Die verstrickte Dienstagsfrage 52/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf, höchst passend zur Jahreszeit:
Das Jahr nähert sich seinem Ende – Zeit für gute Neujahrsvorsätze.
Oder auch nicht 😉
Hattest Du in den vergangenen Jahren welche? Und hast Du sie eingehalten?
Hast Du Strickvorsätze für das neue Jahr?

Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Außerdem reicht mein Durchhaltevermögen beim Stricken erfahrungsgemäß nicht für ein ganzes Jahr. Deshalb habe ich keine festen Pläne, was die Strickprojekte im neuen Jahr betrifft. Ich werde, wie schon im abgelaufenen Jahr, einfach stricken, wozu ich Lust habe oder was gerade gebraucht wird. Das macht mir mehr Spaß als das Abarbeiten von umfangreichen Plänen. Und Spaß ist, was ich von meinem Hobby erwarte. Wenn es in Zwang ausartet, läuft etwas falsch.
Ich plane übrigens auch nicht, neue Techniken zu lernen, meine Wollkäufe zu beschränken oder nur noch Selbstgestricktes zu verschenken. 🙂 Mein Leben ist auch ohne selbst auferlegte Hürden und Hindernisse schon herausfordernd genug.

Snowdrift – Schneewehe

Im vergangenen Oktober erhielt ich von der Firma Coats ein Probierpaket mit Garnen von Red Heart. Schon wegen seiner schieren Größe fiel mir sofort das dicke 200-g-Knäuel “Lisa Big” auf. Für dieses Garn gab es auch fertige Anleitungen zum Download auf der Red-Heart-Website, jedoch gefielen mir die nicht so besonders. Als ich dann zu Weihnachten etwas mehr Muße zum Stricken hatte, nahm ich das Knäuel zur Hand und fing an zu experimentieren. Ein Rundschal sollte es werden, und der sollte von beiden Seiten gleichermaßen gut aussehen. Dafür bot es sich an, ein Muster aus rechten und linken Maschen zu stricken. Mein erster Versuch mit Nadelstärke 10 mm, wie auf der Banderole empfohlen, geriet zu fest für einen lockeren Schal. Außerdem sah das Muster auch nicht besonders toll aus. Ich änderte es und nahm eine dickere Nadel. Und dies kam letztlich dabei heraus:

Snowdrift Loop-Schal

Der Schal ist etwa 110 cm lang und 23-24 cm breit. Mich erinnert das Aussehen an aneinandergereihte Schneewehen, natürlich auch wegen der Farbe. Deshalb entschied ich mich für den Namen “Snowdrift”.

Snowdrift Loop-Schal
Natürlich kann man ihn sich auch zweimal um den Hals wickeln.

Für alle, die diesen Schal nachstricken möchten (es eignen sich auch andere, ähnlich dicke Garne dafür), ist die Anleitung dafür nun auf Deutsch und Englisch kostenlos bei Ravelry verfügbar.

Selbstmusternde Sockenwolle

Dieses Paar Socken in Größe 41 ist etwas zu spät fertig geworden, es sollte eigentlich ein Weihnachtsgeschenk werden. Gestrickt habe ich aus der Qualität ONLine Supersocke Farbe 1532, Fuchsia-Lila gestreift. Bei der ersten Socke wählte ich für den Anfang eigens einen halbwegs erkennbaren Farbwechsel im Streifenverlauf. Für die zweite Socke musste ich, um zum gleichen Farbwechsel zu gelangen, etwa 5 Gramm abwickeln. Das ist das kleine Knäuel auf dem Bild.

Gestreifte Socken

Gibt es Untersuchungen oder Erfahrungswerte zur Rapportlänge von selbstmusternder (oder streifenbildender) Sockenwolle? Es würde schon helfen, wenn man wüsste, in welchen Abständen die Rapporte geplant werden. Bis zu welcher Größe kann man einigermaßen sicher sein, dass man zwei möglichst gleiche Socken aus einem 100-g-Knäuel stricken kann? Sicherlich hängt das auch vom jeweiligen Musterverlauf ab. Bei diesem Garn hatte ich zum Schluss noch gut 25 g übrig, zusätzlich zu den 5 g, die ich abgewickelt hatte. Ein wenig Reserve war also noch vorhanden. Ich hatte aber auch mal bei einem Opal-Knäuel einen so langen Farbverlauf, dass es für zwei gleiche Socken in Größe 38 nicht reichte. Das fand ich dann schon etwas ärgerlich. Es gibt zwar Menschen, die am liebsten verschiedenfarbige Socken tragen, aber die gehören nicht zu meiner Sockenstrick-Zielgruppe.

Die verstrickte Dienstagsfrage 52/2014

Heute möchte das neugierige Wollschaf gerne wissen, ob Ihr Hamster oder Puristen seid.
Hast Du einen Wollvorrat oder kaufst Du nur projektbezogen?
Schöpfst Du gerne aus dem vollen oder belasten Dich größere Vorräte eher?
Das Wollschaf wünscht Euch allen wunderschöne Feiertage!

