Maschen zunehmen - Strickstück verzogen?

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Selda222

Maschen zunehmen - Strickstück verzogen?

Beitrag von Selda222 »

Hallöchen!
Ich bin Anfängerin und wage mich gerade an ein erstes ernsthaftes Projekt, eine Babywickeljacke. Die beiden Vorderteile sind ja logischerweise schräg und ich muss permanent Maschen zunehmen. Da mir der in der Anleitung gegebene Vorschlag, die Maschen aus einem Umschlag aufzunehmen, nicht gefiel, weil immer so großer Löcher entstanden sind, habe ich mich für Zunahmen aus dem Querfaden entschieden (rechts geneigt verschränkt in der rechten Reihe und links geneigt verschränkt in der linken Reihe - die Jacke ist glatt rechts gestrickt). Die Zunahme erfolgt immer nach den ersten 4 Maschen einer Reihe, die als Blende im kleinen Perlmuster gestrickt werden (auch hier habe ich mich nicht an die Anleitung gehalten, dort war kraus rechts vorgeschlagen).
So jetzt zu meinem Problem: Obwohl ich durch die Maschenzunahmen (in jeder Reihe eine) wieder auf die Anzahl Maschen für die Gesamtbreite gekommen bin, ist mein Strickstück viel schmaler als das Rückenteil (knapp 5 cm fehlen und das bei einer Gesamtbreite von nur etwa 30 cm). Außerdem verzieht es sich wie in einem Rundbogen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man das durch Dämpfen wegbekommt, ist ziemlich extrem. Deshalb meine Frage: Kommt dieses Verziehen und die Verkürzung dadurch, dass ich die Maschen aus dem Querfaden aufgenommen habe? Das war schon immer ziemlich eng alles und eine große Fummelei. Oder kann es auch etwas mit der Blende (kleines Perlmuster) zu tun haben? Wenn ich es nochmal alles aufmache und neu stricke würde ich ungern den gleichen Fehler nochmal machen...

Vielen Dank für eure Expertentipps :)

LG
Selda
Siebenstein
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Beitrag von Siebenstein »

Hallo Selda und wilkommen im Strickforum!
Kannst du ein Foto machen? Das würde die Fehleranalyse sehr erleichtern. Strickst du von oben nach unten oder quer? Ansonsten müsstest du bei einem Wickel-Vorderteil ja abnehmen...

Jede Reihe eine Masche aus dem Querfaden zuzunehmen kann schon dazu führen, dass der Rand unelastisch und eng/kurz wird. Vielleicht solltest du es doch mit einem Umschlag versuchen, den du in der nächsten Reihe verschränkt abstrickst, dann hast du kein oder nur ein sehr kleines Loch.

Dass dir bei gleicher Maschenzahl 5 cm fehlen, ist allerdings mysteriös. Hast du versehentlich eine dünnere Nadel genommen? Oder viel fester gestrickt?

Wie gesagt, ein Foto wäre sicher hilfreich, am besten je eins vom Rücken- und vom Vorderteil.

LG,
Ulrike
Selda222

Beitrag von Selda222 »

Also hier die Fotos.
Gesamtes Strickstück: habe mit der Rückseite unten angefangen, dann oben teilweise Maschen stillgelegt und teilweise abgekettelt für den Halsausschnitt und dann das erste Vorderteil weitergestrickt.

Bild
IMG_3508_1 von Selda222 auf Flickr


hier nochmal das Vorderteil im Detail - man sieht, wie es sich nach oben "krümmt"
Bild
IMG_3509_1 von Selda222 auf Flickr

wenn ich mir das alles genau anschaue, sieht es schon so aus, als hätte ich beim Vorderteil etwas fester gestrickt, obwohl ich dieselben Nadeln verwendet habe (hatte davor ewig gar nicht mehr gestrickt, musste wohl erst wieder reinkommen...). Aber das nach oben krümmen kann ja davon nicht kommen...

