Die verstrickte Dienstagsfrage 44/2012

Diese Woche stellt das Wollschaf eine Frage von mir:
Man kann ja fürs Stricken eine Menge Geld ausgeben, sowohl für Anleitungen als auch für Wolle und Zubehör. Meistens erzählen wir begeistert von unseren Neuanschaffungen. Aber was ist mit den Fehlkäufen? Kam es in den letzten Monaten bei Dir vor, dass Du vor lauter Begeisterung (oder wegen vieler Empfehlungen) etwas gekauft hast, womit Du dann unzufrieden warst? Was war es, und inwiefern war es für Dich nicht zufriedenstellend?

Wollkäufe führen bei mir mittlerweile praktisch nie zu Enttäuschungen, weil ich meistens zu bewährten und hochwertigen Qualitäten greife. Dabei kann man natürlich trotzdem mal daneben liegen, aber die Wahrscheinlichkeit ist wesentlich geringer als bei Billig- oder no-name-Produkten.
Sehr ärgerlich fand ich es einmal, als ein Onlineshop einfach nicht lieferte. Zum Glück hatte ich nicht im voraus bezahlt; ich wollte nur die bestellte Ware (ein Standard-Garn einer bekannten Marke) möglichst schnell erhalten. Als nach fast sechs Wochen aber noch immer keine Benachrichtigung über die zu erwartende Lieferung gekommen war, platzte mir der Kragen. Ich stornierte den Auftrag, bestellte woanders und wurde innerhalb von zehn Tagen beliefert.
Bei Anleitungen habe ich mich leider schon häufig geärgert. Wiederholt habe ich festgestellt, dass ich um kostenpflichtige Mystery-Knitalongs lieber einen großen Bogen machen sollte. Je bekannter ein Designer ist und je mehr Teilnehmer mitstricken, desto wahrscheinlicher ist es, dass es für mich ein Griff ins Klo wird.
Aber auch wenn es bereits Bilder vom fertigen Produkt gibt, ist damit nicht sichergestellt, dass ich mit einer Anleitung glücklich werde. Die Krönung war im Frühsommer dieses Jahres eine kostenpflichtige, angeblich englische Anleitung für ein Top. Für Leute mit brauchbaren Englischkenntnissen war die Lektüre stellenweise recht erheiternd, aber zum Nachstricken war’s eine echte Herausforderung; und um das Ganze noch interessanter zu machen, gab es weder klare Angaben zur Maschenprobe noch zu den fertigen Maßen. Ich habe dann mehrmals versucht, mit der (deutschen) Verfasserin dieses Machwerks Kontakt aufzunehmen, um Antworten auf meine diversen Fragen und vielleicht sogar erhellenden Einblick in den deutschen Ursprungstext zu erhalten, aber leider vergeblich. Anscheinend war ihr nur wichtig, ihr “Design” verkauft zu haben; Unterstützung gab es nicht. Letztlich habe ich meinen Versuch wieder aufgeribbelt. Dass ich Entwürfe aus dieser Quelle nicht mehr kaufen werde, versteht sich, glaube ich, von selbst.
Glücklicherweise sind solche Enttäuschungen aber wirklich die Ausnahme. Die weitaus meisten der von mir frequentierten Online-Shops und der größte Teil der Anleitungen, die ich online gekauft habe, boten hochwertige Qualität und zuverlässigen Service.
An dieser Stelle auch vielen Dank an alle, die diese Wollschaf-Frage in ihren Blogs beantwortet haben. 🙂

Etwas Warmes braucht der Mensch

Nachdem mir kürzlich die grüngestreiften fingerlosen Handschuhe so gut gelungen sind, hatte ich Lust auf mehr. Bei Ravelry stieß ich auf die “Princess Mitts”. Diese Anleitung ist zwar kostenlos, aber der Verlag bietet sie nur merkwürdig verklausuliert an; und ich möchte wegen einer Strickanleitung nun wirklich nicht Mitglied bei Facebook werden. Zum Glück reagierte aber die Designerin Jennifer Hagan auf meinen Kommentar und schickte mir die Anleitung per Mail zu. In meinem Garnvorrat fand sich auch noch ein passender Rest Angora, übrig geblieben von einem Pullover. Und inzwischen ist der erste Handschuh schon fertig.

