Mein Ostereinkauf

Zu den spannendsten und anstrengendsten Tagen des Jahres gehört für mich der Gründonnerstag. An diesem Tag wird traditionell der Einkauf fürs Osterfest erledigt, damit man am Ostersamstag nicht noch einmal die Läden stürmen und sich den Stress ein weiteres Mal antun muss. Ostereinkäufe haben es nämlich in sich. Gefühlt fünf Wochen einkaufsfreie Zeit wollen bevorratet sein, und ob die Läden danach jemals wieder öffnen, scheint fraglich. Entsprechend voll sind die Einkaufswagen, die von nervösen Teilfamilien zwischen den Supermarktregalen mehr oder weniger geschickt hin- und hermanövriert werden, und entsprechend lang sind die Schlangen an den Supermarktkassen.

Ich lebe in einer Stadt, die von Studenten nur so wimmelt. Viele davon scheinen noch nicht besonders lange dem Hotel Mama entwachsen zu sein und tun sich deshalb schwer, selbst und selbstständig einzukaufen. So ein Exemplar stand heute vor mir an der Kasse.

Wie hypnotisiert verfolgte er, wie die Kassiererin seine Einkäufe von diesseits des Scanners nach jenseits beförderte. Dann sagte sie so etwas wie “siebzehn Euro neununddreißig”, was zu einem plötzlichen Erwachen aus seiner Starre führte. Leichte Panik setzte ein. Kasse? Geldbetrag? Ah ja, bezahlen. Gut, das haben wir schon mal erkannt. Bezahlen muss man da. Dazu braucht man sein Geld. Wo haben wir das nochmal? Er begann, in seinem Rucksack zu kramen. Nach nur wenigen Minuten intensiven Suchens, die möglicherweise den nachfolgenden Wartenden etwas länger erschienen, zog er seine Geldbörse ungefähr unter dem Bodenblech des Rucksacks hervor und begann eifrig, die Münzen herauszuzählen. Nachdem er den Bezahlvorgang glücklich abgeschlossen hatte, wandte er sich mit voller Konzentration seinen Einkäufen zu, die noch den Bereich blockierten, den ich eigentlich für meine Sachen benötigte. Ich hatte schon mit ähnlichen Problemen gerechnet und meinen Einkaufswagen so in Position gebracht, dass ich alles, was von der Kasse erfasst war, umgehend in selbigen verfrachten konnte und den armen jungen Mann nicht beim Einpacken stören musste. Und ich gehöre auch zu den Leuten, die die Wartezeit vor der Kasse dazu nutzen, schon mal das Portemonnaie hervorzuholen oder sich wenigstens zu vergewissern, in welcher Jackentasche es sich befindet, damit man dann zügig bezahlen kann. Für alle Interessierten und Desinteressierten hier mein Kassenzettel:

Kassenzettel Ostereinkauf

Ja, es war gar nicht soviel, nur ziemlich kostspielig. Diverse preiswerte Allerweltsartikel hatte ich schon vorgestern auf dem Heimweg beschafft. Und falls jemand wissen möchte, was es zu Ostern zu essen gibt, hier der Speiseplan:

Karfreitag: Saiblingsröllchen überbacken (-> Rezept)
Ostersamstag: Nürnberger Würstel à la Rumfort (hierbei handelt es sich nicht um den Erfinder der Rumfordsuppe , sondern es geht darum, Lebensmittel zu verbrauchen, die im Kühlschrank rum liegen und wegen nahenden Verfalldatums fort müssen)
Ostersonntag: Lammragout mit Polenta
Ostermontag: Bündner Gerstensuppe

Ich wünsche Euch einen stressarmen Einkauf.

5 Gedanken zu „Mein Ostereinkauf“

  1. Liebe Kerstin,
    ich musste bei Deiner wundervollen Beschreibung des Studenten übers ganze Gesicht grinsen … Einfach herrlich und soooo gut getroffen.
    Dir schöne und entspannende Feiertage
    Liebe Grüße
    Martine

  2. Vielene Dank, Martine. Wenn ich schon warten muss, ist es nervenschonender, Leute zu beobachten als sich zu ärgern.
    Auch Dir erholsame Feiertage und viel Erfolg bei Deinen Projekten.

    Zahlreiche Grüße
    Kerstin

  3. Rumfort gibt es heute, am Samstag versorge ich nur mich allein. am Ostersonntag habe ich Familienbesuch, da gibt es Schwein-Elendchen vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein. Und am Ostermontag Osterrückblick, also alles, was sich an Resten von den Ostertagen angesammelt hat.
    Vorgestern stand ich an der Kasse hinter einer Frau, bei deren Einkaufswagen sich schon die Achsen bogen und von einem aufgetürmten Gebirge schon einzelne Waren kollerten. Sie erläuterte ungefragt: alle meine Söhne kommen, das sind Fresssäcke.

  4. Ich empfinde diesen Ostereinkauf (ähnlich ist die Situation vor Weihnachten) immer als Alptraum. Einkaufen hasse ich sowieso, Lebensmittel einkaufen noch mehr und seit zwei Jahren kommt noch erschwerend hinzu, dass unsere Familie sich so zusammensetzt: eine Veganerin, eine Vegetarierin, ein Fleischfresser und eine Person, die mehr oder weniger immer auf Diät ist (ich).
    Ich habe aber in weiser Voraussicht dafür gesorgt, dass jedenfalls genug Wolle vorhanden ist, damit über die Feiertage kein cold turkey eintritt.
    Frohe Ostern allen!

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