Für viele Menschen mag der Begriff “Routine” negativ assoziiert sein, und oft wird Routine als langweilig und unkreativ angesehen. Aber erst wenn man nicht mehr bei jedem Schritt nachdenken muss und vieles gewissermaßen über Autopilot erledigen kann, bekommt man den Kopf frei für neue Ideen. Hätten wir beispielsweise beim Spazierengehen Zeit, über etwas nachzudenken, wenn wir jeden Schritt bewusst und mit vollem geistigem Einsatz machen müssten?
Ich mag Routine, und ich habe mir fürs Stricken, besonders mit der Maschine, meine eigenen, fast immer gleichen Vorgehensweisen erarbeitet, mit denen mir vieles leichter fällt, weil ich nicht erst lange überlegen muss, was wie als nächstes an die Reihe kommt.
Ein Beispiel:
Bei konventionell von unten nach oben gestrickten Sachen kette ich die Schultern nicht ab, sondern stricke sie zusammen, weil das eine ebenso saubere wie stabile Naht ergibt. Um weniger Fäden vernähen zu müssen, lasse ich dafür den Faden an den Schultermaschen des Rückenteils gleich ausreichend lang hängen; etwa viermal die Schulterbreite auf dem Nadelbett ist gerade richtig.
An der Maschine hänge ich stets die rechte Schulter des Rückenteils zuerst auf, mit der Außenseite zu mir. Die rechte Schulter des Vorderteils kommt dazu, die Außenseite zum Rückenteil gewandt. Diese Schultermaschen werden durch die des Rückenteils gezogen. Dann wird mit dem langen Faden der rückwärtigen Schulter eine lose Reihe gestrickt und abgehäkelt. So muss ich nie überlegen, wie ich am besten vorgehe, und beide Nähte sind immer symmetrisch. Daraus ergibt sich für mich außerdem, dass die Naht, die man im allgemeinen beim Stricken der Halsblende an der Strickmaschine hat, immer an der linken Schulter ist.
Solche eingespielten Routinen helfen mir, dumme Fehler zu vermeiden. Es kommt damit wesentlich seltener vor, dass ich beispielsweise eine linke mit einer rechten Schulter verbinde oder die Teile nicht rechts auf rechts zusammenfüge.
Vor ganz blöden Fehlern, wie ich hier einen fabriziert habe, schützt meine Methode mich natürlich auch nicht.
Habt Ihr auch nützliche und eingespielte Routinen, die Euch das Stricken oder Ausarbeiten erleichtern?
Eine Routine von mir ist, mit einem kontrastierenden Zählfaden am Rand zu stricken. Je nach Absicht wird er beispielsweise bei den Ärmelzunahmen alle 6 Reihen oder ansonsten alle 10 Reihen oder bei besonderen Aktionen am Strickstück hochgeführt und platziert.
Das erleichtert die Feststellung wo man zuletzt stehen geblieben ist, insbesondere, wenn das Strickstück ein paar Wochen liegen geblieben ist oder zwei gleichlange Teile, wie z.B. Ärmel zu stricken sind.
Für weitere Manipulationen, die über die reguläre Stricktechnik hinaus gehen, z.B. besondere Zu- oder Abnahmen oder Punkte, die später mit speziellen Punkten an anderen Strickstücken zusammen geführt werden müssen, nehme ich weitere Kontrastfäden, meistens kurze Stückchen.
Das ist auch beim Maschinestricken hilfreich, weil die Ränder sich rollen und man je nach Garn die besagten Stellen nur schwer wieder ausklamüsern kann.
Ja, Kontrastfädchen knüpfe ich z.B. am Achselpunkt ein. Wenn auf der einen Seite z.B. in Reihe 101 (Hinreihe) und auf der anderen in Reihe 102 (Rückreihe) abgenommen wird, kommen die Fädchen trotzdem auf beiden Seiten in die Reihe 100, damit ich später beim Zusammennähen genau weiß, wo ich mich befinde.