Die verstrickte Dienstagsfrage 10/2011

Das Wollschaf fragt heute:
Fällt euch auch auf, dass die Strick-Anleitungen immer länger werden? Selbst Anleitungen für einfache Strickstücke umfassen mittlerweile mehrere Seiten. Was haltet ihr davon?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!

Bei Anleitungen aus deutschen Zeitschriften passiert einem das eher nicht. Die sind relativ kurz und knapp verfasst, enthalten fast immer ein bemaßtes Schnittschema und, wenn ein Muster verwendet wird, auch ein Diagramm desselben. Langatmige und wortreiche Erläuterungen spart man sich schon aus Platzgründen. Als fortgeschrittene Strickerin, der man nicht mehr jede Masche einzeln vorstellen muss, finde ich das sehr sympathisch.
Schwieriger ist es bei (meistens englischen) Einzelanleitungen, die man z.B. als PDF kauft. Wenn ich mir die wirklich relevanten Informationen mühsam aus fünf Seiten Text extrahieren oder eben diese Menge an Seiten komplett ausdrucken muss, um alles Wichtige beieinander zu haben, dann finde ich das lästig und nicht besonders ökonomisch. Druckertinte ist teuer, und Papier kostet Bäume. Geht es wirklich nicht anders?
Früher blieb einer Strickerin nichts anderes übrig, als über einer kryptischen Anleitung so lange nachzudenken, bis sie verstand: “4×1 M in jeder 8. R abn” heißt nicht, je acht Maschen verteilt in jeder der vier nächsten Reihen abzunehmen. Viele moderne junge Strickerinnen scheinen mir da weniger grübelfreudig. Statt zuerst mal das eigene Hirn einzuschalten, fragen sie lieber in fünf verschiedenen Internet-Foren nach, was da wohl gemeint sein könnte (und wundern sich dann, dass sie sieben verschiedene Antworten bekommen).
Da ich selbst schon Anleitungen verfasst habe, kenne ich aber auch das Dilemma, in dem man sich als “Designer” befindet. Bevor man riskiert, dass ein Strick-Neuling sich in der Anleitung verheddert, beschreibt man lieber ausführlich, wie z.B. drei Maschen mit aufliegender Mittelmasche zusammengestrickt werden, sonst riskiert man haufenweise E-Mail-Anfragen von ratlosen Strickerinnen und verbringt die Feierabende mit Troubleshooting für andere statt mit Stricken für sich selbst.
Mein Wunsch wäre, dass Strickerinnen eine knapp gefasste Anleitung erst einmal als Herausforderung sehen, sich und ihre Strick-Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Nicht jede Masche muss im Detail beschrieben werden, und vieles kann man sich mit etwas gesundem Menschenverstand und ein wenig Geduld zusammenreimen. Davon würden alle profitieren. Der Verbrauch von Papier und Druckertinte ginge zurück, die allgemeine Strick-Intelligenz würde steigen, und die Befriedigung darüber, selbständig eine Lösung fürs Strickproblem gefunden zu haben, wäre signifikant erhöht.

Arbacia die Zweite – Arbacia II

Wenn man erst einmal den Bogen heraus hat, ist diese Mütze auf der Strickmaschine wirklich flott gestrickt, jedenfalls deutlich schneller, als ich es von Hand könnte. Das einzig Mühsame daran ist die Naht im Maschenstich.
Auch diese Mütze wird zu gegebener Zeit verschenkt, aber wahrscheinlich nicht zu Weihnachten, sondern zu einem Geburtstag.

Arbacia von oben, from the top

Arbacia, Unterseite, flip side

When you’ve got the hang of it, this hat is a quick knit on the knitting machine, at least much quicker than I could do it by hand. The only tedious part is closing the seam in kitchener stitch.
This hat, too, will given as a gift, but probably not for Christmas, but as a birthday present.

Wieder ein Weihnachtsgeschenk fertig – Another Christmas present finished

Die ersten Weihnachtsgeschenke schon im März fertig zu haben, gibt einem das Gefühl von Tüchtigkeit und Fleiß. 😉
Hier ist also der Oslo Walk Shawl aus der Interweave Knits Winter 2010, gestrickt aus gut 100 g Wollmeise Lace-Garn in Farbe Türkise Markise und knapp 700 Rocaillesperlen in Azurblau mit silbernem Einzug. Diese Farbe ist so gar nicht meine, deshalb besteht auch keine Gefahr, dass ich das Tuch selbst trage. Die Größe ist so bemessen, dass man sich das Ding wie eine Art schmale Stola um die Schultern legen kann, Spitze und Zipfel nach hinten. Vermutlich wärmt es sogar, weil dabei zwei Lagen Gestrick übereinander liegen. Und es sieht nett aus. Für Rucksackträgerinnen wie mich ist es natürlich ein absolutes no-go.

Oslo Walk Shawl

Oslo Walk Shawl, Detail

Having the first Christmas presents ready in March gives me a feeling of proficiency and diligence. 😉
Here’s the Oslo Walk Shawl from Interweave Knits Winter 2010, made of just a bit over 100g of Wollmeise Lace-Garn in colour Türkise Markise and about 700 Rocailles beads in azure blue with silver lining. This colour is so NOT me, that there’s no danger of me keeping this shawl. The size is appropriate for wearing it around the shoulders like a smallish stole, point and tails to the back. It will probably even give warmth because there are two layers of knitting on top of each other when worn. And it looks nice. For backpack users like me it’s of course an absolute no-go.

Die verstrickte Dienstagsfrage 9/2011

Das Wollschaf fragt heute:
Wie lange tragt ihr im Durchschnitt euer Selbstgestricktes? Oder anders gefragt: Was ist euer ältestes Strickstück? Und was macht ihr mit den Teilen, wenn ihr sie nicht mehr tragen mögt? Verschenken, in die Altkleidersammlung geben oder aufribbeln und etwas Neues daraus stricken?
Vielen Dank an Anke für die heutige Frage!

Meine selbst gestrickten Sachen trage ich
a) bis sie kaputt sind;
b) bis sie mir nicht mehr gefallen;
c) bis ich *hüstel* “herausgewachsen” bin;
je nachdem, welches Ereignis zuerst eintritt.
Das älteste Strickstück in meinem Besitz ist, wie ich neulich beim Aufräumen im Kleiderschrank herausfand, ein Pullover von 1985 aus weinroter Schurwolle mit einem eingestrickten “Garfield”. Gestrickt hatte ich ihn für meinen damaligen Freund, der ein großer Garfield-Fan war. Nach der Trennung ließ er diesen und diverse andere Pullover (ich war damals sehr produktiv) zurück; mit dem, was ich mal gestrickt hatte, wollte er nichts mehr zu tun haben. Man könnte den Pullover noch tragen, denn er ist noch in Ordnung, weder verfilzt noch von den Motten angefressen. Aber aus dem Garfield-Alter bin ich inzwischen heraus.
Das älteste Strickstück, das ich derzeit noch in Gebrauch habe, ist die Jacke, die ich in diesem Beitrag schon einmal vorgestellt hatte. Und was ich mit Stricksachen mache, die ich nicht mehr tragen mag, habe ich hier schon einmal beschrieben.