Princess Mitt

Da es urplötzlich so kalt geworden ist, werde ich mich mit dem zweiten Handschuh beeilen.

Och nö!

Heute morgen bot sich mir dieser Blick vom Balkon:

der erste Schnee

Natürlich gibt es viele Leute, die so etwas ganz phantatisch finden und gar nicht genug von dem weißen Zeug bekommen können. Die wohnen wahrscheinlich auch nicht in einer Stadt, in der man sich auf Schneebeseitigung nicht einmal ansatzweise versteht.
Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Schnee nicht mag? Ich hoffe, dass dieser erste Wurf schnell wieder taut und dass dann so schnell nichts nachkommt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 43/2012

Diese Woche interessiert sich das Wollschaf für das Stricken von Weihnachtsdeko:
Habt ihr euch für dieses Jahr etwas vorgenommen? Da muss man früh genug dran denken, damit das Projekt bis zum Advent auch pünktlich fertig wird…
Vielen Dank an Tiffany für die heutige Frage!

Ich steh nicht besonders auf Weihnachtsdeko, und schon gar nicht auf gestrickte. Meiner Ansicht nach muss man nicht alles in Strick umsetzen, was technisch möglich ist. Weingläser, Blumenvasen, Weihnachtskugeln und Fensterscheiben dürfen deshalb in meinem Haushalt auch weiterhin aus Glas bestehen.
Durch mehr oder weniger geschmackvolle Kränze aus Fransengarn, wie sie vor einigen Jahren, mit der Strickmühle gefertigt, in einschlägigen Garnherstellerforen en masse präsentiert wurden, fühle ich mich zudem immer noch ein wenig visuell traumatisiert. Ein Adventskranz aus echten Nadelholzzweigen, mit echten, abbrennbaren Kerzen und zusätzlicher Dekoration aus Naturmaterialien wird deshalb auch in diesem Jahr das höchste der Gefühle sein.

Mit wenig Garn gestrickt

Kürzlich fand ich in meiner Restekiste ein einzelnes Knäuel Filatura di Crosa “Maxime Print” in Grün-Türkis. Zum Entsorgen war es zu schön und zu weich, aber was kann man aus 170 Metern schon machen? Ein Paar fingerlose Handschuhe zum Beispiel.

Spring Dreaming Fingerlose Handschuhe

Ich hätte nicht geglaubt, dass dieses eine Knäuel ausreichen würde, zumal in der Anleitung (“Dreaming of Spring” aus dem Buch “Last Minute Knitted Gifts”) eine größere Menge, allerdings eines dickeren Garnes, angegeben war. Mit Nadelstärke 3 mm kam ich auf die geforderte Maschenprobe. Während ich den ersten Handschuh strickte, wog ich alle paar Runden das Knäuel, um sicherzugehen, dass mindestens die Hälfte für den zweiten Handschuh übrig blieb. Aber es bestand keine Gefahr, dass das Garn nicht reichen würde. Es war sogar genug vorhanden, um die Stulpen noch um ein paar Runden zu verlängern.

Die verstrickte Dienstagsfrage 42/2012

Heute fragte das Wollschaf:
Im Laufe der Zeit habe ich immer mal wieder neue Stricktechniken kennengelernt und ausprobiert. Weil das mir großen Spaß macht, versuche ich immer mal wieder stricktechnisches Neuland zu erobern. So habe ich zuletzt in einer fröhlichen Runde in einem Volkshochschulkurs das Schattenstricken geübt. Meine Frage lautet nun: wie hast Du das letzte Mal etwas Neues gelernt, etwa mittels eines Buches oder Blogs?
Vielen Dank an „Praagelmam“ für die heutige Frage!

