Lochmuster-Top

Aus der schönen frühlingsgrünen Yak-Seiden-Mischung von der Wollerey habe ich mir ein ebenso frühlingshaftes Drüberzieherchen gestrickt. Das Garn ist per se eher unelastisch und lässt damit natürlich Lochmuster hervorragend zur Geltung kommen. Somit war für mich klar, welche Technik in Frage kommt. Es blieb noch zu entscheiden, welches Lochmuster genau und welche Ausschnittform es werden sollte. Mir schwebte etwas mit mehreren verschiedenen Mustern übereinander vor, aber waagerechte Streifen sind ja nicht immer figurfreundlich. Diese Kombination von senkrechten Lochstreifen und einem flächigen Lochmuster ist aber, finde ich, ein guter Kompromiss. Die Vertikale wird betont, der V-Ausschnitt streckt die Linie zusätzlich ein wenig, und das Ganze hat ein freundliches Empire-Flair.

Yaksilk-Pulli im Lochmuster

Beide Lochmuster stammen aus dem Brother Musterbuch “Punchcard Pattern Vol. 5” und finden sich dort auf Seite 57 unter Nr. 185 (das Kreis-Muster) und Nr. 186 (das Streifenmuster). Das Streifenmuster hat eigentlich eine Rapportbreite von 8 Maschen, d.h. es erscheint auf der Lochkarte dreimal nebeneinander. Ich wollte aber gern, dass es in der Breite mit dem Kreis-Muster übereinstimmt, um einen einheitlichen Gesamteindruck zu erzielen. Deshalb setzte ich zwischen die Streifen zusätzliche leere Kästchen und kam so auf eine Rapportbreite von 12 Maschen.

Das Streifenmuster endet unterhalb des Ausschnitts. Die Trennlinie zwischen den Mustern besteht aus vier Kraus-Reihen (mit dem KG gestrickt), und danach wird sofort für den Ausschnitt geteilt. Das muss man sich natürlich vorher ausrechnen, damit man (vor allem beim Rückenteil) weiß, wann man mit dem Streifenmuster aufhören und die Kraus-Reihen stricken muss.

Yaksilk-Pulli, Musterdetail

Beim Weiterstricken habe ich die Lochmuster-Kreise so angeordnet, dass sie im ersten Höhen-Rapport genau in die Zwischenräume der Streifen fallen und sich danach versetzen. Das ist aber Geschmackssache.

Der V-Ausschnitt hat eine 1re-1li-Blende, es ist Ausschnitt Nr. 53 aus dem Kragen-Buch. Mit dieser Methode kann man auch mit einer Lochkarten-Maschine und dem KG eine schöne Rippenblende mit durchlaufender Mittelmasche erzielen. Es ist zwar etwas aufwendig, in jeder Reihe alle Maschen zur Mitte nachzuhängen, aber das Ergebnis finde ich überzeugend.

Materialermüdung

Auf der Hinfahrt mit der Bahn habe ich einen kompletten Ärmel geschafft, was bei Nadelstärke 10 mm und der dicken Wolle (Posh Vivienne Chunky) auch kein Wunder ist. Auf der Rückfahrt war dann der zweite Ärmel dran. Ich war zuversichtlich, ihn bis zum Aussteigen fertigzustellen. Aber das Schicksal wollte es anders.

Nach anderthalb Stunden, als ich gerade mit der Armkugel begonnen hatte, brach das Seil der Nadel. Sie war ja nicht mehr die jüngste, vermutlich war das Material einfach brüchig geworden. Zunächst merkte ich es gar nicht, dann fiel mir plötzlich auf, dass die gerade gestrickten Maschen recht unglücklich in der Luft hingen. Ich schaute genauer hin, und da sah ich, was passiert war.

Gestrick mit abgebrochener Nadel

Es gelang mir immerhin, die heruntergefallenen Maschen wieder aufzusammeln. Aber an Weiterstricken war natürlich nicht zu denken. Ich habe leider auch keinen wirklich brauchbaren Ersatz in meiner umfangreichen Nadelsammlung. Da ist noch eine ältere Lana-Grossa-Nadel, die hat aber ein dickes, schlauchartiges Seil, und schon bei einem früheren Projekt stellte ich fest, wie schlecht es sich damit strickt. Die Maschen rutschen nicht gut, und man ist nur am Schieben und Zerren. Eine ähnliche Nadel habe ich durch das fortwährende Zerren schon einmal kaputt gemacht.
Dann wäre da noch ein altes “Denise”-Set. Mit dem habe ich aber ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht. Das Dreh-Klick-System neigt dazu, sich im falschesten Moment zu lösen, so dass man wiederum die Maschen aus der leeren Luft sammeln muss. Zudem sind auch hier die Seile sperrig und bremsen die Maschen.

