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Ein freundliches Hallo

Also: Ich bin im Moment an meiner Brother KH 860 mit Doppelbett KR 850 an Probemustern stricken für mein nächstes Projekt.

Mein Garn ist ein sehr dünnes Merinogarn 30/2 (Lauflänge 1500m/100g) paraffiniert auf Konen.

"Grundeinstellung":
Ich habe im hinteren Nadelbett die Feinstrickleiste eingezogen und arbeite mit halbem Versatz 1re,1li über jede Nadel. Meine Probestücke sind 119 Maschen breit (60 HNB, 59 VNB). Die äusseren Randmaschen liegen jeweils auf dem hinteren Nadelbett. Ein kurzer Anschlagkamm ist eingehängt mit 2 mittleren Tonnengewichten (je 210g). Maschenweite 0 für das eigentliche Strickmuster auf beiden Schlitten.
Nach genügend Reihen hänge ich Krallengewichte an den Rand, die immer wieder nachgehängt werden.
Die Konen stehen hinter der Maschine am Boden und haben einen guten Abzug.

Nachtrag: Der Feinstrickhebel war während all den ausgeführten Arbeitsschritten auf Position II.

1. Frage - Problem hinteres Nadelbett

Normaler 1re, 1li Strick über alle Nadeln funktioniert ohne Probleme.

Rundstricken funktioniert in beide Richtungen, egal ob rechte oder linke Parttaste mit der jeweils anders-seitigen PR Taste kombiniert.

Ich kann Halb-Milano stricken wenn ich entweder die rechte oder linke Parttaste am hinteren Schlitten drücke. Das ergibt dann jeweils eine Reihe über alle Maschen 1li, 1re gestrickt und dann eine Reihe nur auf dem vorderen Nadelbett gestrickt. Da strickt alles sauber ab und das Gestrick hat einen angenehmen Griff.

Beim Versuch Halb-Milano stricken mit der geraden Reihe auf dem hinteren Nadelbett mit der PR Taste am vorderen Schlitten (egal ob ich die linke oder die rechte Taste wähle) werden die Maschen auf dem hinteren Nadelbett nicht sauber abgestrickt. Der Faden wird zum Teil einfach nur in die Nadeln gelegt aber eben nicht gestrickt und zwar nach keinem erkennbaren Muster. Mal sind ein paar Nadeln nacheinander betroffen, dann stricken mehrere Nadeln ok, dann sind wieder mehrere oder einzelne Maschen nicht abgestrickt. Einfach ganz willkürlich über die ganze Reihe verteilt.
Ich habe mit mehr und weniger Gewicht probiert, mit zusätzlichem Abzug von Hand, es sind auch nicht nur die Randmaschen davon betroffen.

Es gibt ein Youtube-Video von Knitology 1x1 (https://www.youtube.com/watch?v=ufz-A5QTA54) wo sie das Muster so strickt und das müsste eigentlich klappen ...
Ansonsten findet man im Netz nicht sehr viel zu dieser Stricktechnik, bei Brother wird sie gar nicht beschrieben - aber wenn ich das hier im Forum richtig gelesen habe scheint Passap die Strickart unter dem Begriff Riegelstrick aufzuführen.
Vielleicht hat eine von Euch hier ja schon damit experimentiert und eine Ahnung, woher mein Problem herrühren könnte.

Milano Strick (je eine Reihe 1.li, 1re und dann je eine einzelne Reihe über das hintere und vordere Nadelbett) ist dadurch für mich nicht möglich, weil ja eben das Stricken auf dem hinteren Bett nicht klappt. Vielleicht ergäbe das ein noch geeigneteres Gestrick für meinen Zweck ...


2. Frage - geeigneter Anschlag

Ich beginne die Maschenprobe mit der
- Netzreihe (MW 0), Anschlagkamm rein
- Schlitten vorne linke Mustertaste auf PR + linke Part-Taste Schlitten hinten (jeweils MW 1) stricke 1 Reihe nach rechts, eine nach links
- dann vorne PR Taste wieder auf N, hinten Part-Taste raus (jeweils MW 0) und 1 "normale" Reihe 1li, 1re

Danach wechsle ich auf meine gewünschte Einstellung und fertige die Maschenprobe an. Dieser Anschlag ist für "Halb Milano" zu weit und wellt sich. Hat jemand einen Vorschlag, wie man den sonst ausführen könnte? Ich wäre auch bereit, das Strickstück mit Fremdgarn zu beginnen und am Schluss die Kante von Hand abzuketten, wobei wir da bei meinem 3. Problem wären:


3. Frage - geeignetes Abketten

Die Proben habe ich bisher immer mit Fremdgarn abgeworfen und anschliessend von Hand mit einer Stricknadel 2mm abgekettet.
1. in der "klassischen" Variante zwei Maschen im Muster stricken und die zuerst gestrickte Masche über die danach gestrickte Masche ziehen, nächste Masche stricken, ... - das wird eher zu fest.

