Immer wieder lese ich in anderen Blogs, wie schwierig es manche Strickerinnen finden, Farben auszuwählen. Anscheinend habe ich von meinem Schöpfer in dieser Hinsicht genügend Selbstvertrauen und Mut zur Farbe mitbekommen. Jedenfalls habe ich nur selten Probleme, mich in Farbfragen zu entscheiden.
Zum Thema Farben gibt es nahezu unerschöpfliche Literatur. Für einen ersten Überblick empfehle ich Harald Braem, “Die Macht der Farben”. Darin wird sehr schön erläutert, welche symbolischen Bedeutungen und welche (physischen und psychischen) Wirkungen Farben haben. Das Wissen darum kann einem helfen zu erkennen, weshalb einem bestimmte Farben unangenehm sind oder man sie auf keinen Fall als Kleidung tragen möchte. Das hat nichts mit Geschmack oder Stil zu tun. Vielen Frauen verursacht die bloße Vorstellung, in einem roten Kleid vor aller Augen über einen Platz gehen zu müssen, körperliches Unbehagen. Rot steht für Beachtetwerden, aber auch Aggression, und manchmal will man eben nicht aggressiv wirken. Ich habe aus genau diesem Grund mal ein rotes Kostüm für ein Vorstellungsgespräch verworfen und trat lieber in Beige an. (Ich bekam den Job tatsächlich, aber bestimmt nicht nur wegen der Farbe meiner Kleidung.)
Die Bedeutung der Farben ist nahezu universell und gleichzeitig vielschichtig. Wenn man die dahinter liegenden Grundgedanken verstanden hat, kann man nachvollziehen, weshalb z.B. viele Berufsgruppen grundsätzlich in Schwarz daherkommen — diese Farbe duldet nämlich keinen Widerspruch. Sie ist deshalb das ideale Exoskelett für Menschen, die ihr Selbst dahinter verstecken wollen: Trauernden gibt Schwarz Schutz; Berater aller Art verleihen sich damit eine Aura der Unfehlbarkeit; Revoluzzer schätzen an Schwarz die totale Negation. Auf sonderbare Weise ist Schwarz gleichermaßen erste Wahl für Rebellen wie Konservative. Man kann damit scheinbar nichts falsch machen, deshalb wird es auch als das perfekte Fallback für alle angesehen, die nicht wissen, wie sie sich sonst geschmackvoll kleiden sollen.
Ich trage kaum je Schwarz, außer wenn ich in Trauer bin. Schwarz lässt mich nicht nur halbtot aussehen; ich fühle mich darin erdrückt und erstickt. Es lähmt meine Persönlichkeit. Es wirkt ebenso lähmend und abweisend auf die Menschen, denen ich so gekleidet gegenübertrete. Da ich normalerweise in Beruf und Privatleben Kommunikation und Diskussion suche, ist Schwarz eine denkbar schlechte Wahl für mich.
About colours
I often read in other blogs how difficult it is for some knitters to decide on colours. Apparently, my creator endowed me with a lot of self-confidence and “colour-boldness”, so I hardly have any problems to get to decisions colourwise.
Literature about colours is almost inexhaustible. To get an overview, I’d recommend Harald Braem, “Die Macht der Farben” (in German, but you’ll find equally good books in English). It explains beautifully what symbolic meanings and which physical and mental effects colours can have. The knowledge of these effects can help understand why we perhaps dislike certain colours and by no means would want to wear them. This has nothing to do with style or taste. The sheer thought of having to walk across a square clad in a red dress may cause you unease. Red means attention, it also means aggression, and sometimes we simply do not want to appear aggressive. For exactly this reason, I once rejected a red suit for a job interview and voted for a beige one. (I got the job, but certainly not only because of the colour of my clothing.)
The meaning of colours is almost universal and at the same time complex. If you understand the significant basics, you can relate to why, e.g. many professionals as a matter of principle are dressed in black — this colour does not tolerate any protest. This makes it the ideal exoskeleton for people who want to hide their self: Black protects mourners; it grants consultants of all kind an aura of infallibility; revolutionist appreciate its total negation. In a peculiar way, black is first choice for rebels and conservatives likewise. You can’t go wrong with it, apparently, so it’s considered the perfect fallback for all those who do not know how to dress tastefully.
I hardly ever wear black, except when I’m in mourning. Black not only makes me look sick, I feel overpowered and stifled in it. It paralyzes my personality. It acts equally paralyzing and repudiating on those that I face dressed in black. As I normally seek for communication and discussion in my job and private life, black is a bad choice for me.