Handstrickapparat Passap-D Junior - so gehts!
Verfasst: So Nov 21, 2010 13:13
Hallo Zusammen,
als ich vor einiger Zeit mein erster fertiges Objekt von meinem "Krausstricker" in der Galerie gezeigt hatte, baten mich einige darum, die Maschine doch mal vorzustellen.
Gestern hatte ich einmal die Kamera und den Rat des "Fotografen meines Vertrauens" zur Verfügung, und so will ich Euch dieses seltene Mitglied meiner wollefressenden Dinosaurierherde nun einmal in Aktion zeigen:
Kapitel 1: Das ist der Passap-D-Junior

Hier steht er in voller Schönheit auf dem Küchentisch. Zum Fotografieren bin ich auf eine Leiter geklettert. Da konnte ich bequem den Kopf an der Zimmerdecke abstützen.
Auf jeder Seite befindet sich eine Metallklappe, unter der man die Fadenspannung für jeden der beiden Schieber extra einstellen kann. Dazu dient der Schraubschlüssel. Und unter dem Maschenkamm ist die Einstellleiste für die Maschenweite (sorry, hab ich zu Fotografieren vergessen).
Die beiden Schieber stehen auf dem Bild gerade auf der rechten Seite. Sie bewegen die Zughaken, also die Metallhaken, die an der Maschine angebracht sind.
Hier seht Ihr das Zubehör, das dazu gehört: Schraubschlüssel, Häkelnadel mit Haken, zwei Zinkenkämme und den Maschenkamm, auf dem die Maschen hängen. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Stifte am Maschenkamm auf einer (in diesem Fall der sichtbaren) Seite hohl sind.

2. Kapitel: So strickt man mit dem Apparat
Der Kamm wird in die Halterung an der Maschine eingehängt und eingerastet. Ihr seht am Kamm die Nadeln, auf denen die Maschen hängen und hinten die Zughaken an der Maschine.
Nun bewegt man den einen Schieber auf die andere Seite, in diesem Fall nach links. Die Zughaken fahren zwischen den Maschen raus und liegen über dem Gestrick. Es entsteht ein Zwischenraum zwischen Zughaken und Nadeln.
Nun wird das Garn in diesem Kanal über die Zughaken gelegt.
Detail: Auf der Seite, an der der Arbeitsfaden vorher herauskam, wird er genau zwischen den beiden Zughaken nach oben geführt, zwischen denen die Randmasche auf der Nadel hängt:

Nun wird einer der beiden Schieber betätigt, um die Zughaken wieder hinter die Nadeln zu bringen. Der Schieber fährt immer hinter der Wolle her. Also nehme ich hier wieder den linken und fahre von links nach rechts. Dadurch wird der Faden im Zickzack gespannt:
Jetzt legt man das gesamte Gestrick nach hinten über das Gerät.
Durch leichten Zug daran flutschen die Maschen nach hinten über die Schlaufen vom Zickzack.
Auf dem Bild habe ich links schon gezogen, rechts noch nicht.
Hier nochmal aus der Nähe.
Wenn man andere Strickmaschinen kennt, kommt einem das reichlich komisch vor. Aber ich muss sagen, es geht wirklich gut, und wenn Maschenweite und Fadenspannung stimmen, passieren eigentlich keine Fehler. Am Anfang habe ich das Gestrick wie eine rohes Ei behandelt, aus lauter Angst, es könnte was verloren gehen. Aber es geht eigentlich nichts verloren. Funktioniert echt bemerkenswert gut.
Detail: Die Randmasche (Fadenanfang) wird nicht übergehoben, sondern sie dreht sich um ihren Stift. Das passiert aber eigentlich von selbst so.
So. Wenn alle Maschen rübergezogen sind, ist die Reihe im Prinzip fertig.
Durch leichten Druck auf die beiden Hebel an der Vorderseite des Gehäuses löst sich der Kamm aus seiner Verankerung.
Man nimmt ihn raus und dreht ihn um, so dass das Gestrick wieder vorne runter hängt, steckt ihn wieder in die Halterung und kann die nächste Reihe stricken. (So wie man beim Handstricken am Ende der Reihe umdreht.)
Kapitel 3: Spezialfall Ringel stricken
- falls eine von Euch auf den Geschmack kommt
Hier stricke ich gerade einem Ärmel, bei dem in jeder 2. Reihe/ jeder Rippe die Farbe wechselt. Ich habe bei meinem Schal ziemlich lange rumgetüftelt, wie die Ränder mit dem Farbwechsel am schönsten werden und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Dunkelgrün stricke ich immer von links aus, hellgrün von rechts. Dadurch betätige ich die beiden Schieber abwechselnd. Einer schiebt die Zughaken auf. Dann stehen beide außen und als nächstes in der dran, der dem eingelegten Arbeitsfaden hinterherfährt.
In der Reihe ohne Farbwechsel mache ich die Randmasche, wie oben beschrieben, und wie es in der Anleitung steht.
In der Reihe mit Farbwechsel (Rückseite) führe ich den neuen Faden in dem Zwischenraum zwischen den Zughaken nach oben, in dem der ersten leere Stift neben der Randmasche liegt.
Schieber betätigen und Faden ausspannen -
- und Gestrick überwerfen
- da ist mir jetzt das entsprechende Bild verloren gegangen, dabei hätte man mit den beiden Farben noch mal das "Rüberschlupfen" der Maschen sehr schön sehen können. Schade.
Nun ja, hier ist die Reihe fertig gestrickt und der Kamm wartet auf des Wenden.
Kapitel 4: Maschenanschlag
- kann ich Euch leider nicht mit Bildern zeigen, denn dazu hätte ich meinen halbfertigen Ärmel von den Nadeln rupfen müssen...
Man knotet eine Schlaufe (z.B. wie die erste Masche beim Handstrickanschlag), hängt sie auf den Stift, der den linken Rand des Strickstücks bildet und wickelt den Faden gegen den Uhrzeigersinn LOCKER um die folgenden Stifte. Bei der rechten Randmasche wird nicht mehr gewickelt. Der Faden wird hinter dem Stift vorbei nach vorne gehängt und hängt dann runter.
Schieber betätigen - Zughaken raus - Faden ganz normal in den Kanal legen - Zickzack spannan.
Jetzt hat man ja noch nichts zum Festhalten. Deshalb nimmt man den kurzen Kamm. Man kann die Zinken bequem von oben nach unten ziehen und dabei die Höhlung in den Stiften nutzen. So packt man die Schlaufen, zieht sie mit dem Kamm nach hinten über die Stifte und strickt auf diese Weise die erste Reihe. ... Kamm wenden usw...
Bei der 2. Reihe fährt man mit dem Zinkenkamm von unten in die Maschen und hebt sie über.
Ab der 3. Reihe geht's sehr gut von Hand.
Beim ersten Mal fand ich das Verfahren theoretisch abschreckend, aber bereits beim 3. Mal ging es automatisch und hatte jeden Schrecken verloren.
Kapitel 5: Und was wird das nun?
Ein Pulli à la Robin Hood für meinen Junior, nach einem selbsterfundenen Schnitt. Ich bin gespannt, ob's funktioniert und werde zu gegebener Zeit ein Bild in der Galerie platzieren.
Bisher sieht es so aus:
Kapitel 6: Fazit
Im Vergleich mit Empisals, Brothers, Singers etc... ist der Passap-D-Junior sicher ein recht langsames Teil, aber immerhin deutlich schneller als Handstricken und vor allem mit sehr gleichmäßigem Ergebnis.
(Und ich selbst stricke nicht gerne kraus von Hand, weil ich da oft mit der Nadel daneben steche.)
Mir persönlich macht es echt Spaß, daran zu arbeiten, ich empfinde es als ähnlich entspannend wie Handstricken. Ich hatte sehr schnell den Arbeitsablauf automatisiert, dann geht es so gemütlich und bei schweifenden Gedanken dahin....
Außerdem ist der Passap-D relativ handlich und leicht transportabel, so dass ich ihn öfter auch mit auf den Schreibstich nehme, wenn das Wohnzimmer anderweitig belegt ist (ein Strickzimmer habe ich leider nicht.)
Das Teil ist erstaunlich unproblematisch. Anfangs dachte ich, das Prinzip könne gar nicht so recht funktionieren, weil es doch irgendwie seltsam anmutet, wenn man anderes gewohnt ist. Aber es funktioniert wirklich sehr gut.
Kapitel 7: Nachtrag
Es gibt übrigens noch mehr "Krausstricker", z.B. "Strickwunder" oder alte "Reginas" etc. Ich habe auch uralte Strickzeitschriften, in denen den "Krausstrickern" eigene Modelle gewidmet sind.
Viele Grüße, Hummelbrummel
als ich vor einiger Zeit mein erster fertiges Objekt von meinem "Krausstricker" in der Galerie gezeigt hatte, baten mich einige darum, die Maschine doch mal vorzustellen.
Gestern hatte ich einmal die Kamera und den Rat des "Fotografen meines Vertrauens" zur Verfügung, und so will ich Euch dieses seltene Mitglied meiner wollefressenden Dinosaurierherde nun einmal in Aktion zeigen:
Kapitel 1: Das ist der Passap-D-Junior

