Die verstrickte Dienstagsfrage 1/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Mir ist aufgefallen, dass viele Strickerinnen (und Häklerinnen) Haustiere haben. Hast Du auch eines? Was für eines?
Hast Du es schon bestrickt oder behäkelt? Mit was?
Vielen Dank an Lavendelmaschen für die heutige Frage!

“Goldfische können wir uns nicht leisten, wir haben nur Silberfischchen”.
Derzeit gibt es in diesem Haushalt keine Haustiere, ich habe allerdings einschlägige Erfahrungen mit Katzenhaltung. Bestrickt werden wollten die ganz und gar nicht nicht, das wäre dank ihres schönen Fells auch gar nicht nötig gewesen. Sie interessierten sich aber für schönes Material. Die eine hatte eine Schwäche für Angora-Knäuel und Seidentücher. Eines meiner Halstücher schleckte sie so heftig ab, dass es schließlich mürbe wurde und ich es ihr zum weiteren Zerpflücken “schenkte”.

Meiner unmaßgeblichen Erfahrung nach akzeptieren Katzen, die ihre Besitzer mögen, klaglos auch deren Erziehungsversuche. Sie beweisen ihren Respekt vor dieser Erziehung nicht zuletzt dadurch, dass sie sich z.B. niemals am Inhalt des Esstisches oder des Strickkorbs vergreifen würden. Jedenfalls nicht, solange die Besitzer in Sichtweite sind.

Noch ein Weihnachtsgeschenk

Diesen Nachdruck eines alten Handarbeitsbuches bekam ich ebenfalls zu Weihnachten geschenkt.

Illustrierte historische Handarbeitstechniken

Gedruckt ist das Buch in Fraktur, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist; ich kann es aber mühelos lesen. Leider geht aus dem Nachdruck nicht hervor, wann das Buch ursprünglich erschienen ist. Aufgrund diverser Hinweise im Internet vermute ich, dass es zwischen 1913 und 1920 war.

Das Buch enthält übrigens auch ein recht ausführliches Kapitel über Occhi bzw. Frivolitätenarbeit, und zu meinen Vorsätzen für 2014 (dazu demnächst mehr) gehört es, mich erneut an dieser Technik zu versuchen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 52/2013

Das Wollschaf war leider etwas unpässlich und entschuldigt sich für die verspätete Dienstagsfrage von dieser Woche!
Lasst ihr eure Nadeln / euer Strickzeug ueber die Weihnachtsfeiertage ruhen? Oder sind vielleicht die Feiertage (und die Zeit zwischen den Jahren) gerade die Zeit, in der ihr viel strickt?
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!
Euch allen noch ein schönes Weihnachtsfest!

Das Wollschaf war unpässlich; und ich war über die Feiertage wenig im Internet unterwegs und antworte deshalb erst heute.
Zu Weihnachten und bis ins neue Jahr muss ich nicht arbeiten und habe deshalb ein wenig mehr Freizeit. Das ist natürlich nicht alles Strickzeit. Die Familie soll an solchen Tagen nicht zu kurz kommen, und ich verbringe mehr Zeit in der Küche als sonst. Aber zu den meisten Gelegenheiten, wenn auch nicht gerade zum heiligabendlichen Gottesdienst, kann man gut ein kleines Strickzeug mit- oder zur Hand nehmen.
Ich stricke also nicht unbedingt mehr, aber sicherlich auch nicht weniger als zu anderen Zeiten.

Zahnersatz

Manchmal sind es gerade die unverhofften Kleinigkeiten, über die man sich besonders freut. Beispielsweise wenn der vorhandene Nadelschieber so aussieht:

mein alter Nadelschieber

Und wenn man dann aus einem der vielen Geschenkpäckchen dieses herausholt:

ein neuer Nadelschieber

Die KG-Nadel ist ebenfalls höchst willkommen. Ich beabsichtige nämlich, im kommenden Jahr endlich mal wieder einen kompletten Pullover mit dem KG zu stricken, und das kann ich umso beruhigter tun, wenn nun eine frische Ersatznadel bereit liegt.

