.
Ich bin jetzt auch tief beeindruckt, dass mit dem Häkeln sollte ich vielleicht auch mal versuchen.
LG Petra

[Anna1966]

Vielen Dank für's Zeigen dieses wunderschönen Musters. Da wäre ich im Leben auch nie drauf gekommen.

LG Anna

[Michaela]

Vielen Dank für eure Anerkennung!

Petra, es ist nie zu spät, etwas Neues anzufangen.

[Kerstin]

Leider kann ich nicht lange dranbleiben, ich verkrampfe immer furchtbar mit der Nadel. Benutzt du eine ergonomische Nadel?

Zwar hat mich niemand gefragt, aber ich gebe trotzdem mal ein wenig Senf hinzu.
Als Kind und Teenie habe ich viel lieber (und besser) gehäkelt als gestrickt, und zwar mit Bratpfannen-Haltung und unverkrampft. Aus lauter Begeisterung für neue Handarbeitswerkzeuge habe ich mir dann vor einigen Jahren mal ergonomische Häkelnadeln gekauft - eine Katastrophe. Mit den Fingern so weit weg vom Haken konnte ich die Nadel gar nicht richtig steuern.

Anna/Mallory, ich habe hier noch eine unausgepackte 3,25 mm Ergo-Nadel herumfahren. Wenn du mir per PN deine Adresse gibst, schicke ich sie dir gern zum Testen und Behalten zu. Ich werde sie sowieso niemals benutzen.

Ganz allgemein lohnt es sich aber, eigene Techniken gelegentlich zu überprüfen und sich gegebenenfalls etwas Neues zu erarbeiten, auch wenn es ein wenig dauern mag. Auch Sportler machen das immer mal wieder, um ihre Leistung nachhaltig zu verbessern.
Vor Jahren merkte ich, dass ich beim Stricken meinen linken Zeigefinger nahezu erwürgte. Vom doppelten Umwickeln stieg ich um auf einfaches Drüberlegen des Fadens. Es half.
Anderes Beispiel: Anfang des Jahrtausends hatte ich massive Probleme mit der rechten Schulter, die sich bis in meine Hand auswirkten. Ich konnte nicht mal mehr ohne Schmerzen eine Computermaus betätigen. Einzige Lösung, um nicht ewig krank geschrieben zu sein: Die Maus nach links nehmen, ohne die Tastenbelegung zu ändern. Es dauerte etwa zwei Wochen, dann hatte ich mich daran gewöhnt. Wenig später konnte ich damit auch feinste Bewegungen ausführen, z.B. bei der Bildbearbeitung. Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, die Maus mit rechts zu führen. Links die Maus, rechts das Zahlenfeld, damit kann ich z.B. auch schneller in einer Tabellenkalkulation arbeiten. Und ähnlich üble Schulterprobleme habe ich seither nie wieder gehabt.

Umstellungen wirken vielleicht nicht von heute auf morgen, aber wohl überlegt und langfristig lohnt sich die Mühe.

Zahlreiche Grüße
Kerstin

[Annette 1965]

Liebe Michaela, was für eine wunderschöne Decke! Und dieses Häkelmuster ist mir auch noch nie begegnet, das sieht ja wirklich fantastisch aus!
Beste Grüße von Annette

[Michaela]

Du hast ganz Recht, Kerstin, man sollte immer mal testen, ob etwas auch anders funktioniert.
Das mit der Maus links praktiziere ich auch, und manchmal schreibe ich auch mit links. Die Schrift sieht spannenderweise identisch aus, nur ungeübter.
In meiner Ausbildung habe ich gelernt "Unterbrechung der Monotonie schult die Intelligenz".

Annette, vielen Dank! Ich bin auch immer wieder erstaunt, was sich in der Handarbeitswelt tut.

[Trillie]

Hallo Michaela,
auch wenn dein Beitrag schon etwas länger her ist, habe ich ihn jetzt erst entdeckt (bin neu hier, vorgestellt habe ich mich im entsprechenden Forum) und möchte dir ein riesengroßes Kompliment machen - ich bin ja total geflasht !!
Gibt es da vielleicht eine Anleitung zu? Das wären tolle Kissenbezüge !
Liebe Grüße,
Trillie

[Michaela]

Hallo, Trillie,

herzlich willkommen im Strickforum und vielen Dank für dein Kompliment.
Das Muster ist von hier https://www.ravelry.com/patterns/librar ... sle-afghan

[Trillie]

Michaela, vielen herzlichen Dank für den Link !
Dann werde ich mal die Wollvorräte sichten und mich auf den Urlaub im November freuen...