Die verstrickte Dienstagsfrage 48/2011

Das Wollschaf fragt diesmal:
Ich stricke gerne und viel, …
Wer verführt uns eigentlich zu dieser Kaufsucht?
Sind es Frauen oder Männer die dieses Werk vollbringen?
Was glaubt Ihr liebe Strickerinnen und Stricker????
Vielen Dank an Sylvia für die heutige Frage!

Was für eine wunderbar philosophische und romantische Frage (ich habe allerdings aus Platzgründen den philosophischsten und romantischsten Teil weggelassen). Offenbar haben die Haptik nagelneuer Wollknäule und Stricknadeln der Fragestellerin ein wenig das Hirn vernebelt, so dass sie simple wirtschaftliche Mechanismen nicht mehr durchschaut.
Ich “glaube”, höchst unromantisch: Die Garn- und Strickzubehörproduzenten brauchen Geld, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Damit die mehr oder weniger vernünftigen Strickerinnen dieser Welt ihnen immer wieder neues Geld geben, machen besagte Produzenten uns immer wieder neue Versprechungen, dass wir Wohlbehagen und Gesundheit durch den Kauf ihrer Produkte erlangen. Das nennt man Marketing.
Die ach so gütigen Verführer sind Marketingfachleute, die sich immer neues Zeug ausdenken, damit sie, verführt durch andere Marketingfachleute, sich unter anderem von Deinem Geld, liebe Sylvia, einen neuen Fernseher oder ein neues Handy kaufen können.
Sorry, wenn ich jetzt irgendjemandes Illusionen zerstört habe.

Maschenprobe allein genügt nicht – A Tension Swatch is not enough

Ich könnte schwören, dass ich irgendwo im Wust meiner Notizen nicht nur aufgeschrieben habe, welches Lochmuster hier verwendet wurde, sondern auch, mit welcher Maschenweite diese Probe gestrickt wurde. Zu dumm, dass ich meine Aufzeichnungen nicht wiederfinde. In meinem Projektheft sind sie nicht. In diversen Kladden sind sie ebenfalls nicht. Auch im alten Strickprogramm ist nirgends etwas hinterlegt. Der einzige Anhaltspunkt ist: Glatt rechts komme ich auf 30 Maschen Breite auf 10 cm. Das erreiche ich normalerweise mit Maschenweite 6. Also gehe ich mal ganz mutig davon aus, dass ich meine neue Jacke aus Wollerey “Peruba 3” (nicht mehr erhältlich) mit MW 6 stricken sollte.

Maschenprobe, tension swatch

I could swear that somewhere in the mass of my notes I once jotted down not only the number of the lace pattern, but also the tension setting used for this swatch. Unfortunately I am unable to relocate my notes. They’re not in my project book. They’re not in several swatch-pads. And my old knitting program draws a blank, too. My only clue is: there are 7.5 stitches in stocking stitch per inch. Usually I get this result with TD 6. So I bravely assume that I should knit my new cardigan from Wollerey “Peruba 3” (discontinued) with TD 6.

Layered Skater’s Top

Das Layered Skater’s Top, bis vor wenigen Tagen mein Mitnahmegestrick, ist zum Sofaprojekt mutiert. Ich habe inzwischen die Höhe der Raglan-Passe erreicht, die Ärmelblenden eingefügt und mich erneut über die unklare Anleitung geärgert. Es gibt nämlich keine nachvollziehbaren Hinweise über das Bemustern der Ärmel. Man soll das Muster in derselben Weise fortführen, wie es auf den Leibteilen verläuft, aber leider ist die Maschenzahl nicht exakt auf die Rapporte aufteilbar. Also schummele ich mich irgendwie durch und hoffe, dass es am Ende nicht auffällt, wenn doch ein Fehler drin ist. Bei soviel Gewurschtel und Gefussel stehen die Chancen dafür übrigens ziemlich gut.