Lochmuster mit dickem Garn

Die meisten gestrickten Tücher werden aus dünnen Garnen mit relativ dicker Nadel gestrickt und ergeben ein hauchzartes, filigranes Gestrick. Anleitungen für dicke Lochmustertücher findet man eher selten. Aber es gibt sie: Das “Affirmative” Tuch beispielsweise von Elizabeth Felgate wird im Original aus ganz dickem Garn (120 m Lauflänge auf 100 g) mit Nadelstärke 8 mm gestrickt. Das war auch mir ein bisschen zuviel des Guten, mit so dicken Nadeln stricke ich nur ungern. Aber die Anleitung ist so geschrieben, dass man sie auch mit dünnerem Garn nacharbeiten kann. In meinem Vorrat befanden sich noch 300 g “Sylvia Aran” aus dem Hause Posh in einem warmen Rotbraun, übrig geblieben von einem maschinegestrickten Fangmusterpullover. Das war zweifellos ein Wink des Schicksals.

Exakt acht Tage brauchte ich für dieses Tuch, und insgesamt verarbeitete ich etwa 520 Meter Garn. Ich strickte den Rapport sechs Mal in der Höhe, dann kam noch die Randborte dran, die quer angestrickt wird.

Spitzenborte

Der dritte Strang Garn war kurz vor dem Ende der Randborte aufgebraucht, aber glücklicherweise hatte ich außer den drei Strängen noch einen bereits gewickelten Rest. Ohne den hätte ich die fast fertige Borte und den letzten Höhenrapport wieder aufribbeln müssen. Wenn Ihr das Tuch aus Garn in Aran-Stärke stricken wollt, solltet Ihr davon mindestens 530 Meter haben, sonst kann es knapp werden.

Da das Garn durch den Seiden-Anteil relativ schwer fällt, war es nicht einmal nötig, das Tuch zu spannen. Ich wusch es nur von Hand kurz durch und schleuderte es dann in der Waschmaschine so weit wie möglich aus. Danach ließ ich es trocknen, das genügte für ein perfektes Aussehen.

Affirmative Shawl

Die Anleitung kann ich nur empfehlen; sie ist sehr gut verständlich, und man kommt natürlich schnell voran.

Vorweihnachtliche Überlegungen

Mich erstaunt, dass so viele Menschen behaupten, sie würden die Vorweihnachtszeit lieben; es sei eine schöne und besinnliche Zeit voller Erwartung. Meine Vorweihnachtszeit ist eine Zeit der Hektik und der verzweifelten Versuche, das blanke Chaos zu organisieren. Dabei ist der Geschenkekauf noch nicht mal eingerechnet.

Es fängt damit an, dass man ein Adventsgesteck aussuchen muss, und zwar möglichst zeitig, damit die schönen nicht schon alle ausverkauft sind. Dieses Jahr hatte ich dabei immenses Glück. Als ich ein paar Tage vor dem ersten Advent gerade “unser” Gesteck bezahlte, kam eine Dame in den Blumenladen und fragte, ob sie noch eines der Gestecke mit großer weißer Kerze, arrangiert auf einem sechseckigen Stern, haben könnte. Die Blumenhändlerin zeigte auf mein bereits eingewickeltes Päckchen: Das sei das letzte seiner Art gewesen. Und ja, natürlich war ich froh, es noch ergattert zu haben.

Dann kommt die Sache mit den Plätzchen und dem Früchtebrot und den vielfachen Wünschen einzelner Herren. Dank einer ebenso liebenswerten wie backfreudigen Schwägerin kamen selbstgebackene Plätzchen und Früchtebrot in diesem Jahr in großzügiger Menge und hervorragender Qualität per Paket ins Haus. Ich war mehr als dankbar dafür.

Aus unerfindlichen Gründen liegen vor Weihnachten in jedem Jahr allerlei Arztbesuche und artverwandte Passivitäten. Die (hoffentlich) letzten beiden für dieses Jahr absolvierte ich heute mit Wartezeiten von 5 Sekunden beim ersten Termin und fünf Minuten beim zweiten. Letzteres eigentlich nur, weil ich fünf Minuten zu früh in der Praxis war. Da bleibt einem nicht einmal Zeit, das Strickzeug auszupacken und die richtige Stelle im Muster zu finden, und so ist es kein Wunder, dass ein Weihnachtsgeschenk immer noch nicht fertig ist.

Am allerschlimmsten finde ich aber die vorweihnachtlichen Großeinkäufe. Die Supermärkte sind voll mit ausgebefreudigen Kunden, die außerstande sind, ihre Einkaufswagen so zwischen den Regalreihen hindurchzumanövrieren, dass ein zweiter Einkaufswagen dran vorbeikommt; die Schlangen an den Kassen reichen zusammengenommen von der Erde bis zum Mond (wohin man manche Mit-Kunden auch gern schießen würde); und die ganz normale Schlagsahne ist schon seit Mitte Dezember ausverkauft, so dass man auf seltsame Sahnesorten ausweichen muss, die entweder mittels merkwürdiger Chemikalien schon fertig aufgeschlagen oder dank noch zweifelhafterer Zusätze angeblich haltbar bis mindestens Pfingsten 2020 sind.

