Genug ist genug, ich mag nicht mehr, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, Schluss, aus, fertig.
Ja, ich habe neulich noch behauptet, ich würde das fürchterliche Ding fertigstellen. Aber Pläne sind unter anderem dazu da, über den Haufen geworfen zu werden; und meine Geduldsfäden sind, wie diverse Mitglieder des Strickforums (und auch meine Mutter) bestätigen können, zwar relativ lang, jedoch nicht unendlich dehnbar.
Wenn das Stricken für mich zu einer Art Pflicht, wenn nicht sogar Qual wird, wenn ich mich nicht aufs Endergebnis freue, wenn ich das in Arbeit befindliche Projekt am liebsten in die am weitesten entfernte Ecke feuern möchte ─ dann ist es an der Zeit, das auch zu tun, und zwar mit Schwung.
Stephen Wests „Welted Incline Shawl“ wandert folglich in den (möglicherweise ewigen) Winterschlaf.
Ich mag die Farben nicht; sie passen zu nichts in meiner Garderobe. Beim Stricken der Mini-Nöppchen tun mir die Finger weh, weil es mühsam ist, in die drei Schlaufen einzustechen. Locker stricken ist hier keine Option, dann sind die Nöppchen nämlich kaum noch zu erkennen. Der sparsame Kontrast trägt ebenfalls dazu bei. Außerdem finde ich die Musterkombination willkürlich und zusammenhanglos. Nur schade, dass aufgrund der vielen abgeschnittenen Fadenenden das Garn praktisch zu nichts mehr nütze ist.
Aber trotzdem mag ich mich nicht mehr quälen. Es gibt so viele wunderbare Projekte, an denen ich stattdessen weitermachen oder die ich beginnen möchte, bei denen ich klare Vorstellungen habe, wie sie aussehen werden und deren Farben zu meiner vorhandenen Kleidung und meinen Vorlieben passen. Beispiele gefällig?
Da wäre zunächst einmal ein angefangener Streifen in Grün-Tönen auf der Strickmaschine, der noch vor dem Winter zu einer Art „Noose“ verarbeitet werden sollte. Dazu werde ich mich an Angelas Loops orientieren.
Dann liegt hier ein halb fertiges „Swing into Spring“ Tuch.
Das Design ist zwar auch von Herrn West und dazu noch sterbenslangweilig, aber ich modifiziere es ein wenig, verwende selbst gewählte Farben, und es geht relativ flüssig voran. Das helle Garn besteht aus fünf feinen Baumwollfäden, das dunkle ist eine reine Schurwolle mit dezentem Farbverlauf. Die Stärke entspricht in etwa 4fach-Sockengarn.
Als nächstes wartet „Openhearted“ auf eine Fortsetzung bzw. Fertigstellung. Jetzt weiß ich ja, an welcher Stelle ich das Stricken abgebrochen habe, auch wenn mir nicht mehr erinnerlich ist, weshalb.
Und irgendwann möchte ich mich an Kieran Foleys „Pomegranate Patchwork“ wagen, allerdings mit weniger Farben. Langweilig wird es mir also in der nächsten Zeit nicht, und die Arbeit an den erwähnten WIPs macht mir Spaß.
Eine weise Entscheidung! Ich persönlich finde die Anleitungen von Stephen West ja stark überbewertet, um nicht zu sagen, pottenhässlich…
Liebe Grüße, Marion (die hier gerne mitliest)
Danke für deine Bestätigung!
Ein paar seiner frühen Entwürfe waren ganz hübsch. Aber in seinem Bemühen, ständig Außergewöhnliches zu erschaffen, ignoriert er seit geraumer Zeit sämtliche Leitlinien für gutes Design. Ich hätte es wissen müssen…
Das Leben ist zu kurz, um sich mit mangelhaften Designs zu quälen.
Einige West-Entwürfe sind auch heute noch pfiffig, auch wenn ich bemängle, dass er seine Ideen bis zum letzten Tropfen Nützlichkeit aupresst. Also: die redundanten Wiederholungen eines Designelements, bis von der Decke bis zum Stirnband alles damit ausgereizt ist.
Eigentlich hätte ich dem Herrn eine solche schlaffe Farbkombination gar nicht zugetraut, vielleicht hat er seine Assistentin damit betraut. Ich selbst hätte vermutlich das Garn irgendwann in einem anderen Projekt untergebracht und eigene Garne eingesetzt.
Ja, ich würde jetzt auch erst einmal zu einem Projekt greifen, das farblich und mustertechnisch absolut zufriedenstellend ist.