Layered Skater's Top

The Layered Skater’s Top, my portable knitting until recently, has mutated into my sofa project. Meanwhile I have reached the raglan yoke, have inserted the sleeve bands and again am annoyed at the vague instruction. To be more precise (quite contrary to the instruction, pun intended), there are no hints as to how to start the patterning on the sleeves. You are supposed to continue the pattern in the same way as established on the body, but the stitch count does not fit. So I am winging it, hoping that there will be no obtrusive mistakes visible at the end. With this much fiddling and fluffing, chances aren’t that bad, by the way.

Care-Paket

Offenbar befürchtet der in Norddeutschland lebende Teil meiner Familie, dass hier demnächst eine Hungersnot ausbricht. Weshalb hätte man sonst ein Kilogramm Marzipan und Nougat geschickt, um die Vorweihnachtszeit zu überstehen?

Marzipan-Paket

Bisher wusste ich gar nicht, dass es so große Packungen überhaupt gibt.

Rettungsleine – Lifeline

Der “Ethereal Triangular Shawl” ist immer noch nicht fertig. Ich weiß nicht, wieviele Wiederholungen des Grundmusters ich mit der Garnmenge stricken kann, die mir zur Verfügung steht. Deshalb habe ich vorsichtshalber vor dem letzten Rapport eine Rettungsleine eingezogen. Sollte sich herausstellen, dass für die letzten 50 Reihen nicht mehr genug Garn vorhanden ist, kann ich auf diese Weise schnell zu einem Punkt zurückribbeln, von dem aus es bestimmt ausreicht.
Übrigens bin ich nach wie vor von diesem Tuch sehr angetan. Es sieht sehr hübsch aus, die Anleitung ist fehlerfrei, abwechslungsreich zu stricken und dazu noch kostenlos.

Ethereal Triangular Shawl

The “Ethereal Triangular Shawl” still is not finished. I do not know exactly how many repeats of diagram 1 I can nknit with my yarn until it runs out. That’s why I threaded a lifeline through the stitches before embarking on the last repeat. Should there be insufficient yarn for the last 50 rows, I can quickly rip them back to a point from where there will definitely be enough yarn.
By the way, I’m still fond of this shawl. It looks really lovely, the instruction is flawless, it’s a joy to knit and to top it all, it’s free.

Die verstrickte Dienstagsfrage 46/2011

Das Wollschaf möchte wissen:
Wie lange strickt ihr denn schon? Habt ihr erst vor kurzem angefangen, strickt ihr schon ein paar Jaehrchen, oder sogar schon Jahrzehnte?
Wer (oder was) hat euch zum Stricken gebracht? Und wo habt ihr es gelernt? Hattet ihr einen “Strick-Hiatus”, d.h. habt ihr fuer ein paar Jahre unterbrochen, und dann wieder angefangen, oder strickt ihr, seit ihr es koennt.
Und was ist das erste Stueck, dass ihr gestrickt habt?
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!

Ich stricke “ernsthaft” seit etwa 1982/83, also schon ziemlich lange. Weshalb ich damals wieder darauf gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. In den Läden gab es zu der Zeit jedenfalls reichlich Garne, überhaupt gab es viele Wollgeschäfte (zumindest in Hamburg, wo ich damals lebte), und die Zeitschriftenläden waren voll mit Strickzeitschriften, die es heute gar nicht mehr gibt.
Stricken gelernt habe ich als Kind. Meine Mutter hat es mir beigebracht, als ich etwa 6-8 Jahre alt war, genau weiß ich es nicht mehr. Ich habe aber lange Zeit lieber gehäkelt als gestrickt, das konnte ich besser.
Mein erstes richtiges Strick-Modell war ein quer gestrickter Pullover aus der “Diana” vom Herbst 1982 mit einem eingestrickten Musterstreifen. Im Heft war er in Hellblau-Beige abgebildet, ich strickte ihn in Weinrot-Beige, aber aus dem Originalgarn. Das war seinerzeit ein Riesenaufwand, weil ich das Garn in Hamburg nicht bekam und deshalb per Post bestellen musste. Von Garnsubstitution wusste ich nichts; ich dachte, man müsste alles aus den Zeitschriften mit den Originalgarnen (wenn auch nicht in den ursprünglichen Farben) stricken.
Ziemlich schnell fand ich dann aber heraus, wie man fertige Anleitungen abwandelt und eigene Entwürfe realisiert. Weil ich mehr Ideen als Zeit hatte, kaufte ich mir Anfang 1987 eine Strickmaschine und hörte für etliche Jahre mit dem Handstricken auf. Das begann mich erst nach der Jahrtausendwende wieder zu interessieren, als ich übers Internet und vor allem die Newsgroup maus.kreativ.handarbeiten in Kontakt mit anderen Strickerinnen kam. Heute mache ich beides mit gleicher Freude, Hand- und Maschinestricken. Nur die Zeit, die ist knapper als früher.