Hier steht er in voller Schönheit auf dem Küchentisch. Zum Fotografieren bin ich auf eine Leiter geklettert. Da konnte ich bequem den Kopf an der Zimmerdecke abstützen.

Auf jeder Seite befindet sich eine Metallklappe, unter der man die Fadenspannung für jeden der beiden Schieber extra einstellen kann. Dazu dient der Schraubschlüssel. Und unter dem Maschenkamm ist die Einstellleiste für die Maschenweite (sorry, hab ich zu Fotografieren vergessen).
Die beiden Schieber stehen auf dem Bild gerade auf der rechten Seite. Sie bewegen die Zughaken, also die Metallhaken, die an der Maschine angebracht sind.
Hier seht Ihr das Zubehör, das dazu gehört: Schraubschlüssel, Häkelnadel mit Haken, zwei Zinkenkämme und den Maschenkamm, auf dem die Maschen hängen. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Stifte am Maschenkamm auf einer (in diesem Fall der sichtbaren) Seite hohl sind.

2. Kapitel: So strickt man mit dem Apparat
Der Kamm wird in die Halterung an der Maschine eingehängt und eingerastet. Ihr seht am Kamm die Nadeln, auf denen die Maschen hängen und hinten die Zughaken an der Maschine.

Nun bewegt man den einen Schieber auf die andere Seite, in diesem Fall nach links. Die Zughaken fahren zwischen den Maschen raus und liegen über dem Gestrick. Es entsteht ein Zwischenraum zwischen Zughaken und Nadeln.

Nun wird das Garn in diesem Kanal über die Zughaken gelegt.

Detail: Auf der Seite, an der der Arbeitsfaden vorher herauskam, wird er genau zwischen den beiden Zughaken nach oben geführt, zwischen denen die Randmasche auf der Nadel hängt:

Nun wird einer der beiden Schieber betätigt, um die Zughaken wieder hinter die Nadeln zu bringen. Der Schieber fährt immer hinter der Wolle her. Also nehme ich hier wieder den linken und fahre von links nach rechts. Dadurch wird der Faden im Zickzack gespannt:

Jetzt legt man das gesamte Gestrick nach hinten über das Gerät.

Durch leichten Zug daran flutschen die Maschen nach hinten über die Schlaufen vom Zickzack.
Auf dem Bild habe ich links schon gezogen, rechts noch nicht.

Hier nochmal aus der Nähe.
Wenn man andere Strickmaschinen kennt, kommt einem das reichlich komisch vor. Aber ich muss sagen, es geht wirklich gut, und wenn Maschenweite und Fadenspannung stimmen, passieren eigentlich keine Fehler. Am Anfang habe ich das Gestrick wie eine rohes Ei behandelt, aus lauter Angst, es könnte was verloren gehen. Aber es geht eigentlich nichts verloren. Funktioniert echt bemerkenswert gut.

Detail: Die Randmasche (Fadenanfang) wird nicht übergehoben, sondern sie dreht sich um ihren Stift. Das passiert aber eigentlich von selbst so.
So. Wenn alle Maschen rübergezogen sind, ist die Reihe im Prinzip fertig.
Durch leichten Druck auf die beiden Hebel an der Vorderseite des Gehäuses löst sich der Kamm aus seiner Verankerung.

