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Vor- und Nachteile von verschiedenen Garnen

Verfasst: So Nov 06, 2011 21:26
von Regis Bothe
Hallo,

ich habe mal wieder eine Frage, die mich mittlerweile doch einigermaßen beschäftigt, und zwar: Welche Eigenschaften haben eigentlich bestimmte Garnqualitäten?

Aus dem Forum habe ich mittlerweile erfahren, dass es extrem wichtig scheint, wie ein bestimmtes Garn gezwirnt ist. Sehr lockeres Garn scheint leicht zu pillen.

Gibt es aber irgendwelche Übersichten, welche Wollqualitäten für welchen Zweck am besten geeignet sind, was die Qualitätsunterschiede und Eigenschaften der verschiedenen Schurwollen (Schaf, Merino, Alpaka, usw) sind und worauf man achten muss, damit man weiß, welches Garn sich für eine Strickmaschine eignet.

Und gibt es Garnqualitäten, auf die man gleich besser verzichten sollte, weil doch nichts Gutes herauskommen kann.

Das Ganze scheint extrem wichtig zu sein. Was nützt der schönste Pulli oder die schönste Mütze, wenn das Garn nicht geeignet ist: kratzt, pillt, reißt, lappig wird, nicht eleastisch ist bzw. zu elastisch ist usw. Sicherlich kann eine große Maschenprobe helfen, aber gibt es nicht auch Erfahrungswerte?

Gruß

Raaga

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 10:38
von Hummelbrummel
Hallo Raaga,

das ist ein weites Feld und das Besondere daran:
Alles ist anders.

Die Geschmäcker sind verschieden, auch die Empfindlichkeiten (z.B. für Schaf- Wolle, Kunstfaser, Seide, Alpaka ..) sind völlig verschieden usw.
(Ich z.B. kann weder Seide noch Alpaka ab, andere lieben das.)

Du wirst wohl nicht drum herum kommen, Deine eigenen Erfahrungen sammeln zu müssen.

Feinstricker schlucken meistens (aber auch nicht immer) Garne, die man von Hand bis ca. Nadelstärke 3,5 verstricken kann, ich hatte auch schon etwas dickeres, aber auf einer alten Maschine nur glatt rechts.

Ansonsten muss man es wirklich einfach ausprobieren und das Gemeinste daran: Selbst Wolle der gleichen Marke und Qualität kann sich in unterschiedlichen Herstellungspartien unterschiedlich verhalten. Habe ich auch bei industriell verarbeiteter Schafwolle schon erlebt.

O.K. und so Sachen wie das mit dem Pillen und dem Drall, das schnappt man auf, wenn man z.B. hier fleißig mitliest oder mal ein paar Abende investiert und querliest.

Tut mir leid, dass ich es Dir nicht "mundgerechter" schreiben kann.

Viele Grüße, Hummelbrummel

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 11:13
von Strickendes Landei
Hallo Raaga,
nach meiner Erfahrung sind zwei Sorten Garn für die Strickmaschine weniger geeignet:

1. sehr fluffiges Dochtgarn, das reißt gerne, wenn man mit Fadenspannung arbeitet. Bei Strickmaschinen mit "Handfütterung" sind sie gut verstrickbar.

2. billiges Garn aus dem Supermarkt (keine Markenwolle, die als Sonderposten angeboten wird). Es flust schon beim Verstricken die Maschine voll und ist nach dem 1. Waschen leicht verfilzt. Beim Tragen pillt es weiter.

Ansonsten ist Garnwahl reine Geschmacks- und Geldbeutelsache.

LG
Sandra

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 11:24
von Regis Bothe
Au weia, das hört sich ja entmutigend an. Das würde ja auch bedeuten, dass es eigentlich nicht reicht, eine Maschenprobe zu machen, sondern wirklich auch zu waschen, probezutragen und zu reiben, um zu untersuchen, wie sehr das Ganze pillt.

Mit dem Erfolg, dass ich nach Ende der Prozudur mit etwas Pech eine andere Charge kaufe, die wieder andere Eigenschaften hat.

Ich fürchte, ihr beweist mir gerade, dass stricken ganz und gar unmöglich ist.

Gruß

Raaga

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 11:35
von Hummelbrummel
Hallo,

lass Dich nicht entmutigen!
Stricken ist nicht unmöglich, sondern individuell und jedes fertige Teil ist ein Unikat.
Übrigens ist es auch bei fertig gekauften Sachen so, dass man mitunter erst nach mehreren Wäschen merkt, was man dran hat. Und neulich war ich froh, endlich passende BHs gefunden zu haben und kaufte ein halbes Jahr später die gleichen wieder, im zweifarbigen Doppelpack: Die eine Farbe passte, die andere kniff, und einer fiel beim ersten Tragen auseinander.....