Die verstrickte Dienstagsfrage 45/2011

Das Wollschaf fragt diesmal (aus dem Archiv vom 25.01.2005:
Angenommen, du sitzt auf dem Sofa (Sessel, Bank, Stuhl…) und strickst. Was brauchst du unbedingt in Griffweite?

Ich brauche Garn, Stricknadel(n) und gegebenenfalls eine Anleitung. Ich bin anspruchslos und kann notfalls im Stehen stricken, wenn ich z.B. auf Bus oder Bahn warte.
Bei komplexen Projekten oder wenn bestimmte Projektstadien erreicht werden, schaden Schere, Sticknadel, Häkelhaken, Maschenmarkierer oder Maßband nicht. Aber ich stricke ohnehin nur sehr selten stundenlang am Stück, und wenn ich zwischendurch mal aufstehen kann/muss, um mir ein Glas Wasser, einen Kaffee, die Schere, das Maßband oder ein frisches Knäuel zu holen, finde ich das ganz angenehm.

Kontrastprogramm – What a contrast

In den letzten Wochen habe ich nur mit dünnen Garnen gestrickt. Es war höchste Zeit für eine kleine Abwechslung. Bei der antiken Wolle, die ich letzten Monat bekommen hatte, befand sich ein einzelner 100-g-Strang Neveda “Record” in hellem Türkis. Die Banderole enthielt keinerlei Angaben zu Nadelstärke oder Lauflänge. Die Meterzahl ließ sich ziemlich einfach schätzen, indem ich die Länge des Stranges ausmaß und mit der Anzahl der Fadenlagen multiplizierte. Ich kam auf etwa 72 m. Das sollte für eine Mütze reichen, fand ich, und machte mich auf die Suche nach einer Anleitung. Bei Ravelry fand ich Charisa Martin Cairns “Lifestyle Topdown Hat”, kostenlos, von oben gestrickt und für jede Garnstärke und fast jedes Muster anwendbar. So entstand in knapp zwei Tagen auf zwei 6-mm-Rundstricknadeln diese nette, einfache Mütze.
Wer für so eine Anleitung Geld ausgeben möchte, kann das übrigens auch tun: Sowohl in Cathy Carrons “Hip Knit Hats” als auch in Wendy Bernards “Custom Knits 2” sind vergleichbare Anleitungen enthalten.

Lifestyle Hat

During the last weeks I only used fine yarns. It was high time for a change. Among the ancient wool that I received last month was a single 100-gram hank of Neveda “Record” wool in light turquoise. The ball band contained no information about yardage or needle size. But at least the yardage could be estimated quite simply by measuring the length of the hank and multiplying it with the number of thread layers. There were about 72 meters. I decided it was enough for a hat and started looking for instructions. On Ravelry I stumbled upon “Lifestyle Topdown Hat” by Charisa Martin Cairn, a free pattern, worked from the top and suitable for almost each and every yarn and pattern. In less than two days and on two 6 mm circular needles, this nice simple hat was finished.
If you want to spend money on a similar pattern, this is perfectly possible: Cathy Carron’s “Hip Knit Hats” as well als Wendy Bernard’s “Custom Knits 2” contain comparable instructions.