LG
Selda
Uschi
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Beitrag von Uschi »

Hallo Selda!
Ich denke schon mal dass es an der Blende liegt.
Man sieht, dass die Weite durch diese Perlmusterblende eingehalten wird.
Da wirst Du wohl nicht um eine Probe herumkommen evtl. mit einer Krausblende, oder zusätzlichen Blendenreihen und einer anderen Zunahmetechnik.

Das ist eben in der Strickerei so, dass man nie vorher sagen kann, ob
es so klappt, sie man sich die Sache vorstellt.
Auch die alten Hasen können ein Lied davon singen.

Mal sehen, was andere Mitstricker so vorschlagen.

Viele Grüße sendet

Uschi
Zuletzt geändert von Uschi am Di Jul 17, 2012 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Siebenstein
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Beitrag von Siebenstein »

Hallo Selda,
das Krümmen kommt hauptsächlich daher, dass der Rand durch das Zunehmen aus dem Querfaden zu eng wird. Du nimmst dadurch ja den daneben liegenden Maschen Fadenlänge weg, so dass sie weniger hoch werden als die anderen Maschen, dadurch verkürzt sich der Rand. Das Perlmuster trägt auch dazu bei, dass die Blende kürzer ist als der Rest. Das wäre übrigens bei kraus rechts genauso.
Ich an deiner Stelle würde das Vorderteil nochmal aufribbeln und ganz ohne Blende stricken, die kannst du hinterher noch unter Einbeziehung der stillgelegten Maschen anstricken und dabei die Länge der Blende genau an die Schräge des Vorderteils anpassen.
Wenn du aber die Blende gleich mitstricken willst, dann solltest mindestens alle 8 bis 10 Reihen verkürzte Reihen nur über die Blendenmaschen arbeiten, sonst wird die Länge der Blende nie zu der Länge der schrägen Kante passen.
Und für die Zunahmen empfehle ich dir wirklich Umschläge, die in der folgenden Reihe verschränkt abgestrickt werden - oder auch nicht verschränkt, so eine kleine Lochreihe sieht doch vielleicht ganz hübsch aus?!
Wenn das Vorderteil ein bißchen schmaler ist als das Rückenteil, ist das bei einer Wickeljacke ja nicht weiter schlimm. Die Höhe sollte jedoch annähernd gleich sein...

Viel Erfolg!
Ulrike
Annie
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Beitrag von Annie »

Hey,

ich denke, wie Ulrike, es liegt daran, dass du die Maschen aus dem Querfaden holst. Von daher würde ich auch einen Umschlag einfach verschränkt abstricken. Das sollte es wirklich beheben.

Bestrickende Grüße
Annie
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Christiane
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Beitrag von Christiane »

Hallo Selda,
ich bin der Meinung, dass es nicht nur an der Art der Zunahme liegt, sondern auch an der Kombination glatt rechts und Perlmuster.
Perlmuster und auch kraus rechts kriechen hinsichtlich der Reihen zusammen, d.h. man muss eigenzlich mehr Reihen kraus rechts bzw. Perlmuster stricken um auf die gleiche Höhe wie glatt rechts zu kommen.
Hinzu kommt, dass die Kante durch die Zunahmen diagonal und damit auch noch länger als eine snkrechte Kante wird.
Ich würde die Blende anstricken. Dann kann man ensprechend mehr Maschen aufnehmen und die Krümmung so vermeiden.
LG, Christiane
Kerstin
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Beitrag von Kerstin »

Hallo Selda,

zeichne Dir doch mal das Schnittmuster in Originalgröße auf ein Stück Papier.
Dann miss bitte aus, wie lang in Zentimetern die schräge Kante ist. Du wirst herausfinden, dass sie wesentlich länger ist als die Höhe des Strickstücks an dieser Stelle. Du bräuchtest also entlang der Kante viel mehr Reihen, als Du tatsächlich im Perlmuster strickst. Es kann so nicht funktionieren, denn Du kannst die Gesetze der Geometrie nicht außer Kraft setzen.