2. in der Variante "Jeny's surprisingly stretchy bind-off" (1 Masche im Muster stricken, ein Umschlag (von hinten oder vorne, je nach Folgemasche), 1 Masche im Muster stricken 1. Masche + Umschlag über die 2. Masche ziehen, ...) - das wellt wieder zu stark.

Vielleicht gibt es ja bei Passap einen Vorschlag zum Anschlagen und Abketteln bei Riegelstrick?

Ich weiss, es ist jetzt sehr lang geworden und es ist wohl ein recht seltenes Problem, aber vielleicht kennt sich ja die eine oder der andere damit aus und kann mir einen Tipp geben.

Herzliche Grüsse
eve

Hallo Eve,

jede Strickmaschine hat ihren optimalen Bereich und außerhalb davon Grenzbereiche, in denen vieles nicht so funktioniert, wie man es sich wünscht.
Die KH 860 ist ein Feinstricker und läuft im Einbett-Bereich am besten mit Garnen in ungefähr 4fach-Sockenwollstärke. Für doppelbettiges Stricken über jede Nadel kann man die Lauflänge ungefähr verdoppeln. In einschlägigen Anleitungen wird meistens Garn um die 700-800 m pro 100 g vorgesehen.

Mit anderen Worten: Dein Garn ist zu dünn. Wenn du es einfädig einigermaßen erfolgreich verarbeiten willst, brauchst du eine Maschine mit einem Nadelabstand von 3,6 mm, d.h. einen Superfeinstricker. Möglicherweise würdest du sogar damit noch Schwierigkeiten haben. So dünne Fäden einzeln verarbeitet sind für industrielle Maschinen gedacht, nicht für Haushaltsstrickmaschinen.
Wenn du dir das verlinkte Video etwas genauer anschaust, siehst du, dass dort mit doppeltem Faden gestrickt wird. Damit funktioniert es besser.

Wenn man auf einem Nadelbett nur jede zweite Reihe durchstrickt, müssen sich diese Maschen in die Länge ziehen, damit sie dieselbe Höhe erreichen wie die Maschen auf dem anderen Bett. Das regelt man normalerweise, indem man die MW dort etwas höher einstellt, damit die Maschen größer werden bzw. sich mehr dehnen können. Es kann sonst passieren, dass die Fadenlänge, die einer Masche zugebilligt wird, einfach nicht mehr zum Abstricken reicht. Und diese Maschen, die nicht stricken, können durchaus am HNB hängen. Da ist nämlich der Abzug flacher als am VNB, das in einem steileren Winkel angebracht ist.

Zu dünne Garne machen einer Maschine ebenso Schwierigkeiten wie zu dicke. Verwende Garne bzw. Garnkombinationen, die von der Stärke her für deine Maschine geeignet sind, und wähle sinnvolle Einstellungen für die Maschenweite. Dann klappt es auch, und deine Maschine wird dir dankbar sein.

Noch ein Hinweis zu Anschlag und Abketten: Doppelbett-Techniken wie Milano und Halb-Milano startet und beendet man im allgemeinen mit Kontrastgarn. Das kannst du auch im Video sehen. Die Dame weiß, weshalb sie so und nicht anders vorgeht; ihr Video bezieht sich außerdem nur auf die fully-fashioned Zu- und Abnahmen. Ausgearbeitet werden solche Teile später mit Nähmaschine bzw. Overlocker.

Zahlreiche Grüße
Kerstin

Hallo Kerstin

(Als erstes noch eine nicht unwichtige Ergänzung zu den im Eingangspost genannten Maschineneinstellungen. Die Strickprobe wurde mit dem Feinstrickhebel auf II erstellt. Ich habe dies im Beitrag der Vollständigkeit halber auch nachgeführt.)

