Absturz!

Auch relativ erfahrenen Maschinestrickerinnen wie mir passiert es, dass durch einen dummen Fehler das Gestrick von der Maschine fällt. So ging es mir heute. Da hatte ich beim Streifenstricken den neuen Faden wohl nicht ganz sauber eingefädelt, und wusch, fielen fast alle Maschen. Nur “fast alle” deshalb, weil ich, als ich merkte, was da passierte, den Schlitten mitten im Gestrick stoppte. Das hat den Vorteil, dass wenigstens ein paar Maschen auf den Nadeln verbleiben und man nicht alles neu aufhängen muss. Wie geht man nun in so einem Fall am geschicktesten vor?

1. Gewichte entfernen
Die können nämlich in so einem Moment noch zusätzlichen Schaden anrichten weil sich durch das Gewicht noch mehr Maschen auflösen als ohnehin schon.

2. Schlitten vom Nadelbett nehmen
Wenn der Schlitten nicht komplett übers Gestrick geschoben wurde, sondern mitten im Gestrick steht, dann sind normalerweise noch ein paar Maschen auf den Nadeln geblieben. Das ist gut so. Nicht bis zum Reihenende drüberfahren! Falls nötig, den Abstreifer abschrauben, den Schlitten auf CR (bei Brother) stellen und ihn behutsam vom Nadelbett heben. Die Maschen, die sich noch auf den Nadeln befinden, sind erst einmal in Sicherheit.

3. Maschen wieder aufsammeln
Auf der linken Seite beginnend, hängte ich die heruntergefallenen Maschen mit dem Einer-Decker wieder auf die Nadeln, so gut es ging. Es ist dabei nicht möglich, die aktuell gestrickte Reihe zu erwischen, weil die sich sofort auflöst. Stattdessen sollte man gleich versuchen, die Maschenbögen aufzufassen, die zwei, drei Reihen tiefer liegen. Das geht meistens noch ganz gut. Wenn man vier oder fünf Reihen tiefer einsticht, macht es auch nichts, Hauptsache, man rettet wirklich alle Maschen in irgend einer Tiefe. Es ist egal, in welchem Zustand sie auf den Nadeln landen, Hauptsache drauf.

Maschen und Schlaufen durcheinander auf den Nadeln, Nadeln in verschiedenen Positionen

4. Kleine Gewichte einhängen
Damit die mühsam aufgesammelten Maschen auch auf den Nadeln bleiben, hängt man jetzt im Randbereich, je nach Strickbreite auch in der Mitte, ein paar Krallengewichte ein.

5. Aufräumen
Beim Aufhängen kam es darauf an, die Maschen überhaupt erst einmal zu sichern. Nun muss aufgeräumt werden. Die aufgesammelten Maschen, die möglicherweise irgendwo auf dem Nadelschaft gelandet sind, müssen mitsamt allen eventuell darüber liegenden Schlingen ordentlich in die Nadelhaken gehängt werden. Die Nadeln selbst werden dabei gleichmäßig in B-Position gebracht.

Maschen und Schlaufen auf den Nadeln, Nadeln schon in B-Position

Das gilt vor allem auch für die Maschen, die beim Entfernen des Schlittens noch auf den Nadeln geblieben sind. Diese Nadeln stehen vermutlich in den verschiedensten Positionen, hier muss man aufpassen, dass nicht noch die eine oder andere Masche abrutscht.

6. Zurückribbeln
Jetzt sieht alles schon viel übersichtlicher aus. Auf irgendeiner Seite befindet sich der lose Strickfaden. Von dort ausgehend löst man behutsam die Maschen oder Schlaufen eine nach der anderen. Dabei hilft es, dass die Nadeln nun in B-Position sind, so geht es nämlich einfacher. Man entwirrt eventuelle Verschlingungen und stellt gleichzeitig den Reihenzähler bei jeder vollständig aufgezogenen Reihe um eins zurück. Faustregel: Wenn der Faden auf der Seite ist, wo wir das Strickteil angefangen haben, dann muss der Reihenzähler eine gerade Zahl anzeigen. Ist er auf der Gegenseite, dann muss der Reihenzähler eine ungerade Zahl anzeigen.

Zwei Reihen zurückgeribbelt, alle Maschen sauber in den Nadelhaken

Ich empfehle, beim Zurückribbeln auf keinen Fall in Hektik zu verfallen, sondern schön langsam vorzugehen, damit nicht versehentlich noch weitere Maschen fallen.

Sollten in einer Reihe nun die meisten Maschen schon ordentlich in den Nadelhaken hängen und nur wenige Maschen noch einzelne Schlaufen haben, dann kann man diese Maschen von Hand durchstricken und muss deshalb keine weitere Reihe komplett ribbeln. Arbeitet man in einem Muster, dann muss vor dem Weiterstricken zunächst eine Vorwahl-Reihe mit gedrückten Part-Tasten zu der Seite hin gearbeitet werden, wo sich der Faden befindet. In meinem Fall, bei glatt rechts mit Streifen, war das nicht nötig.

Durchatmen. Weiterstricken.

2 Gedanken zu „Absturz!“

  1. Ach, das war gar nicht so schlimm. In weniger als zehn Minuten hatte ich alles wieder aufgehängt und sortiert und die aufgezogenen drei oder so Reihen neu gestrickt.
    Vielleicht ist es auch Übungssache. Mir ist so oft Gestrick von der Maschine gefallen, dass mich das nur noch bei sehr komplizierten Mustern aus der Ruhe bringt.

    Zahlreiche Grüße
    Kerstin

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