Zauberhafte Kleinigkeit

Schon lange habe ich die Entwürfe von Kieran Foley auf Ravelry bewundert. Vieles davon ist für mich aber zu schwierig zum Nacharbeiten. Jaja, lacht nur über mich. Es gibt tatsächlich Stricktechniken, mit denen ich mich zwar auseinandergesetzt habe, aber sie liegen mir einfach nicht, selbst wenn ich jahrelang üben würde.

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Ein Schälchen

Vor sechs Jahren blieb von einem Auftragsgestrick für die Wollerey ein Rest (30 Gramm, ein angebrochener Strang) der Qualität „Sedapur“ übrig. So edle Materialien werfe ich nicht weg. Irgendwann findet sich die passende Idee auch für eine kleine Menge Material.

Im Frühsommer dieses Jahres war es soweit: Ich blätterte ziellos durch alte Musterbücher und -hefte, darunter auch das Heftchen „Die kleine Diana: Die schönsten Ajour-Muster“. Es ist das Sonderheft K2412, dürfte vor etwa 25-30 Jahren erschienen sein und kostete seinerzeit 3,50 DM. Auf Seite 43 fand ich ein interessantes Lochmuster namens „Blattreihen“, das sowohl rechte als auch linke Maschen enthält und mir deshalb für einen Schal besonders geeignet schien, weil solche Muster sich weniger rollen.

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Drei gute Gründe

Bekanntlich ribble ich außerordentlich ungern. Lieber verbringe ich eine Stunde damit, einen Fehler im Gestrick auf andere Weise zu beseitigen, als dass ich mehrere Reihen oder Runden komplett wieder aufziehe. Diesmal hat’s mich aber voll erwischt.

Derzeit stricke ich an der ärmellosen Tunika “DonnaRocco” von Birgit Freyer. Sie besteht aus mehreren Lochmustern, die jeweils durch Krausreihen voneinander getrennt sind. Es muss wohl am heutigen Datum liegen, dass ich mich beim dritten Muster ausgerechnet in der 13. Reihe vertan hatte. Ich versuchte deshalb, ein knappes Dutzend Maschen bis zum Fehler am Rundenanfang zurückzustricken. Und dabei passierte es: Die Anfangsmaschen rutschten von der Nadel und lösten sich blitzschnell auf. Es gelang mir nicht, sie mustergemäß wieder aufzusammeln.
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Geheimes Teststrick-Projekt Amsterdam

Anfang des Jahres fragte eine meiner bevorzugten Garnfärberinnen, ob ich interessiert sei, ein Tuch testweise zu stricken. Da ich das benötigte Garn (Wollerey “Sedaca”, 100 % Seide, 500 m auf 100 g) im Vorrat und dazu auch noch keine anderen Pläne hatte, sagte ich zu. Einen Tag später kam die erste Info der Designerin Elke Amann, und Ende Januar ging es richtig los.
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Kopfschmerzmuster

Seit über 30 Jahren stricke ich mehr oder weniger ernsthaft. In dieser Zeit habe ich immer wieder alles, was zur Prozedur der Maschenbildung gehört, also z.B. Nadelhaltung und Fadenführung, an meine jeweiligen Bedürfnisse so angepasst, dass das Stricken möglichst einfach und ohne Hindernisse vonstatten geht. Ich nehme dabei gern etwas Mühe bei der Umgewöhnung in Kauf, sofern ich danach langfristig einen Gewinn an Zeit oder Bequemlichkeit verbuchen kann. Vor gut einem Monat stieß ich aber unerwartet an meine Grenzen.

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Resteverwertung

Auch mit einem Garnrest von nur 25 Gramm kann man noch etwas Hübsches stricken.

Tuch Juliette

“Juliette” ist ein kleines, elegantes Tuch, entworfen von Birgit Freyer. Ich bekam die Anleitung in einer ihrer “Wundertüten”. Und zufällig war von einem früheren Projekt eine passende Menge Garn übrig geblieben, das entschieden zu schade zum Wegwerfen war, nämlich Lotus “Tibetan Cloud”, ein himmlisch feines Yak-Garn.

Mit seinem geringen Gewicht und der relativ simplen, logischen Musterfolge war dieses Tuch ein ideales Mitnahme-Projekt. Und jetzt, nach Fertigstellung, ist es ein filigraner Schal für die kommenden Frühlingstage, der mit seiner neutralen Farbe zu vielen Sachen passt.