Man nimmt ihn raus und dreht ihn um, so dass das Gestrick wieder vorne runter hängt, steckt ihn wieder in die Halterung und kann die nächste Reihe stricken. (So wie man beim Handstricken am Ende der Reihe umdreht.)
Kapitel 3: Spezialfall Ringel stricken
- falls eine von Euch auf den Geschmack kommt
Hier stricke ich gerade einem Ärmel, bei dem in jeder 2. Reihe/ jeder Rippe die Farbe wechselt. Ich habe bei meinem Schal ziemlich lange rumgetüftelt, wie die Ränder mit dem Farbwechsel am schönsten werden und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Dunkelgrün stricke ich immer von links aus, hellgrün von rechts. Dadurch betätige ich die beiden Schieber abwechselnd. Einer schiebt die Zughaken auf. Dann stehen beide außen und als nächstes in der dran, der dem eingelegten Arbeitsfaden hinterherfährt.
In der Reihe ohne Farbwechsel mache ich die Randmasche, wie oben beschrieben, und wie es in der Anleitung steht.
In der Reihe mit Farbwechsel (Rückseite) führe ich den neuen Faden in dem Zwischenraum zwischen den Zughaken nach oben, in dem der ersten leere Stift neben der Randmasche liegt.

Schieber betätigen und Faden ausspannen -

- und Gestrick überwerfen

Nun ja, hier ist die Reihe fertig gestrickt und der Kamm wartet auf des Wenden.

Kapitel 4: Maschenanschlag
- kann ich Euch leider nicht mit Bildern zeigen, denn dazu hätte ich meinen halbfertigen Ärmel von den Nadeln rupfen müssen...
Man knotet eine Schlaufe (z.B. wie die erste Masche beim Handstrickanschlag), hängt sie auf den Stift, der den linken Rand des Strickstücks bildet und wickelt den Faden gegen den Uhrzeigersinn LOCKER um die folgenden Stifte. Bei der rechten Randmasche wird nicht mehr gewickelt. Der Faden wird hinter dem Stift vorbei nach vorne gehängt und hängt dann runter.
Schieber betätigen - Zughaken raus - Faden ganz normal in den Kanal legen - Zickzack spannan.
Jetzt hat man ja noch nichts zum Festhalten. Deshalb nimmt man den kurzen Kamm. Man kann die Zinken bequem von oben nach unten ziehen und dabei die Höhlung in den Stiften nutzen. So packt man die Schlaufen, zieht sie mit dem Kamm nach hinten über die Stifte und strickt auf diese Weise die erste Reihe. ... Kamm wenden usw...
Bei der 2. Reihe fährt man mit dem Zinkenkamm von unten in die Maschen und hebt sie über.
Ab der 3. Reihe geht's sehr gut von Hand.
Beim ersten Mal fand ich das Verfahren theoretisch abschreckend, aber bereits beim 3. Mal ging es automatisch und hatte jeden Schrecken verloren.
Kapitel 5: Und was wird das nun?
Ein Pulli à la Robin Hood für meinen Junior, nach einem selbsterfundenen Schnitt. Ich bin gespannt, ob's funktioniert und werde zu gegebener Zeit ein Bild in der Galerie platzieren.
Bisher sieht es so aus:

Kapitel 6: Fazit
Im Vergleich mit Empisals, Brothers, Singers etc... ist der Passap-D-Junior sicher ein recht langsames Teil, aber immerhin deutlich schneller als Handstricken und vor allem mit sehr gleichmäßigem Ergebnis.
(Und ich selbst stricke nicht gerne kraus von Hand, weil ich da oft mit der Nadel daneben steche.)
Mir persönlich macht es echt Spaß, daran zu arbeiten, ich empfinde es als ähnlich entspannend wie Handstricken. Ich hatte sehr schnell den Arbeitsablauf automatisiert, dann geht es so gemütlich und bei schweifenden Gedanken dahin....
Außerdem ist der Passap-D relativ handlich und leicht transportabel, so dass ich ihn öfter auch mit auf den Schreibstich nehme, wenn das Wohnzimmer anderweitig belegt ist (ein Strickzimmer habe ich leider nicht.)
Das Teil ist erstaunlich unproblematisch. Anfangs dachte ich, das Prinzip könne gar nicht so recht funktionieren, weil es doch irgendwie seltsam anmutet, wenn man anderes gewohnt ist. Aber es funktioniert wirklich sehr gut.
Kapitel 7: Nachtrag
Es gibt übrigens noch mehr "Krausstricker", z.B. "Strickwunder" oder alte "Reginas" etc. Ich habe auch uralte Strickzeitschriften, in denen den "Krausstrickern" eigene Modelle gewidmet sind.
Viele Grüße, Hummelbrummel