Vermutlich hat jeder so seine eigenen Lernmethoden. Ich bin die klassische Handbuch-Leserin und lerne z.B. gut mit Hilfe von kurzen, präzisen Beschreibungen mit klaren Fotos. Die kann ich so schnell (oder langsam) lesen wie ich möchte. Dazu brauche ich dann normalerweise noch Zeit zum Üben ungewohnter Bewegungsabläufe. Ich lasse mir auch gern etwas von anderen zeigen, aber bitte live und persönlich, damit ich gleich rückfragen kann.
Was mich wahnsinnig macht und beim Lernen eher behindert als fördert, sind Videos, vor allem die langatmige Sorte. Ich lese (und denke) normalerweise sehr schnell, und deshalb nervt es mich, wenn man mich mit irrelevanten Informationen zumüllt und ausbremst. Ich kann auch nur schwer nachvollziehen, inwiefern ein langes Video besser sein soll als eine klare Beschreibung auf einer A4-Seite. Ich habe weder die Zeit noch die Lust, mir zehn Minuten Video reinzuziehen, von denen neuneinhalb entbehrlich wären, wenn man nur vorher wüsste, welche es sind. Außerdem bin ich sowieso nicht in der Lage, gleichzeitig auf das laufende Video und mein Strickzeug zu gucken. Bei Bildern und Texten habe ich dieses Problem nicht, die bleiben auch ohne Knopfdruck ruhig stehen, während ich versuche, meine Maschen zu bändigen.
Aber jeder wie er mag. Inzwischen gibt es ja Videoanleitungen nicht nur für Spüllappen, sondern sogar schon für komplette Lace-Tücher, somit braucht die moderne Strickerin sich weder mit Diagrammen noch mit Wort-für-Wort-Beschreibungen auseinanderzusetzen. Das ist doch mal ein Riesenschritt in die Zukunft des Strick-Analphabetismus.

Wir erwägen uns eine Lauflänge

In meinem Vorrat befinden sich diverse ältere Garne, die ich mal günstig auf Konen gekauft habe und bei denen nicht vermerkt war, woraus sie bestehen oder welche Lauflänge sie haben. Als ich nun auf der Suche war nach einem Garn, mit dem ich Utlindes Paisley-Tuch (Ravelry-Link) stricken könnte, fand ich einen dreifach gewickelten Rest Viskosemischgarn in hellem Beige, das mir farblich gefiel. Natürlich konnte ich die Kone wiegen (146 g netto), aber ich wusste zunächst nicht, wie viele Meter es sind. Da half mir nun meine neue Mini-Präzisionswaage.

2 m Garn auf der Feinwaage

Ich maß zwei Meter des Garns ab und legte sie zusammengeknotet auf die Waage. Die zeigte daraufhin 0,4 g an. Umgerechnet ergibt das: 146 g = 730 m. Also wird’s leider für das Tuch nicht reichen, denn das benötigt laut Utlindes Angaben etwa 860 m.

Dann entdeckte ich an einer anderen Stelle einen weiteren Rest des selben Garns, aber einfädig, etwa 150 g. Wenn man das zweifädig wickelt, dachte ich mir, dann müsste es eigentlich reichen. Denn dann hat man eine Lauflänge von 750m auf 100 g, und es sind dann insgesamt etwa 1.200 m.

Inzwischen ist dieses Garn zum Stricken gewickelt, aber bis ich mit dem Tuch vorzeigbare Fortschritte mache, wird es leider noch etwas dauern.

Die verstrickte Dienstagsfrage 41/2012

Diese Woche hat das Wollschaf eine Frage von mir ausgewählt:
Ich lese immer wieder von Restedecken, Monstersocken und ähnlichem.
Manche Strickerinnen schaffen es anscheinend, auch den letzten Meter Garn noch irgendwie sinnvoll zu verwerten.
Wie weit gehst Du da? Welche Mengen verarbeitest Du noch zu irgendetwas? Ab wann (wieviel Gramm, wieviel Meter) ist ein Rest für Dich nicht mehr verwendbar, und Du wirfst ihn ohne Reue weg?