Da ich in diesem Jahr bis fast zum letzten Moment arbeite und meine freie Zeit hoffnungslos für innerfamiliäre und so genannte gesellschaftliche Aktivitäten verplant ist (in manchen Kulturen nennt man das “triple overbooked” ), werde ich erst am 23. zum Einkaufen gehen können. Mir graut es davor. Meine Einkaufsliste ist so lang, dass sie nur vielfach gefaltet in meine Hosentasche passen wird. Aufgrund der zu beschaffenden Mengen könnte man meinen, die Weihnachtsfeiertage zögen sich über mindestens drei Monate hin, und nach Weihnachten gäbe es nichts mehr zu kaufen. Aber wenigstens “steht” der Menüplan fürs Fest, die Saiblingsfilets für Heiligabend sind seit Wochen vorbestellt, und die sonstigen benötigten Zutaten sind von der gängigen Sorte. So werde ich frohgemut am 23.12. in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, damit ich noch einen Parkplatz in der Tiefgarage des Einkaufszentrums finde, und dann warte ich vor dem Supermarkt auf das Öffnen der Tür, um mit gezückter Einkaufsliste und im Sturmschritt von den Aufbackbrötchen über die Chilischoten bis zu den Ersatzbatterien für die Fernbedienung des DVD-Abspielgerätes erst die Regale und an der Kasse dann mein Konto zu plündern.

Und irgendwann, vielleicht wenn ich am 24.12. in der Kirche bin, kommt dann hoffentlich ein Moment, wo auch ich einen Hauch von Besinnlichkeit und Entspannung erlebe. Weihnachten kann wunderschön sein – wenn bloß die schreckliche Vorweihnachtszeit nicht wäre.

Die verstrickte Dienstagsfrage 51/2013

Auch in dieser Woche hat das Wollschaf eine weihnachtliche Frage:
Gibt es in eurem Haus eigentlich selbst-gestrickte oder selbst-gehaekelte Weihnachtsdeko?
Wenn ja, was ist es? (Vielleicht moegt ihr ja auch ein Bild davon zeigen).
Wenn nein, warum macht ihr es nicht?
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!

Nein, hier gibt es keine gestrickte oder gehäkelte Weihnachtsdeko. Ich bin ohnehin kein besonderer Freund davon, Haus oder Wohnung jeweils jahreszeitlich zu dekorieren. Das liegt möglicherweise auch daran, dass ich vergleichsweise wenig Zeit dort verbringe; der Aufwand fürs Styling stünde in keinem sinnvollen Verhältnis zum erwartbaren Nutzen.
Um Kränze, Kugeln, Engelchen, Wichtelchen, Rentiere und derlei zu stricken, fehlt mir schlicht die Zeit. Das bisschen Strickzeit, das ich habe, investiere ich lieber in ganzjährig nutzbare Projekte wie Pullover und Jacken (siehe Posting vom 15.12.). Zudem sind gestrickte Weihnachtskugeln einfach nicht mein Geschmack. Ich mag’s, wennschon, lieber traditionell.
Aber jeder so, wie er oder sie mag. Das ist ja das Schöne an unserem Hobby, dass man sich stricken kann, was einem selbst am besten gefällt.

An dieser Stelle übrigens noch einen herzlichen Gruß an Petra E.; ich hoffe, Dein RSS-Feed funktioniert wie vorgesehen. 😉

Ich mag Pullover

Es gibt Strickerinnen mit jahrelanger Erfahrung und Mut zu komplizierten Mustern, die sich aber noch nie an ein größeres Strickteil wie einen Pullover oder eine Jacke herangetraut haben. Ich kann nur mutmaßen, weshalb das so ist. Vielleicht trauen sie sich nicht genügend Durchhaltevermögen zu, um ein großes Strickstück auch tatsächlich fertigzustellen. Vielleicht ist es aber auch die Furcht vor Maschenprobe und Rechnenmüssen und dass am Ende monatelanger Mühen das fertige Modell nicht so passt, wie man es sich vorgestellt hat.