Schal/Scarf Moiraine

Schon vergangenes Wochenende konnte ich diesen Schal fertigstellen. Die Anleitung gibt’s bei Arlenes Lace. Gut zwei Wochen habe ich daran gestrickt, allerdings praktisch nur an den Abenden zuhause. Ich finde, dieses Projekt eignet sich wegen der Perlen, die man ständig nachschieben muss, nicht besonders gut für unterwegs.
Etwa 300 m Wolle (Wollmeise 100 % Merino in Farbe WD Vergissmeinnicht) und um die 300 azurblaue Rocailles sind darin verarbeitet. Das Muster ist einfach zu stricken und ergibt einen schönen Effekt.

Moiraine Schal/scarf

I already finished this scarf last weekend. The pattern is available at Arlene’s lace. It took me a bit more than two weeks knitting time, during evenings/nights at home only. In my opinion it is not very suitable for a portable project because of the beads which must be continuously pushed along the thread.
About 300 metres of wool (Wollmeise 100% Merino in colour WD Vergissmeinnicht) and ca. 300 azure blue rocailles beads are worked into this scarf. The pattern is easy to memorize and looks lovely.

Die verstrickte Dienstagsfrage 44/2011

Das Wollschaf fragt diesmal:
Beim Stricken der Knopflochblende bin ich immer ein bißchen unsicher, ob die Knopflöcher auch wirklich an der korrekten Stelle von mir gestrickt wurden, wo auf der anderen Blende der Knopf bereits angenäht ist, trotz mehrfacher vorheriger Messung.
Mich würde interessieren, welche Art von Blenden Ihr an Euren Strickteilen anbringt. Strickt Ihr sie gleich mit, später an oder ganz separat? Gelingen Eure Blenden immer auf Anhieb oder habt Ihr manchmal Probleme, dass sie zu kurz oder zu lang werden?
Welche Methode/Technik habt Ihr, um die Knopflöcher korrekt in der Höhe der Knöpfe zu setzen? Klappt das immer auf Anhieb oder seid Ihr manchmal auch unsicher, ob alles richtig sitzt? Arbeitet Ihr gerne Blenden, besonders die Knopflochleiste?
Vielen Dank an Bärbl für die heutige Frage!

Bei Knöpfen und Knopflöchern gehe ich auf Nummer Sicher. Erst der Knopf, dann das Knopfloch, das geht bei mir gar nicht. Zuerst müssen die Knopflöcher vorhanden sein, dann werden die passenden Knöpfe dazu beschafft. Dazu gehe ich in einen Laden hier im Ort, der eine gewisse Auswahl hat und zu dem ich das Strickteil natürlich mitnehme. Angenäht werden die Knöpfe zum Schluss, exakt gegenüber den Knopflöchern. Ein zusätzlicher Knopf kommt innen an eine Seitennahtzugabe. Falls mal einer der Originalknöpfe verloren geht, hat man damit gleich Ersatz parat.
Blenden arbeite ich auf unterschiedliche Weise. Meistens stricke ich sie gesondert und bringe sie danach an. Sie gleich mitzustricken kann problematisch sein, weil das Blendenmuster häufig eine andere Maschenprobe hat als der Hauptteil des Gestricks. Das kann man zwar mit diversen Tricks ausgleichen, aber einfacher wird das Stricken dadurch nicht. Weshalb also nicht gleich die Blende getrennt stricken oder nachträglich anstricken? Dazu benötigt man natürlich eine Maschenprobe, die man aber meistens schon automatisch mit dem Bündchen gestrickt hat.
Um Knopflöcher gleichmäßig über die Blendenlänge zu verteilen, verwende ich übrigens den Knopfloch-Kalkulator.