Warum einfach…

…wenn’s auch kompliziert geht? Diesen Wahlspruch meines letzten Mathematiklehrers habe ich mir bei meinem aktuellen Projekt zu Herzen genommen.
Vor zehn Tagen hatte ich bereits über die Probleme geschrieben, die mit gefachtem Garn auftreten können. Die Schlaufenbildung war natürlich nur eine Kleinigkeit. Schlimmer geht’s immer.

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Beruhigend

Es gibt Situationen, in denen sich nur wenig Gelegenheit bietet, selbst in eine Entwicklung einzugreifen. Bestenfalls ist reines Abwarten angesagt, schlimmstenfalls muss man akzeptieren, dass andere die Handlung bestimmen. Ein freundliches, nicht zu anspruchsvolles Strickprojekt kann in solchen Fällen die Seele erfreuen.

Tuch "Broken Tile", AnfangTuch „Broken Tile“, Anfang

Dies ist ein Mystery-KAL, das heißt, man strickt gemeinschaftlich mit anderen an einem Projekt, von dem man nicht genau weiß, wie es am Ende aussehen wird. Sicher ist bei diesem, das übrigens „Broken Tiles“, also „zerbrochene Kacheln“ heißt, nur, dass es ein Tuch mit ungewöhnlicher Form wird, dass man dafür drei verschiedene Farben benötigt und dass die Anleitung in vier Raten erscheint. Entworfen hat es Himawari alias Claudia Eisenkolb. Ich stricke mit drei Strängen „Schura Silk“ (60 % Wolle, 20 % Seide, 20 % Ramie, 425 m/100 g) von der Wollerey in warmen Beige-Tönen.

Bisher kenne ich nur den ersten Teil. Der ist recht simpel und erfordert nur ein Minimum an Konzentration, damit man nicht vergisst, in jeder zweiten Reihe eine Masche abzunehmen. Somit ist dieses Projekt genau das Richtige, um sich in Gelassenheit zu üben, in diesem Zustand eine Masche nach der anderen zu bilden, auch mal ohne schlechtes Gewissen das Grübeln zu reduzieren und trotz allem das Gefühl zu haben, dass etwas Sinnvolles entsteht.

Geheimes Teststrick-Projekt Amsterdam

Anfang des Jahres fragte eine meiner bevorzugten Garnfärberinnen, ob ich interessiert sei, ein Tuch testweise zu stricken. Da ich das benötigte Garn (Wollerey “Sedaca”, 100 % Seide, 500 m auf 100 g) im Vorrat und dazu auch noch keine anderen Pläne hatte, sagte ich zu. Einen Tag später kam die erste Info der Designerin Elke Amann, und Ende Januar ging es richtig los.
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Resteverwertung

Auch mit einem Garnrest von nur 25 Gramm kann man noch etwas Hübsches stricken.

Tuch Juliette

“Juliette” ist ein kleines, elegantes Tuch, entworfen von Birgit Freyer. Ich bekam die Anleitung in einer ihrer “Wundertüten”. Und zufällig war von einem früheren Projekt eine passende Menge Garn übrig geblieben, das entschieden zu schade zum Wegwerfen war, nämlich Lotus “Tibetan Cloud”, ein himmlisch feines Yak-Garn.

Mit seinem geringen Gewicht und der relativ simplen, logischen Musterfolge war dieses Tuch ein ideales Mitnahme-Projekt. Und jetzt, nach Fertigstellung, ist es ein filigraner Schal für die kommenden Frühlingstage, der mit seiner neutralen Farbe zu vielen Sachen passt.

Mariana

Mariana ist der Name einer alten brasilianischen Stadt. Sie liegt in der Nähe der Ortschaft Bento Rodrigues. Dieser Ort wurde vor zwei Monaten durch Dammbrüche verschüttet, die eine riesige Umweltkatastrophe auslösten.
Mariana heißt auch ein halbrundes Tuch, das der Brasilianer Aloisio Santos einen Monat später im Rahmen eines kostenlosen Mystery-Knitalongs anbot. Ich habe mitgestrickt, und meine Mariana wurde am letzten Tag des Jahres fertig:

Tuch Mariana

Die Anleitung ist für 4fach-Garn gedacht. Ich hatte von früheren Projekten zwei unterschiedliche Stränge à 100 g Lace-Garn übrig, einmal Posh “Olivia Lace” (100 % Seide, 750 m/100 g) und einmal Posh “Natasha Lace” (50 % Seide, 50 % Baby-Kamel, 800 m/100 g), und fand, dass die beiden recht gut zusammenpassten. Das fertige Tuch wiegt etwa 165 g. Es ist mit 2 m Breite und 95 cm Höhe ziemlich groß ausgefallen. Das Besondere daran sind die Rippen aus Linksmaschen, die zur unteren Kante hin übergehen in eine Art Blütenmuster:

Mariana, Detail der Bordüre

Das Muster sieht sehr kompliziert aus, aber tatsächlich fand ich es relativ eingängig, logisch aufgebaut und gut nachzuarbeiten. Es war im Dezember sogar mein Unterwegs-Gestrick. Lediglich bei der vorletzten Reihe (Reihe 159) hatte ich Schwierigkeiten, weil die Anleitung für die Bordüre nicht als Diagramm, sondern nur in Worten angegeben war. Danach zu stricken fällt mir schwer, ich verliere schnell die Übersicht im Satz-Dickicht.

Tuch “Moonwalk”

Vor sechs Tagen erschien der dritte und letzte Anleitungsteil für das Tuch “Moonwalk” von Birgit Freyer. Es ist ein modifiziertes, gebogenes Dreiecktuch, das sich gut um die Schultern legt.

Mit dem ersten Teil der Anleitung hatte ich mich relativ schwer getan, nicht nur, weil er recht umfangreich war, sondern auch, weil ich mir den relativ kurzen Rapport nur schlecht merken konnte. Umso verblüffter war ich, dass mir der zweite Teil und die Abschlussspitze dann so leicht von der Hand gingen. Der Aufbau dieser Musterteile ist so logisch und simpel, dass ich mir die Abfolge gut merken konnte, ohne ständig aufs Diagramm zu schauen. Zusätzlich strickte ich in den letzten Reihen noch ein paar Perlen ein. Da diese in der Anleitung nicht vorgesehen sind, überlegte ich erst eine Weile, wohin sie wohl am besten passen würden, und entschied mich dann für die ausgeprägte Zackenlinie kurz vor dem Abschluss. Hier ist ein Detailbild der Kante; die Perlen (Toho 8/0 Rocailles in Farbe Crystal Gold Lined) erkennt man in der rechten Bildhälfte am besten:

Moonwalk, Spitzenkante

Und zum krönenden Abschluss noch ein Bild vom fertigen Tuch:

Tuch Moonwalk

Gestrickt aus etwa 70 Gramm Posh “Natasha Lace” (50 % Kamel, 50 % Seide, 800 m/100 g) und 10 g TOHO 8/0 Rocailles mit Nadelstärke 4 mm. Das Tuch ist eher klein ausgefallen, die Halskante ist etwa 160 cm lang, und die Höhe beträgt 67 cm. Der Effekt ist trotzdem wunderschön, hauchzart und ätherisch. Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und die zwei, drei Fehler, die bestimmt irgendwo drin sind, fallen zumindest mir gar nicht mehr auf. 😉

Mondspaziergang – Moonwalk Mystery KAL

Vor zwölf Tagen begann ein Mystery-Knitalong namens “Moonwalk” von Birgit Freyer. Ich stricke recht gern nach ihren Anleitungen; sie enthalten eigentlich immer Diagramme und sind bei aller Knappheit gut nachstrickbar. Selbst trage ich zwar eher wenig Tücher und Spitzenschals, aber man hat damit jederzeit ein schönes, sehr persönliches Geschenk für die verschiedensten Gelegenheiten im Vorrat.

Eigentlich sollte das Tuch aus dem Lacegarn “Findley Dappled” gestrickt werden, aber dann fiel mir ein Rest Posh “Natasha Lace” in die Hand. Diese Qualität ist zwar etwas dünner, schien mir aber von der Menge her perfekt, deshalb disponierte ich um.