Herzlichen Dank Kerstin für Deinen ausführliche Antwort.
ich bin mir bewusst, dass ich mich mit meinen Pröbeleien im Grenzbereich der Maschine befinde - und wenn ich denn eines Tages einen Superfeinstricker mit Doppelbett in meiner Reichweite finden sollte, so würde ich wohl zuschlagen, aber Du weisst ja, wie selten die auftauchen ...

Also das Halb-Milano mit der Zwischenreihe auf dem vorderen Nadelbett ergibt eigentlich ein ganz passables Ergebnis.


Wenn sich nichts mehr ergeben sollte zum "Voll"-Milano, so werde ich wohl dieses Mal dabei bleiben. Die Maschenmarkierer bei der ungedehnten Maschenprobe sind jeweils links und rechts bei der 21. Masche auf dem hinteren Nadelbett, also sollte ich über die ganze Breite auf über 70cm kommen, was mir bei weitem reichen würde. Man kann hier auch das jeweilige Maschenbild auf beiden Seiten des Gestricks erkennen und ich würde mich eher für die Seite mit der zusätzlichen rechten Maschenreihe als Sichtseite entscheiden.

Die sichtbare Kante auf dem Bild wäre übrigens der Anschlag wie beschrieben.
In der Industrie werden die Strickteile in dieser Technik ja auch manchmal mit gestrickten Kantenabschlüssen gebraucht (z.b. Strickkante unten und Ärmel, Kragenabschluss), da müsste es doch eine Möglichkeit geben, dies irgendwie nachzubauen, wenn man den wüsste, wie das ausgebildet ist ...

Ich werde also vorerst mal weiter suchen und pröbeln und vielleicht ergibt sich ja noch was ...



Übrigens, ein kleines Beispiel was ich mit der Wolle sonst so anstelle:

Sie ergibt ein angenehm in seiner Festigkeit und trotzdem dünnes Gestrick, wenn auf dem Einbett mit zwei Fäden in unterschiedlichen Farben plattiert wird (hier kombiniert mit einem Streifen in einem Vorlegemuster).


Hier gibt es nur das Problem, dass die mögliche Strickbreite nicht ganz für meine Hüften reicht. Im Jäckchen auf dem Foto habe ich zusätzliche Keile gestrickt und im unteren Bereich seitlich eingenäht - ich konnte damit auch noch etwas die unterschiedliche Breite des Musterstreifens und des plattierten Gestricks ausgleichen. Die einzelnen Teile sind auch hier "fully-fashioned" gestrickt (wie eigentlich immer bei mir, für mich spielt die Zeit, die ich für meine Kleidung aufwende keine Rolle und ich scheue mich nicht vor dem Maschen umhängen). An Halsausschnitt- und Verschlusskanten habe ich zur Fertigstellung mit je einem Faden in dunkel- und hellgrün eine Borte angehäkelt. So ergibt sich auch eine genügende Festigkeit der Knopfleiste und die Knopflöcher sind gleich mit eingebaut.


Freundliche Grüsse
eve

Zu deinem Problem kann ich leider nichts beitragen, aber ich würde dich gern zu deiner wunderschönen Jacke beglückwünschen! Die ist total schön geworden!

Ich bin auch schon seit Wochen dabei, eine Jacke aus plattiertem Strick zu machen, habe sie aber jetzt schon länger brach liegen und bekomme den Zugang momentan nicht mehr...

Hallo zusammen

Herzlichen Dank, beaune, für Dein Kompliment. Ich trage die Jacke auch sehr gerne, obwohl es durchaus noch Verbesserungspotential geben würde ...
Ich wünsche Dir viel Erfolg wenn Du Dich dann mal wieder an Dein Werk setzen wirst.

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Bei meinen diversen Versuchen zum Thema "Halb-Milano" mit der durchgehenden Zeile auf dem hinteren Nadelbett habe ich nun die Maschenweiten in den unterschiedlichsten Kombinationen zwischen vorderem und hinterem Schlitten durchprobiert, von MW 0 bis hinauf zu MW 5. Die Einstellung ändert jeweils nichts am Verhalten der Maschine, die Maschen der durchgehenden Reihe werden nicht alle sauber abgestrickt und zwar sehr willkürlich.

Rundstricken ist übrigens mit demselben Garn bis runter zur Maschenweite 0 auf beiden Schlitten ohne Probleme möglich und zwar in beiden Richtungen.

Als nächstes werde ich mich mit dem Finden einer geeigneten Abkettvariante weiter auseinandersetzen.

Herzliche Grüsse
eve