Die verstrickte Dienstagsfrage 37/2010

Das Wollschaf fragt:
Könnt Ihr Euch erklären, wieso Effektgarne (Puschel-, Noppen- und Bobbelgarne und was weiß ich wie sie alle heißen) in Deutschland so beliebt sind? Beim Durchblättern deutscher Strickzeitschriften findet man unzählige Modelle und Werbung zu diesen Garnen, in den gängigen englischsprachigen Heften gibt es dazu gar nichts.
Herzlichen Dank an Angelika für die heutige Frage!

Naja, Effektgarne waren in den letzten Jahren auch in US-Heften gar nicht so selten. Sie tauchten vielleicht nicht im Anleitungsteil auf, aber Anzeigen für Leiterbändchen, “Brazilia”-Klone oder Chenille-Varianten nebst passenden Anleitungen für Schals gab und gibt es recht häufig.
Davon abgesehen werden diese Garne wohl weniger von Hardcore-Strickerinnen verarbeitet. Viele Käuferinnen dürften Gelegenheits-Strickerinnen sein, die diese Garne in eher sachfremdem Umfeld (Wühltisch, Drogeriemarkt) sehen und meinen, dass sie ja auch mal wieder stricken und etwas Modisches für die Enkelkinder produzieren könnten.
Angeheizt wird das Ganze dann noch durch Lemmingitis: Sobald in irgendeinem hoch frequentierten Internetforum (es muss nicht mal etwas mit Stricken zu tun haben) eine engagierte Großmutter ein Paar wunderweiche Fäustlinge aus Polyester-Fransengarn zeigt, sehen sich andere Großmütter in der Pflicht, Gleiches für ihre Kindeskinder zu produzieren. Und die Garnindustrie wird nicht müde, diesen Trend anzuheizen. Immer neue Quietschfarben, immer neue Garnvarianten (mit Glitzer, mit Bommeln, mit Flausch, mit Perlen) sollen es der gelegentlich-Strickerin leicht machen, sich längerfristig an die Nadel zu hängen. Wenn unsere gelegentlich-Strickerin aber irgendwann mal ins “richtige” Umfeld gelangt und die Projekte der Hardcore-Strickerinnen sieht, dann wird auch sie, sofern sie sich nicht vorzeitig entmutigen lässt, vielleicht mal eine Hardcore-Strickerin, die ihre Tage lieber mit Schurwolle und Nadelstärke 2,5 verbringt als mit Kochlöffelstielen und Erdöl-Derivaten.
So gesehen hätten die Effektgarne dann doch tatsächlich etwas Gutes bewirkt. 🙂

Knotty fertig/finished

Gekaufte Handschuhe passen mir praktisch nie, weil deren Finger immer zu kurz für mich sind, deshalb ist Selbststricken die einzige Lösung, um halbwegs passende Handschuhe zu erhalten. Nach drei Monaten ist nun endlich dieses Paar fertig geworden. Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ergebnis, aber man kann sie tragen.
Was mich stört: Die Stellen, an denen ich Maschen für die Finger aufgenommen habe, sehen unordentlich aus. Ich bewundere alle, die so etwas sauber und ordentlich machen können. Wie macht Ihr das? Außerdem sind die Finger etwas zu weit geraten, obwohl ich schon auf halber Höhe Maschen abgenommen habe.
Was ich bei den nächsten Handschuhen anders machen werde: Den Reihenanfang an die Handaußenkante verlegen und bei den Fingern mit dem kleinen Finger beginnen statt mit dem Zeigefinger. Danach dann noch etwa vier Runden über die verbleibende Handbreite, bis der Ringfinger dran kommt. Meine Hand scheint nämlich etwas unnormal geformt zu sein; der kleine Finger beginnt bei mir merklich unterhalb der übrigen Finger, und die Knotty-Handschuhe passen mir deshalb nicht optimal. Außerdem sind meine Finger, obwohl ich wirklich nicht gerade kleine Hände habe, wohl auch zu schmal für diese Anleitung; ich müsste im Verlauf der Finger noch mehr Maschen abnehmen als ich sowieso schon tat. Die benötigte Fingerlänge ist zum Glück kein Problem, da strickt man einfach ein paar Runden mehr, bis es reicht.
Mein Fazit: Eine hübsche und erfreulicherweise kostenlose Anleitung, kurzweilig und nicht zu schwierig, allerdings mit einigem Anpassungsbedarf für meine Hände.

Knotty Handschuhe/gloves

Knotty Detail

Shop-bought gloves hardly ever fit my hands because I have rather long fingers. That’s why knitting my own is the only solution to get well-fitting gloves. After three months this pair is finally finished. I’m not perfectly satisfied with them, but they are wearable.
What bugs me: The places where I picked up the stitches for the fingers look rather untidy. I admire all those knitters that are capable of picking up stitches neatly. How do you do it? Besides, the fingers came out somewhat too wide although I already decreased some stitches at half height.
What I’ll modify next time: Move the start of the round to the outer edge of the hand and start the fingers with the pinky. Then knit about four additional rounds for the hand before starting the ring finger. My hands seem to be shaped a bit abnormal; my pinky starts distinctly below the other fingers and that’s why the Knotty gloves do not fit perfectly. Although I really do not have small hands, my fingers are probably too slim for this instruction. I will have to decrease even more stitches than I already did on the glove fingers. Luckily, the length is not a problem; I simply knit some additional rounds until it fits.
My conclusion: A nice and fortunately gratuitous instruction, neither boring nor difficult, but requiring some adjustments for my own hands.

Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2010

Das Wollschaf lässt fragen:
Liebes Wollschaf, gerne würde ich wissen, in wie weit die StrickerInnen es sich zutrauen, “Teile” (Jacken, Pullover, Socken usw.) einfach anhand einer Abbildung (Foto/Zeichnung) nachzuarbeiten auch wenn man länger tüfteln und ggf. sogar ribbeln müsste um ans Ziel zu kommen oder ob immer eine Anleitung gebraucht oder gewünscht wird.
Herzlichen Dank an Elke für die heutige Frage!

Kein Problem, ich stricke durchaus Kleidungsstücke nach Bild, wenn mir ein Modell gut gefällt und ich keine Möglichkeit habe, die eigentliche Anleitung zu bekommen. Das fertige Produkt sieht dann möglicherweise nicht hundertprozentig so aus wie das Modell auf dem Bild, aber eine exakte Kopie beabsichtige ich meistens auch nicht. Generell habe ich kein Problem damit, etwas nachzuempfinden, wenn es mir gefällt. Ribbeln muss ich dabei selten. Maschen und Reihen berechne ich sowieso anhand meiner Maschenprobe und der gewünschten Passform selbst.
Das letzte Modell, das ich auf diese Weise gestrickt habe, war übrigens das Jäckchen “Ulina”.