Hallo Balobe,
zunächst danke für deine Info. Achtung, diese Nachricht wird ziemlich lang. Lies bitte trotzdem jeden Satz, auch wenn's nervt.
Garn, das nicht schon auf Konen oder zu einem von der Maschine verarbeitbaren Knäuel gewickelt wurde, muss zunächst passend gewickelt werden. Damit wird sichergestellt, dass es so schnell und vor allem ohne Stocken zur Maschine gelangt, wie diese es verarbeitet. Handelsübliche Knäuel sind für Handstricker gedacht, aber eine Strickmaschine bildet die Maschen ungleich schneller. Deshalb muss so ein übliches Knäuel erst auf eine Kone oder zu einem maschinestrickbaren Knäuel gewickelt werden. Bei dieser Gelegenheit wird es paraffiniert.
Für den Hausgebrauch sind mir drei Formen von Paraffin bekannt, die ich hier fotografiert habe:

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Links: Ein großes, ursprünglich zylindrisches Stück, das man in der einen Hand hält, während man mit der anderen die Kurbel des Garnwicklers betätigt. Man lässt dabei das Garn so locker über das Paraffinstück laufen, dass es möglichst keine größeren Rillen bildet oder gar den Paraffinbrocken zerschneidet. Während des Wickelvorgangs bewegt man es also ein wenig. Ist kein solcher Paraffinblock zur Hand, tut's auch ein Teelicht. Von Bienenwachs rate ich dringend ab. Es ist chemisch nicht rein und verklebt erst das Garn und dann die Maschine.
Mitte: Ein Paraffinring, wie er bei größeren (elektrischen) Wollwicklern verwendet wird. Bei meinem elektrischen Wickler läuft das Garn unter zwei solchen Ringen entlang (die sich bei diesem Vorgang drehen) und landet letztlich auf einer Plastikkone.
Rechts: Das kleine Paraffin-Stück, das dir offenbar vertraut ist. Ich verwende es bei sehr problematischen oder empfindlichen Garnen, wenn das "normale" Paraffinieren offensichtlich nicht ausreicht. Nach meinen Erfahrungen ist es kein vollwertiger Ersatz fürs normale Paraffinieren, erst recht nicht bei fusseligen oder nur locker gedrehten Garnen und/oder bei Loch- oder KG-Mustern. Bei denen muss das Garn einiges aushalten, weil es von den Spezialschlitten viel intensiver manipuliert wird als bei glatt rechts.
Wenn du die Sockenwolle, die du demnächst erhältst, vor dem Stricken und beim Wickeln sachgemäß paraffinierst, wirst du feststellen, dass die Maschine sie besser und einfacher verarbeiten kann.
Zum Fadenhalter:
In welche Richtung er zeigen sollte, hängt davon ab, ob die Doppelbett-Ergänzung am hinteren Nadelbett montiert ist oder nicht. In der Anleitung zur KH 891 ist der Aufbau fürs Stricken nur mit dem hinteren Nadelbett beschrieben, und in der Anleitung für die Doppelbett-Ergänzung findet sich eine Beschreibung, wie man diese an der Maschine (und am Stricktisch) anbringt und was ggf. umgestellt wird. Wenn man sich in jedem Punkt präzise danach richtet, stimmt letztlich die Ausrichtung des Fadenhalters. Tut man es nicht, sondern verfährt nach Gutdünken, kann es zu abweichendem Aussehen und ggf. fehlerhaftem Verhalten der Maschine kommen.
Nun ein paar Hinweise zum KG.
Der KG funktioniert nicht ohne Lochkarten oder Musterelektronik. Das weiß man natürlich nicht, wenn man die Anleitung ignoriert, in der sehr präzise beschrieben ist, wie man Maschen anschlägt, Muster strickt und Maschen abkettet. Wenn ich dir also empfehle, die Anleitung Schritt für Schritt an der Maschine durchzuarbeiten, statt auf eigene Faust Experimente auszuführen, dann hat das seinen Sinn.
Auf Seite 8 der Anleitung steht:
Erscheint im Muster ein schwarzes Feld oder eine Lochung auf der Karte, wird diese Masche als linke Masche gestrickt (gesehen von der rechten Strickseite). (Nur zur Klarstellung: Als "rechte Strickseite" gilt die, die der Strickerin nicht zugewandt ist. Da erscheinen nämlich bei glatt rechts die Rechtsmaschen.)
Hat man begriffen, dass Lochung oder Markierung die Linksmaschen erzeugen lassen und weiß von früheren Muster-Projekten, was Löcher und Nicht-Löcher der Lochkarten generell bewirken, dann kann man aus dem zitierten Satz schließen, dass nicht gelochte bzw. unmarkierte Felder beim KG rechte Maschen hervorbringen.
Daraus ergibt sich, dass der KG ohne Lochkarte bzw. Mustereingabe nicht funktioniert und unerklärliche Dinge passieren können.
Ein normaler KG hat drei Wechselschalter, die mit den römischen Ziffern I, II und III gekennzeichnet sind. Falls dein Exemplar nur einen Regler hat (du hast in deinem Beitrag nur einen erwähnt), wäre das meiner Ansicht nach ein Grund zur Reklamation.
Auf diesem Foto siehst du alle drei Schalter untereinander auf der Oberseite des Schlittens rechts, mitsamt ihren Nummern:

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Mir fehlt die Zeit, um die KG-Anleitung samt Fotos für dich abzutippen (ich hatte für heute ohnehin etwas anderes geplant, aber jetzt ist der Tag leider schon fast komplett hin). Hier eine Kurz-Version:
Wechselschalter I bestimmt, ob Muster gestrickt ("G" steht für "Garter stitch") oder angeschlagen bzw. abgekettet wird ("C" steht für "cast on" bzw. "cast off").
Wechselschalter II bestimmt, ob der Schlitten nur eine einzelne Reihe strickt oder so viele, bis der Reihenzähler auf 0 steht.
Wechselschalter III zeigt an, in welche Richtung der Schlitten sich bewegt.
Zusammen mit der Anleitung, deren exakte Befolgung ich dir hiermit nochmals ans Herz lege, ergeben sich daraus die drei Arbeitsweisen (Anschlag, Muster stricken, Abketten), zu denen der Schlitten fähig ist.
Selbstverständlich bleibt es dir unbenommen, sämtliche Anleitungen dieser Welt zu ignorieren und einfach zu tun, was dir in den Sinn kommt. Bei komplexen Gerätschaften ist das aber nicht immer zielführend.
Zahlreiche Grüße
Kerstin