Ohne Rechnen geht es bei mir selten, wenn ich einen Pullover stricke. Aber viel mehr als Dreisatz und Grundrechenarten benötigt man nicht, um alle erforderlichen Werte zu ermitteln. Es muss auch nicht immer ein komplizierter Schnitt mit beispielsweise Kugelärmeln sein, deren Passform für Anfänger schwer vorhersagbar sein kann. Mit einfachen Schnitten kann man schöne Garne oft besser in Szene setzen.

Quer gestrickter Angorapullover

Deshalb ist dieser Pullover ganz simpel quer gestrickt mit gerade angesetzten Ärmeln. Das geht auch mit der Strickmaschine. Man beginnt mit einem Ärmel, der vom Bündchen bis zum gedachten Ärmelansatz hochgestrickt wird. Dann werden die Maschen an der Schulterlinie geteilt und in zwei Partien mit Kontrastgarn von der Maschine genommen. Eine Hälfte wird für das Rückenteil wieder eingehängt, und für die Seitennaht schlägt man zusätzlich Maschen an. Um später die Schulternaht sauber und ohne Übergang schließen zu können, nimmt man an der Schulterseite eine Randmasche zu. Dann wird im Streifenmuster quer hinüber zur anderen Seitennaht gestrickt. Dabei nimmt man für den Ausschnitt Maschen ab und später wieder zu. Die “Seitennaht”-Maschen habe ich dann abgekettet und die “halber-Ärmel”-Maschen wiederum mit Kontrastgarn abgeworfen.

Das Vorderteil habe ich danach gegengleich gestrickt, allerdings mit tieferem Halsausschnitt. Als nächstes muss die Schulternaht geschlossen werden, die an den schon fertigen Ärmel anschließt. Dann kann man eine Halsblende in beliebiger Technik anbringen, bevor die zweite Schulternaht geschlossen wird.

Nun fehlt noch der zweite Ärmel. Für den nimmt man die offenen Maschen von Vorder- und Rückenteil wieder in Arbeit, nimmt dabei die Randmaschen für die Schulternaht ab und strickt ihn von oben nach unten, endend mit dem Ärmelbündchen.

Zum Schluss werden die unteren Bündchen angestrickt. Da ich mit meinen Resten haushalten musste, haben sie eine andere Farbe als das Halsbündchen. Nun noch die Ärmel- und Seitennähte schließen, und der Pullover ist fertig.

Was man bei dieser Strickweise beachten sollte: Quer Gestricktes hat eine andere Maschenprobe als “normal” Gestricktes. Man braucht weniger Maschen, aber mehr Reihen als gewohnt, weil die Maschen sich stärker in die Breite, hier also nach unten ziehen. Die Ärmel allerdings sind in konventioneller Weise von unten nach oben bzw. umgekehrt gestrickt, und ihre Maschenprobe verhält sich deshalb auch “normal”. Ich habe vorsichtshalber für Ärmel und Leibteile unterschiedliche Maschenproben zugrunde gelegt, und das war gut so, sonst wären die Ärmel viel zu lang geworden.

Eins nach dem anderen

Es geht heftig auf Weihnachten zu, und die Strickzeit wird allenthalben immer knapper. Dennoch habe ich in den letzten Tagen verschiedene schöne Sachen fertiggestellt, die ich, sofern ich es nicht wieder versemmele, in den nächsten Tagen vorzeigen werde.

Hier ist zunächst das Tuch “Salem Aleikum”, ein Garnpaket der Wollerey mit einer Anleitung von Elke Amann.

Tuch Salem Aleikum

Das Tuch ist wegen der verschiedenen Muster abwechslungsreich zu stricken, und mit dem schönen weichen Garn (zwei Farben der Qualität “Carmano”, Babyalpaka mit Maulbeerseide) machte es natürlich besonderen Spaß. Es ist nicht übermäßig schwierig, aber für die Lochmuster-Bordüre braucht man schon etwas Konzentration, und man sollte willens und in der Lage sein, auch sieben Maschen zusammenzustricken. Besonders hübsch finde ich übrigens die ungewöhnliche Häkelkante in Kontrastfarbe, die den Abschluss bildet. Knapp drei Wochen Strickzeit habe ich dafür benötigt; es wiegt 200 g, ist 160 cm lang und misst an der breitesten Stelle 50 cm. Das ergibt einen schönen breiten Schal, den man als Schutz gegen kalte Ohren auch als wärmendes Tuch über den Kopf ziehen kann.