Bei einer Großteile-Strickerin mit gefühlt jahrhundertealten Vorräten sammeln sich zwangsläufig viele kleinere Mengen von hochwertigen Garnen an, die zum Wegwerfen wirklich viel zu schade wären. Somit bin ich im Laufe der Jahre dazu übergegangen, auch Projekte aus kleineren Garnmengen zu stricken. Mützen und Handschuhe lassen sich oft schon aus weniger als 100 g anfertigen, dünne Garne eignen sich perfekt für Tücher und Schals, dickere für mehrfarbige Großprojekte. Und für Babyschuhe, die fabelhafte Geschenke darstellen, braucht man nur 25 g Sockengarn.
Damit wäre dann meine persönliche Grenze für “richtige” Projekte erreicht. Kleinere Mengen, die sich mit der Strickmaschine verarbeiten lassen, enden normalerweise als (mehrfach genutztes) Kontrastgarn am Anfang oder Ende eines Strickstücks. Reste von dickeren Garne und kleine Mengen eignen sich, um mal eben schnell ein Muster oder eine Technik auszuprobieren. Ich finde das sehr nützlich. Wenn ich dabei feststelle, dass manches Muster mir schon bei nur 30 Maschen auf die Nerven geht, dann probiere ich es gar nicht erst mit einem kompletten Pullover.
Restesocken stricke ich nicht, weil sie mir nicht gefallen. Und für Restedecken fehlt mir die Geduld, vor allem zum Zusammennähen.

Man muss auch trennen können

Besonders wenn es sich um ein Projekt handelt, mit dem man offensichtlich überfordert ist, das einem keine Freude mehr macht und für das man voraussichtlich nach Fertigstellung sowieso kaum Bedarf hat.
So ging es mir jedenfalls beim “Seigaiha” Tuch. Das ist ein wunderschöner Entwurf mit einem aufwendigen Muster (mit vielen links verschränkten Maschen) und einigen Perlen.

Seigaiha: Bis hierhin und nicht weiter

Im Juni hatte ich es mit viel Ehrgeiz und Elan angefangen. Nachdem ich zwischendrin an einigen Stellen schon das Einstricken der Perlen vergessen hatte und dann bei paarundachtzig Reihen diverse Fehler ins Muster gebracht hatte, die zu beseitigen mir nicht gelang, gab ich auf. Ich habe ohnehin schon eine Reihe von Tüchern in verschiedenen Größen, dieses eine muss meinen Kleiderschrank nicht unbedingt bereichern.
Es ist nun aufgeribbelt, und mir geht es damit besser.

Die verstrickte Dienstagsfrage 40/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Was ist euer Lieblings-Strick-Platz?
Habt ihr einen und was macht diesen Platz zu euren Wohlfühl-Strick-Platz?
Vielen Dank an Tiffany für die heutige Frage!

Tatsächlich habe ich keinen absoluten Lieblings-Strickplatz. Stricken kann ich fast überall, notfalls auch stehend, wenn ich auf Bus oder Bahn warte.
Einer meiner Lieblingsplätze ist an meiner Strickmaschine, mit dem Computerbildschirm in der Sichtachse, denn da läuft dann jeweils die Anleitung mit. Ein anderer guter Strickplatz ist in der Sofaecke. Dort sitze ich meistens abends, um noch ein paar Reihen von Hand an irgendetwas Komplexerem zu stricken. Die Anleitung dafür ist dann häufig auf dem iPad, und das liegt nebendran. Mein dritter Lieblingsplatz ist am Computer. Dort entwickle und modifiziere ich die Sachen, die auf der Maschine gestrickt werden sollen, oder ich probiere eine Anleitung aus, die ich auf dem Rechner habe. Ich bin nämlich ein ausgesprochener Druck-Muffel. Was irgendwie geht, wird papierlos gestrickt. Es widerstrebt mir, zwölf Seiten voller Selbstverständlichkeiten auszudrucken, während die eine essentielle Strickschrift ohnehin am besten vergrößert auf dem Bildschirm betrachtet werden sollte. Ich kann auch nicht recht nachvollziehen, weshalb manche Leute seitenweise Strickanleitungen auf Vorrat ausdrucken und abheften, die sie wahrscheinlich nie im Leben stricken werden. Auf der Festplatte nimmt das Zeug doch wesentlich weniger Platz weg. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll. 🙂