Nadeln von Lana Grossa und Denise

Ich werde nicht umhin kommen, heute im Laufe des Tages noch das örtliche Wollgeschäft aufzusuchen. Hoffentlich ist dort eine passende Nadel vorrätig.

Die verstrickte Dienstagsfrage 12/2014

Diese Woche hat das Wollschaf eine Frage aus dem Archiv vom 6.3.07:
Wieviel % Eurer Modelle fallen unter:
– Stricken um des Strickens Willen
– Stricken, weil Du’s selbst brauchst
– Stricken, weil dir jemand einen Auftrag gibt
– Stricken, weil ein Geschenk benötigt wird
– Stricken für einen guten Zweck?
Das Wollschaf bedankt sich bei Ute!

Das ist schwierig zu beantworten, weil sich bei mir die Anteile je nach Jahreszeit, aber auch im Laufe der Jahre bzw. Jahrzehnte ändern.
Allein um des Strickens willen stricke ich nie. Meine Zeit ist zu knapp für ziellose Beschäftigungen. Ich beneide allerdings alle, die so viel freie Zeit haben, dass sie ohne besonderes Ziel irgendetwas vor sich hin stricken können. Unabhängig davon ist Stricken für mich ein beruhigender Ausklang des Tages. Ein paar Maschen vor dem Zubettgehen an einem beliebigen Projekt geben mir auch an den schlimmsten Tagen das Gefühl, wenigstens ein klein wenig konstruktiv gewesen zu sein.
Dass ich oder jemand, der mir nahe steht, etwas braucht, ist für mich der häufigste Grund, zu den Nadeln zu greifen. Gleich danach kommen Geschenke, was häufig auch Hand in Hand geht, denn wenn jemand etwas Gestricktes braucht, kann man ihm das ja auch schenken, wenn sich gerade ein guter Anlass bietet. Und ja, wenn Weihnachten naht, erhöht sich bei mir die Geschenke-Quote.
Aufträge habe ich früher (vor 20 Jahren) oft gestrickt. Eine Zeitlang machten sie sogar etwa 50 % meines Outputs aus. Das änderte sich, als ein neuer Job mehr von meiner Zeit in Anspruch nahm; seit her stricke ich praktisch überhaupt keine Aufträge mehr. Manchmal hätte ich Lust, Testprojekte zu stricken, weil ich das interessant finde und weil man bestimmt viel dabei lernen kann. Aber dafür reicht meine Zeit leider nicht.
Für gute Zwecke habe ich bisher noch nicht explizit gestrickt. Es kommt aber gelegentlich vor, dass Strickstücke, die noch gut erhalten sind, aber nicht mehr getragen werden, bei Institutionen landen, die sie dann an Bedürftige verteilen.

Frühlings-Überraschung

Mitte Januar entstand in der “Wollerey”-Ravelry-Gruppe die Idee eines kleinen, feinen Woll-Abonnements für einen kleinen, feinen 😉 Personenkreis. Ich fühlte mich natürlich sofort angesprochen und meldete mich an. Und heute brachte mir der Paketbote die erste Sendung:

Yaksilk in Frühlingsgrün

Das sind zwei Stränge à 100 g der Qualität “Yaksilk”, 50 % Yak, 50 % Seide, in exklusivem Frühlingsgrün. Dieses Garn wird voraussichtlich nur in diesem Abo erhältlich sein. Es ist weich, aber nicht rutschig, hat einen zarten Seidenglanz und einen angenehmen, “warmen” Griff. Von der Stärke her entspricht es ungefähr 4fach-Sockengarn, hat aber noch etwas mehr Lauflänge. Mit den gut 900 Metern sollte es möglich sein, ein Sommertop oder einen leichten Pullunder zu stricken. Und die Garnstruktur eignet sich bestimmt gut für schöne, auch komplexere Lochmuster.

Ich geh dann mal Musterbücher angucken.