Aber das ist jetzt Off-Topic.

Vermutlich passiert es immer wieder einmal, dass man Pech hat. Heute trage ich z.B. eine Weste, zu der ich mir das Gran mit Beratung im örtlichen, extrem teuren Handarbeitsladen gekauft habe, was ich nur selten tue. Handgestrickt. Und diese Weste pillt, dass es ein Graus ist. Ich habe NICHTS in meirer Garderobe, was so pillt. Pech gehabt.
Aber viele andere Sachen sind toll und gut und eben Unikate.

Wichtig ist in jedem Fall die Maschenprobe und wenn Dus genau wissen willst, diese auch waschen.

Das wird schon!!!

Viele Grüße, Hummlebrummel

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 14:02
von Regis Bothe
Danke für deine aufmunternden Worte. Oh je, da habe ich ja auf etwas eingelassen!

Aber ich hake nochmals nach: stimmt es wirklich, dass man anhand der Wollqualität nicht sicher sagen kann, wie das fertige Teil sich später verhalten wird?

Gruß
:shock:

Raaga

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 20:00
von cornu
hallo Raaga,

so ganz grob gesagt, Schurwolle pillt, selbst bei Sockenwolle habe ich das des öfteren erlebt, und die war kein Sonderangebot vom Discounter.

Mit Pretty Woman von HWF (60% Merino, 40% Acryl) habe ich bis jetzt die besten Erfahrungen gemacht, was Pilling und (unerwünschtes) Filzen angeht.
Bessere, als mit anderen Garnen, die mindestens 3x so teuer waren :mrgreen:

Und von Dochtgarnen lasse ich mittlerweile ganz die Finger.

Wolle mit Cablewicklung gibt es ja kaum noch, schade eigentlich, die ist formstabil, gibt ein schönes Maschenbild, flust nicht, und pillt auch kaum. Aber anscheinend gilt sie von der Optik her als zu langweilig.

liebe Grüße

Konni

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 20:52
von Kerstin
Hallo Raaga,

wie schon geschrieben, es ist ein weites Feld, eine Wissenschaft für sich, und ums Experimentieren kommt man nicht herum. Jeder hat andere Vorstellungen vom optimalen Garn für ein bestimmtes Projekt (oder umgekehrt), und manches, was jemand anders toll findet, würde mir vielleicht weniger gefallen und umgekehrt.

Ganz allgemein finde ich, tierische Fasern wärmen besser als pflanzliche. Je leichter das Garn, je mehr Luft zwischen den Faser ist, umso besser wärmt es. Je fester und dichter ein Garn versponnen ist, desto strapazierfähiger ist es aber auf der anderen Seite. So hat man eigentlich nie ein absolutes Optimum für alle Eigenschaften, sondern muss sich die Kombination suchen, die für den jeweiligen Zweck am besten geeignet ist.

Mach Dir Notizen, wenn Du etwas strickst, und schau nach ein paar Wochen, wie zufrieden Du mit dem Strickergebnis bist. Wärmt es wie geplant? Lässt es sich gut waschen? Färbt es womöglich ab? Ist es strapazierfähig genug? Längt es sich, oder hält es seine Form? Läuft es ein? Bleibt es glatt, oder wird es faltig? "Müffelt" es nach einmaligem Tragen? Pillt es? Filzt es? Kommt ein eventuelles Muster gut heraus?
Kann man damit leben, sind die Eigenschaften vielleicht sogar vorteilhaft, oder ärgert man sich darüber? Aus jedem Strickteil kann man etwas lernen.

Ich mag manche Materialien, die eigentlich ziemlich unpraktisch sind, wie z.B. Angora. Es ist so schön weich, leicht und warm, da nehme ich es in Kauf, dass es fusselt und nicht ganz pflegeleicht ist, und Muster kommen damit auch nicht zur Geltung. Man muss sich überlegen, was man möchte und was einem gefällt, und dann kann man auch mit eigentlich suboptimalen Garnen ganz wunderbare Ergebnisse erzielen.

Zahlreiche Grüße
Kerstin

Verfasst: Mo Nov 07, 2011 21:41
von Regis Bothe
Ganz vielen Dank für eure lieben Antworten! Ich glaube, da habe ich noch eine Menge an Experimenten und Überraschungen vor mir.

Auf jeden Fall glaube ich verstanden zu haben, dass Pillen etwas mit lockerer Drehung und Fasern, die sich aus den Maschen herausreiben können, zu tun haben könnte. Da werde ich mal weiterhin meine Versuchsreihen durchführen.

Trotzdem, es ist ganz schön frustrierend, wenn ein mühsamst gestrickter Pullover sich als pillendes Ungeheuer oder als Lappen entpuppt.

Nochmals vielen Dank!

Raaga