Das Wollschaf fragt:
Ist es euch schon mal passiert, dass ihr ein Modell unbedingt stricken wolltet, weil ihr es so schön fandet und dann stellte sich heraus, dass es “in echt” deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb? Passform war grausig. Oder es wurde irgendwie anders als auf dem Bild….
Vielen Dank an Angela für die heutige Frage!
Oh ja, und mehr als einmal. “Lövlund” war z.B. so ein Fall, da missriet mir die Ausschnittkante. Ein anderer Pulli aus reiner Seide wurde nach der ersten normalen Wäsche völlig lappig und untragbar. Die Maschenprobe hatte ich nur nass gemacht und hängend trocknen lassen. Da überlege ich immer noch, ihn wieder aufzuribbeln und das Garn neu und fester zu verstricken.
Generell schlechte Trage-Erfahrungen habe ich mit verschlusslosen, Binde- oder Einknopf-Jacken gemacht. Die sehen zwar toll aus, solange man elegant beim Fotoshooting auf einem Queen-Anne-Sesselchen balanciert, aber spätestens beim ersten Marsch gegen den Herbstwind fange ich mir damit eine Bronchitis ein. Sinnlos, so etwas zu stricken.
Um derartige Enttäuschungen zu vermeiden, habe ich mir inzwischen strenge Auswahlkriterien auferlegt. Je neuartiger und aufregender eine Stricktechnik aussieht, desto misstrauischer bin ich, vor allem wenn die reine Geometrie (Kreise, Sechsecke, …) ganz offensichtlich einen höheren Stellenwert hat als die Form des Körpers, der da mal drin stecken soll. Auch wenn das Model auf dem Bild in einer seltsamen Pose steht, damit nichts verrutscht, bin ich vorsichtig. Auch alles, was in irgendeiner Weise die Unterwäsche freilegt (oder voraussetzt, dass man auf sie verzichtet), kommt für mich nicht in Frage.
Wichtig ist es auch, einen Blick auf das Schnittschema zu werfen, sofern vorhanden. Falls nicht (was leider bei den Noro-Heften oft der Fall ist), muss man unbedingt vorher überprüfen, welche fertigen Maße das geplante Teil hat, damit man sich nicht einen teuren Kartoffelsack strickt.
Tatsächlich grenzen diese Kriterien natürlich meinen Schaffensdrang etwas ein. Was ich stricke, ist eher langweilig. Aber ich habe lieber einen Schrank voller unspektakulärer, tragbarer Teile als einen Haufen “Designer”-Modelle, von denen kein einziges alltagstauglich ist.
Tipps, wie man aus missratenen Modellen dennoch etwas Nutzen ziehen kann, habe ich übrigens mal hier zusammengefasst.
The Wool Sheep asks:
Have you ever wanted to knit a garment because it was so beautiful, and when finished it did not meet your expectations? The fit was awful, or it did not at all look like the garment on the photo…
Thank you Angela for today’s question!
Oh yes, and more than once. “Lövlund”, for example, was such a case, where the neckline was a complete failure. Another sweater from pure silk became limpy and unwearable after the first “real” laundry. The tension swatch had only been thoroughly wettened and left to dry hanging. Here I’m still contemplating to unravel it and reknit it at a tighter gauge.
I’ve generally made bad experiences with jackets and cardigans without closure, with only a band or one single button. They look wonderful as long as you are elegantly balancing on a Queen Anne chair at the photo shooting, but the first march against the autumn wind will get you a bronchitis. It’s useless to knit.
To avoid disappointments like these, I have imposed severe restrictions on my choices. The newer and more exciting a knitting technique, the more leery I am, particularly if sheer geometry (circles, hexagons, …) seems to be more important than the form of the body that should wear the garment. And if the model girl on the photo is in a strange posture just to keep the shoulder seam from coming off, I’m very careful. Everything that exposes underwear (or requires to omit it completely) is out of the question for me, too.
I also find it important to have a look at the pattern schematics beforehand, if available. If not (which sadly is often the case with Noro patterns), it pays to check the finished measurements of the garment in question, to avoid knitting an expensive potato sack.
Actually these criteria somewhat limit my creative urges. My knitting is mostly boring. But I prefer having a wardrobe of unspectacular, wearable garments instead of owning a bunch of “designer” clothing, none of which is suitable for everyday use.