Mach es, wie Christiane vorgeschlagen hat. Strick die Blende nachträglich an, und rechne Dir vorher aus, wie viele Maschen Du aus der Kante herausstricken musst, damit es passt.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Selda222

Beitrag von Selda222 »

Danke für eure schnellen und zahlreichen Antworten!
Ja, dann werde ich es mit nachträglich Anstricken versuchen, klingt alles sehr logisch, was ihr so schreibt :)

Aber angestrickt wird immer quer zum Strickstück, oder? Wobei das beim Perlmuster vermutlich eh nicht besonders auffällt, ob es nun quer oder in die gleiche Richtung gestrickt wurde...
Wobei ich mir gerade in meinem Strickbuch verschiedene Blendenmuster angeschaut habe, ein Rollrand würde mir da auch gefallen. Würde das auch funktionieren?

Und für das Maschenzunehmen würde ich jetzt nach jeder ersten Masche einen Umschlag aufnehmen und diesen dann in der nächsten Reihe verschränkt abstricken. Ich hoffe, diesmal hab ich mehr Erfolg...

LG
Selda
Selda222

Beitrag von Selda222 »

Hallöchen,
jetzt habe ich doch nochmal eine Frage:

Ich habe ja für den Halsausschnitt eine bestimmte Anzahl an Maschen abgekettelt. Mein Plan war ja nun, die Blende nachträglich anzustricken. Dann müsste ich ja aber auf jeder Seite des Halsausschnitts 4 Maschen mehr abketteln, weil diese ja für die Blende vorgesehen waren. Oder ist es sinnvoller, diese 4 Maschen stattdessen stillzulegen? Mit stillgelegten Maschen könnte ich ja theoretisch die Blende dann doch auch in der richtigen Richtung nachträglich anstricken, oder? Ist das kompliziert?? Dann muss ich vermutlich wieder mit der Höhe der Reihen aufpassen, damit das am Ende mit der Länge hinkommt, oder?
Ich würde die einfacherer Variante gerne bevorzugen, was meint ihr? Zum Queranstricken, wäre es aber sinnvoller, die Maschen am Halsausschnitt abzuketteln, sehe ich das richtig?
Mannomann, jetzt dachte ich, ich hätte mir ein gaaanz einfaches Strickmuster rausgesucht...

LG
Selda
Christiane
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Beitrag von Christiane »

Hallo Selda,
die Blende mit den stillgelegten Maschen zu stricken ist eine Möglichkeit.
Diese Variante hat den Vortel, dass Du die benötigte Länge während des Strickens bestimmen kann. Du solltest allerdings ausprobieren, ob 4M wirklich reichen, weil ja auch Randmaschen berücksichtigt werden müssen. Als Randmaschen würde ich Dir einen Knötchenrand empfehlen.
Darüberhinaus sparst Du eine Maschenprobe und das Berechnen der Maschenanzahl, die Du aus der Kante herausstricken müsstest.
Gutes Gelingen, lG
Christiane
Selda222

Beitrag von Selda222 »

Ok, dann mach ich es also mit den stillgelegten Maschen und evtl. eher 6 als 4, muss ich noch ausprobieren.
Aber ich stricke die Blende dann erstmal einfach so als "Mini-Schal" und nähe diese dann später von Hand an das restliche Strickstück seitlich an? Oder gibt es eine Möglichkeit, die Blende auch seitlich direkt beim Stricken am Hauptteil mit zu befestigen?
LG
Selda
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Beitrag von Kerstin »

Hallo Selda,

die meistverbreitete Vorgehensweise ist, Maschen aus dem Rand aufzunehmen. Das geht sowohl längs als auch quer und selbstverständlich auch aus einer schrägen oder abgerundeten Kante. Wenn man weiß, wie lang die Kante ist (ergibt sich normalerweise aus der Schnittübersicht oder anhand einer Berechnung), dann nimmt man genau die Maschenzahl daraus auf, die man gemäß Maschenprobe für die Strecke benötigt.

Vielleicht überlegst Du mal, Dir ein :arrow: Grundlagenbuch übers Stricken anzuschaffen oder zu wünschen, darin werden solche und viele andere Techniken im Detail und mit Foto oder sogar Video erläutert.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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