Das Bild als Wille und Vorstellung

Keine Sorge, ich möchte heute nicht Schopenhauer Konkurrenz machen. Aber es passte gerade so schön.

Kürzlich malte ich in Johanna Basfords „Mein geheimnisvoller Dschungel“ das Bild auf Seite 6 aus. Es ist nicht gerade mein liebstes Motiv. Es enthält viele kleine Objekte. Ich bin künstlerisch nicht besonders begabt, deshalb fiel mir dazu nichts Besseres ein als diese kleinen Bildteile eben irgendwie auszumalen. Manches Ausmalbild entwickelt aber anscheinend eigene Vorstellungen, wie es am Ende aussehen möchte.

Im Bild sind zwei Vögel, und weil ich mit den Tieren immer die größten Schwierigkeiten habe, kamen sie zum Schluss an die Reihe. Ich vermute, es sollen eigentlich Kolibris sein.

Zuerst malte ich die Schnäbel rot an, und da sagten die Viecher umgehend, sie wollten gern Möwen sein. Nun sind Möwen in einem Malbuch nicht gerade die dankbarsten Motive, weil sie naturgemäß recht farblos daherkommen. Ich wollte sie lieber bunt haben, weil das einfacher zu kolorieren ist. Aber nichts da, je öfter und genauer ich sie anschaute, um mir über ihre Farben klar zu werden, desto energischer behaupteten sie, sie seien Möwen. Widerspruch war zwecklos. Ich holte also die grauen Stifte hervor und gab mein Bestes.

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Und am Ende fand ich sie gar nicht so schlecht geraten, wenn auch arg deplaziert zwischen Blumenranken und Lianen. Hauptsache, sie sind mit ihrem Dasein in meinem Malbuch zufrieden.