Die Anleitung erscheint bzw. erschien in drei Teilen im Abstand von jeweils einer Woche. Der erste Teil umfasst nicht weniger als 86 immer länger werdende Reihen. Das ist eine Menge Arbeit, deshalb war ich auch noch nicht damit fertig, als vergangenen Donnerstag der zweite Teil erschien. Dieser ist mit 16 Reihen erfreulich kurz; ich habe ihn bereits durchgestrickt. Die Anleitung in Diagrammform ist übersichtlich und damit gut nachzuarbeiten. Schwierig bei Birgit Freyers Anleitungen finde ich lediglich, dass man keine Kästchen zählen kann, um beispielsweise die Maschenzahl eines Rapports zu ermitteln. Manche ihrer Symbole umfassen nämlich zwei oder mehr Maschen, sowohl beim Abstricken als auch beim Ergebnis. Da werden aus drei Maschen zwei, oder aus einer einzigen zwei. Die Maschenzahl variiert dadurch in den einzelnen Reihen, obwohl die Anzahl der Symbole pro Rapport gleich bleibt. Das macht die Kontrolle schwieriger.

Tuch Moonwalk

Das Bild zeigt den Mittelbereich des Tuchs, Reihe 102 ist beendet. Da ich auf einer relativ kurzen Nadel stricke, kann man vom Muster nicht viel erkennen. Dafür habe ich (bilde ich mir jedenfalls ein) kürzere Wege beim Stricken, weil ich die Maschen nicht über mehrere Meter schieben muss.

Beim zweiten Teil war der Rapport relativ groß, so dass ich mir dazwischen jeweils Maschenmarkierer hängte (meine geliebten Zahnbürstenmarkierungsringe). Im Diagramm liegen die Rapportwechsel hübsch übereinander; beim Stricken jedoch verschiebt sich der Rapport in jeder Hinreihe um eine Masche nach links oder rechts. Deshalb war ich ständig damit beschäftigt, die Markierer zu verschieben. Das störte meinen Strickfluss ein wenig. Und natürlich erfordert dieses Muster einiges an Konzentration. Im ersten Teil klebte ich bis mindestens zur vierten Wiederholung förmlich am Diagramm; beim zweiten Teil kam ich besser voran. Nun freue ich mich auf übermorgen, wenn der letzte Teil der Anleitung erscheint. Dann kann ich das Tuch in Ruhe fertigstellen.

Through the Seasons

Through the Seasons war ein KnitALong für ein Dreiecktuch, der ab Mitte Februar bei Ravelry lief. Beim Start wusste ich noch nicht genau, wie einfach oder schwierig das Muster zu stricken ist und ob es mir überhaupt gefallen würde. Glücklicherweise gab es die Möglichkeit, dieses Tuch in verschiedenen Größen, je nach Lust und verfügbarer Zeit sowie angepasst an unterschiedliche Garnmengen, zu stricken. Und was noch besser war: Es gab eine Übersicht, aus der sehr präzise ersichtlich war, wie viel Garn man voraussichtlich für welche Größe benötigen würde. Vorsichtshalber suchte ich mir einen Garnrest aus, der sowieso endlich einmal verarbeitet werden sollte. Gemäß der Übersicht war klar, dass er nur für eine relativ kleine Version reichen würde, aber das war für mich in Ordnung.

Das Stricken erwies sich dann als reine Freude. Die Anleitung ist sehr gut geschrieben, sowohl Wort für Wort als auch in Form von Diagrammen. Die einzelnen Abschnitte waren klein genug, um bequem innerhalb weniger Tage bewältigt zu werden, und das Muster geht einem nicht nur gut von der Hand, sondern sieht auch noch sehr hübsch aus. Um mit meinem Garnrest (Madelinetosh “Lush”, 50 % Merinowolle, 50 % Seide, ca. 377 m auf 100 g) auszukommen, nahm ich eine etwas dünnere Nadel als empfohlen, und das war auch gut so, denn am Ende hatte ich von meinen 108 Gramm noch genau drei Gramm übrig.

Through the Seasons

Leider ist mir die Abkettkante ein wenig eng geraten, so dass sie sich nicht so filigran spannen ließ, wie ich es gern gehabt hätte. Das fertige Dreiecktuch ist etwa 70 cm hoch und 150 cm lang. Diese Größe kann ich gut als großzügigen Schal tragen und bei Bedarf auch als Mützenersatz über den Kopf ziehen, wenn es mal kälter ist. Wahrscheinlich werde ich mir das Tuch ein weiteres Mal stricken, dann aber aus dünnerem Garn und in etwas größerer Ausfertigung. Es hat so viel Spaß gemacht, den möchte ich noch einmal haben.