Ich gehöre eindeutig zur Familie der Hamster. Und das hat historische Gründe:
Am liebsten trage ich warme Farben, vor allem Grün- und Braun-Töne; und sie stehen mir auch am besten. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre fand man die aber nirgends. Es war die Zeit der Neon- und der kalten Farben; Lila, Pink, Grau und bestenfalls noch Türkis. Ich erinnere mich, dass Woll Butt bei einer einzigen Qualität nicht weniger als acht verschiedene Lila- und Fliedertöne im Programm hatte, dafür aber kein einziges, nicht einmal annäherndes Grün, von Beige ganz zu schweigen. Es waren schlechte Zeiten für mich, farblich gesehen.
Was macht man in so einem Fall? Man schaut überall, ob es bei irgendwelchen Händlern noch Vorräte in Lieblings- oder auch nur tragbaren Farben gibt und kauft sie vorsichtshalber auf. So entstand die Basis meines Wolllagers. Und es fanden sich noch erstaunlich viele Restposten in meinen Farben.
Als ich eines Feierabends Mitte der 1990er in Hamburg an der Station Hudtwalckerstraße aus der U1 ausstieg und erstmals wieder eine Frau in Beige, Weinrot und Moosgrün sah, atmete ich auf. Eine lange farbliche Dürreperiode näherte sich endlich ihrem Ende. Meine Garnvorräte aber wurden und werden nur geringfügig kleiner, denn die Gewohnheit, für schlechte Farbzeiten zu bunkern oder ein Garn einfach nur wegen seiner schönen Farbe zu kaufen, lässt sich nicht so einfach ablegen. Heute bekommt man fast jeden Farbton, den man sich vorstellen und wünschen kann; und für den Rest gibt Handfärberinnen, die einem quasi die Farbwünsche von den Augen ablesen (hallo Dagmar!).
Das Schöne an einem Vorratslager wie meinem ist, dass man jederzeit etwas Passendes für fast jedes Projekt im Haus hat. Das ist besonders praktisch über die Weihnachtstage, wenn die Geschäfte geschlossen sind und der Paketdienst nicht ausliefert. Ein kleines Sortiment Sockengarne in bunten und gedeckten Farben beispielsweise sollte in keinem Strickhaushalt fehlen; man kann damit schnell ein Paar Geschenksocken auf der Strickmaschine fabrizieren oder plötzlich auftretende Lücken im eigenen Sockenbestand auffüllen. Größere Partien braucht man, wenn einem plötzlich eine wunderbare Idee für einen Pullover kommt und man unbedingt anfangen muss, bevor die Idee und der damit verbundene Energieschub wieder verschwunden sind.
Das einzige Problem, das sich mir gelegentlich stellt: Die Garne, die ich habe, sind großenteils so wunderschön, dass ich mich oft nicht entschließen kann, sie überhaupt zu verarbeiten. Es sollte am besten etwas ganz Besonderes daraus werden, um sie richtig zur Geltung zu bringen. Für das Suchen oder Entwickeln solcher ganz besonderen Projekte fehlt mir aber leider oft die Zeit.

Webmuster stricken

Als ich Anfang Oktober die Musterstücke für die MeshCon strickte, ging mir durch den Kopf, wie schön doch ein simples maschinegestricktes Webmuster aussehen kann und dass es sich auch für Kleidungsstücke eignet. Planung, Stricken und Ausarbeitung nahmen dann aber mehr Zeit in Anspruch, als ich zunächst gedacht hatte. Immerhin, jetzt ist der Pullover im Webmuster fertig:

Pullover im Webmuster

Das Basisgarn ist eine dünne reine Schurwolle (800 m/100 g) in Hellblau. Als Webgarn verwendete ich Wollmeise Pure in der Farbe “Blue Bell”, das Muster ist das allereinfachste (Lochkarte 1 bzw. Muster 30 aus dem Stitchworld-Musterbuch). Das Webmuster ist mit einfachem Faden und Maschenweite 5 am Einbett gearbeitet, für die Bündchen habe ich das Basisgarn doppelt genommen.

Der gesamte Pullover ist quer und mehr oder weniger an einem Stück gestrickt, beginnend mit dem linken Ärmel. Die oberen Ärmelmaschen wurden in zwei Hälften abgeworfen, dann hängte ich die Rückenteil-Hälfte wieder auf und schlug die benötigten Maschen für die Seitennaht zusätzlich an. Das Rückenteil wurde dann quer bis zur rechten Seitennaht gestrickt, die Nahtmaschen wurden abgekettet und die Mschen des Ärmelbereichs mit Kontrastgarn abgeworfen.
Das Vorderteil wurde auf dieselbe Weise gestrickt, dann wurde eine Schulternaht geschlossen. Als nächstes kam die Halsblende an die Reihe, hierzu wählte ich die Nr. 17 aus dem Kragen-Buch mit einem Wickelanschlag am Doppelbett:

Detail der Halsblende

Die offenen Maschen der Blende werden im Steppstich auf dem Leibteil festgenäht, das ergibt eine saubere Kante, und man kann darunter perfekt etwaige Unregelmäßigkeiten verstecken, die z.B. bei den Ab- und Zunahmen für die Ausschnittrundung entstanden sind.

Nach dem Schließen der zweiten Schulternaht strickte ich den rechten Ärmel von oben nach unten an. Es ist bei dieser Technik wichtig, alles in derselben Richtung (in diesem Fall vom linken Ärmelbündchen quer bis zum rechten Ärmelbündchen) zu stricken, weil sonst das Muster nicht gleichmäßig verläuft. Zum Schluss strickte ich noch einen kleinen Taillenbund an und schloss die langen Nähte.

Verbraucht habe ich als Basisgarn etwa 250 g 2ply-Wolle (eine Kone, die bei mir schon seit fast 20 Jahren herumlag) und dazu als Webgarn etwa 170 g Wollmeise Pure, d.h. ein Strang reicht nicht ganz.