Mariana

Mariana ist der Name einer alten brasilianischen Stadt. Sie liegt in der Nähe der Ortschaft Bento Rodrigues. Dieser Ort wurde vor zwei Monaten durch Dammbrüche verschüttet, die eine riesige Umweltkatastrophe auslösten.
Mariana heißt auch ein halbrundes Tuch, das der Brasilianer Aloisio Santos einen Monat später im Rahmen eines kostenlosen Mystery-Knitalongs anbot. Ich habe mitgestrickt, und meine Mariana wurde am letzten Tag des Jahres fertig:

Tuch Mariana

Die Anleitung ist für 4fach-Garn gedacht. Ich hatte von früheren Projekten zwei unterschiedliche Stränge à 100 g Lace-Garn übrig, einmal Posh “Olivia Lace” (100 % Seide, 750 m/100 g) und einmal Posh “Natasha Lace” (50 % Seide, 50 % Baby-Kamel, 800 m/100 g), und fand, dass die beiden recht gut zusammenpassten. Das fertige Tuch wiegt etwa 165 g. Es ist mit 2 m Breite und 95 cm Höhe ziemlich groß ausgefallen. Das Besondere daran sind die Rippen aus Linksmaschen, die zur unteren Kante hin übergehen in eine Art Blütenmuster:

Mariana, Detail der Bordüre

Das Muster sieht sehr kompliziert aus, aber tatsächlich fand ich es relativ eingängig, logisch aufgebaut und gut nachzuarbeiten. Es war im Dezember sogar mein Unterwegs-Gestrick. Lediglich bei der vorletzten Reihe (Reihe 159) hatte ich Schwierigkeiten, weil die Anleitung für die Bordüre nicht als Diagramm, sondern nur in Worten angegeben war. Danach zu stricken fällt mir schwer, ich verliere schnell die Übersicht im Satz-Dickicht.

Shleeves

Das Modell Shleeves ist ein Mittelding aus Tuch und Jäckchen, nicht schwierig zu stricken, aber mit Pfiff. Ich stieß zufällig im Juni darauf, als es gerade herabgesetzt war, und dann hatte ich das Glück, die Anleitung von einer lieben Bekannten im Zuge eines Tauschgeschäfts via Ravelry geschenkt zu bekommen.

Seit nunmehr fast zwei Monaten stricke ich dieses Modell aus “Merisa Lace”, einem dünnen Merinogarn von der Wollerey. Mal geht es schneller, mal langsamer, je nach meiner verfügbaren Zeit. Beim letzten Stricktreff vor zehn Tagen hatte ich es dabei, als gerade die Armlöcher an der Reihe waren. Das bot ein spannendes und hochwissenschaftliches Gesprächsthema. In unserer Runde kamen wir nämlich zu dem Schluss, dass ein gewöhnliches Loch auf der Erde, egal ob ein Armloch, ein Loch in der Socke oder eines in anderen Materialien, ziemlich genau das Gegenteil eines Schwarzen Lochs im Universum ist: Schwarze Löcher sind viel Masse mit Leere um sich herum; Löcher auf der Erde hingegen enthalten hauptsächlich relative Leere und haben Masse drumherum. Ein weiteres spannendes Thema dieses Abends war das Katzen-Butterbrot-Paradoxon. Sage da noch jemand, ein Stricktreffen sei ein langweiliges Event für geistig minderbemittelte alte Damen!

Shleeves, mit Beginn des Lochmusters

Aber zurück zu “Shleeves”. Man hat es hier im Laufe der Zeit (und der Reihen) mit sehr vielen Maschen zu tun; und wenn jemand so zählfaul ist wie ich, dann merkt er oder sie nicht, dass da eventuell zwei Maschen zuviel auf den Nadeln sind, aus welchen Gründen auch immer. Deshalb passte die erste Reihe des Lochmusters nicht richtig. Tatsächlich strickte ich sie insgesamt dreimal, weil ich auch beim zweiten Versuch noch nicht auf die Idee kam, dass meine Maschenzahl vielleicht fehlerhaft sein könnte. Nachdem ich das endlich gemerkt hatte, verstaute ich die beiden überzähligen Maschen mittels Zusammenstricken nach den Zunahmen am Reihenanfang und vor den Zunahmen am Reihenende. Außerdem markierte ich vorsichtshalber die einzelnen Rapporte, um nicht wieder aus dem Tritt zu geraten. Bisher helfen meine Vorsichtsmaßnahmen.