Die Strickliesel oder Wie man Idioten-Kordeln produziert

Aller Anfang ist schwer. Der Anfang bei der Strickliesel ist besonders schwierig, gemessen an der Zahl der Anfragen, die man immer wieder findet.

Es geht folgendermaßen:
Das Fadenende durch das Loch nach unten durchfädeln und festhalten.
Den Faden, der vom Knäuel kommt, gegen den Uhrzeigersinn um die erste Strickliesel-Öse wickeln, dann zur zweiten Öse nach links gehen und wieder gegen den Uhrzeigersinn umwickeln usw., bis alle Schlaufen so umwickelt sind. Auf dem Bild fehlt noch die Umwicklung für die vierte Öse.

Strickliesel-Fadenanfang

Sind alle Ösen glücklich umwickelt, geht das eigentliche Stricken los: Den Faden auf der Außenseite von rechts nach links VOR die erste umwickelte Öse halten, die darunter liegende Garnschlinge drüberheben und nach innen fallen lassen.
Eine Öse weiter nach links rücken, Faden außen vor die Öse und die darunter liegende Garnschlinge drüberheben.
Und so weiter, bis man keine Lust mehr hat. Den Faden nicht zu fest spannen, sonst läßt er sich nicht mehr über die Ösen heben.
Das “Stricken” geht übrigens ganz hundsmiserabel mit der meistens mitgelieferten Plastiknadel und wesentlich besser mit einem stabilen Häkelhaken!

Zum Beenden den Faden durch die vier Garnschlingen auf den Ösen fädeln, die Schlingen von der Strickliesel heben, Faden strammziehen und fertig.
Linkshänder machen es gegengleich.

Für Faule, die Strickliesel-Stricken öde finden, hat die Industrie mal die sogenannte Strickmühle erfunden. Sie funktioniert mit Klapphäkchen, die, durch eine Kurbel angetrieben, sich öffnen und schließen und den Faden durchziehen.
Die ganz Faulen, zu denen ich gehöre, stricken ihre Kordeln übrigens auf der Strickmaschine: Wickelanschlag von links nach rechts über vier Nadeln machen, Faden in den Schlitten einfädeln, rechte Part- bzw. Leerlauftaste drücken und fröhlich losstricken. Durch Festhalten und gefühlvolles Ziehen am Anschlagfaden wird das Gestrick ausreichend beschwert.

Um zum guten Schluß auf die oben erwähnten Idioten zurückzukommen: I-cord wird eine mit normalen Stricknadeln frei oder an ein Strickstück angestrickte Kordel über 3-5 Maschen im angelsächsischen Raum genannt. Und das ist tatsächlich die Abkürzung für “idiot cord”.

Nachtrag: Was man aus den Stricklieselkordeln machen kann, könnt Ihr hier nachlesen. 🙂