alonil hat geschrieben:Aber da ich noch immer meine ausgeliehene Passap Pinky habe, frage ich mich, ob ich es wagen kann, das Shirt auf der Maschine zu stricken?
Weshalb nicht? Ich habe letzten Monat aus Garn vergleichbarer Stärke (75 % Merino, 25 % Tussahseide, 800 m/100 g, Verbrauch 210 g) einen langärmeligen Pullover gestrickt, habe ihn wetterbedingt allerdings noch nicht getragen.
Wickeln tu ich es, das ist klar, aber muss auch dieses Material paraffiniert werden?
Das ist abhängig von Deiner Maschine und ihrem Bedarf. Ich paraffiniere jedes Garn, das ich mit der Maschine verarbeiten will, weil meine Maschine dann besser arbeitet. Wenn es bei Deiner anders ist (das sollte man als Strickerin natürlich irgendwann selbst herausgefunden haben und dann auch auswendig wissen), dann paraffinierst Du nicht. Paraffinieren bedeutet übrigens nicht, das Garn mit einem dicken Wachs-Überzug zu versehen. Man lässt es beim Wickeln nur leicht übers oder unters Paraffin gleiten, damit die Härchen geglättet werden. (Wir hatten das hier im Forum schon öfter diskutiert, aber es könnte sein, dass Du diese Diskussionen in der Hektik übersehen hast.)
Mit der feinen, teuren Wolle bin ich völlig unsicher, wie ich das mit den Proben machen soll: Wie oft kann ich denn das wieder aufdröseln?
Das hängt vom Garn ab. Ich kenne allerdings Dein Garn nicht. Ich würde, wenn ich ein unbekanntes oder für mich neues Garn verarbeite, grundsätzlich so viel davon kaufen, dass es für ein paar Proben reicht. Es sei denn, ich habe eine feste Anleitung für genau meine Maschine, nach der ich arbeite, in der exakt steht, wie ich zu verfahren habe und welche Maschenprobe erreicht werden soll. Aber eine Anleitung hast Du ja offensichtlich nicht. In so einem Fall knapp zu kalkulieren ist schon eine gewisse Herausforderung.
Und ich kann ja das Probestück dann nicht waschen?
Waschen würde ich die Probe grundsätzlich. Wenn Du das nicht tust, strickt Du Dir wahrscheinlich ein Modell, das Du exakt bis zur ersten Wäsche tragen kannst, danach hat sich das Maschenbild geändert, und das gute Stück sitzt nicht mehr richtig.
Eine gewaschene und aufgeribbelte Maschenprobe kann man, wenn's ganz knapp wird, z.B. noch für die Halsblende verwenden. Trotzdem würde ich vorsichtshalber bei einem Garn, das ich noch nicht kenne, immer etwas zusätzlich zum Experimentieren kaufen. Wenn das Geld dafür nicht reicht, würde ich lieber gleich auf ein anderes, vertrauteres Material umsteigen.Bei Deinem Vorgehen riskierst Du, nicht nur 50 g zum Experimentieren für die Tonne gekauft zu haben, sondern die kompletten 200 g, weil Du so viel probieren musst, dass es am Ende für gar nichts mehr reicht.
Brauche ich auf der Maschine mehr oder weniger Wolle als von Hand?
Bei gleicher Maschenprobe, gleicher Maschen- und Reihenzahl und gleicher Strickweise braucht man fürs Handstricken genau so viel wie fürs Maschinestricken. Wenn Du mit der Maschine anders strickst, brauchst Du eine andere Menge. Ob weniger oder mehr, weiß ich nicht, weil ich Dein Wunschmodell bisher nicht vergleichsweise von Hand und mit Deiner Maschine gestrickt habe.
Wenn auf der Banderole steht, dass man bei 24 M auf 10 cm mit 200 g auskommt, dann kommst Du beim Hand- und Maschinestricken mit 200 g aus, wenn Du eine Maschenprobe von 24 M auf 10 cm erzielst. Wenn Du eine andere Probe mit mehr Maschen und Reihen hast, dann brauchst Du mehr Material.
Auch wegen der Grösse weiss ich echt nicht: Meine erste Weste war dann nach dem Waschen viel zu eng, obwohl ich natürlich auch die Probestücke gewaschen hatte.
Das kann ungefähr zehntausend verschiedene Gründe haben. Ohne die Probe, die Weste, das Garn, Deine Strickweise, Deine Maße, die gewählte Größe, Deine Waschtechnik und noch so einige Details zu kennen, kann ich dazu leider nichts sagen. Wenn die Weste aus dem gleiche Garn ist, würde ich an der Weste die Maschenprobe auszählen und sie für das nächste Modell aus diesem Garn zugrunde legen. Vorausgesetzt natürlich, Du hast Dir notiert, mit welcher Einstellung Du gestrickt hast. Es hilft auch, das Modell anzuziehen und dann zu analysieren, wo es nicht passt und man ändern muss. Dann diese Änderungen in den neuen Schnitt einbauen. Erst ein grobes Schnittschema nur mit den erforderlichen Maßen zeichnen und dann, auf der Maschenprobe basierend, die Maschen und Reihen berechnen.
Am besten wäre es, wenn jemand von euch da schon Maschenzahlen- und Maschengrössen-Erfahrungswerte für mich hätte.
Natürlich, und am besten auch gleich eine fertige Anleitung. Es kennt zwar niemand Deine Größe, es weiß auch niemand, wie Deine Maschine strickt oder wie das fertige Teil aussehen soll, aber schön wär's schon, wenn wir das mal eben für Dich erledigen könnten, gell?
Ich fürchte, Du musst in den sauren Apfel beißen und aus diesem Projekt ein paar Dinge für die Zukunft lernen:
- Strickmaschine kennenlernen. Ich weiß z.B. bei meiner Strickmaschine, dass die glatt-rechts-Maschenproben bei verschiedenen Einstellungen ungefähr wie folgt sind:
- MW 10: 26 M (lockerer kann sie nicht, das weiß ich)
- MW 9: 27 M
- MW 8: 28 M
- MW 7: 29 M
- MW 6: 30 M
Bei Deiner Maschine wird es anders sein, da Du ein anderes Fabrikat mit einem anderen Nadelabstand hast. So etwas sollte man irgendwann mal an der eigenen Maschine durchgetestet und sich notiert haben. Dann hat man immer einen Anhaltspunkt und weiß, wo man ansetzen muss, um auf eine ungefähre Maschenprobe zu kommen.
- Bei unbekannten Garnen: Immer genügend Material kaufen, damit man testen kann.
- Maschenprobe genau so waschen und trocknen, wie man es mit dem endgültigen Teil machen will.
- Schnitt nicht allein nach irgend einer hübschen Anleitung wählen, sondern an die persönlichen Maße und Vorlieben anpassen.
- Maschen und Reihen selbst berechnen. Das ist kein Hexenwerk. Dafür gibt es nicht nur Taschenrechner, sondern mittlerweile auch Webseiten und Programme, die einem dabei helfen.
Und bitte nicht falsch verstehen: Hier im Strickforum geht es nicht darum, dass einem für jeden Bedarf fertige Anleitungen vor die Nase gelegt werden. Das könnten wir hier gar nicht leisten. Mein persönliches Anliegen ist es, Dir Selbstständigkeit im Umgang mit Garn und Stricknadeln zu vermitteln. Das mag im ersten Moment unbequem erscheinen, weil es Dich zum Selberdenken zwingt. Aber es erweitert Deine Fähigkeiten immens.
Zahlreiche Grüße
Kerstin