Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 18/2015

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Von allen Jahreszeitenheften scheinen die Modelle in Sommerstrickheften stets die geringste Begeisterung hervorzurufen.
Woran liegt es? Strickt Ihr allgemein weniger/keine Kleidungsstücke für den Sommer? Oder liegt es an den Modellen selbst?
Tragt Ihr bei sommerlichen Temperaturen überhaupt Selbstgestricktes? Wenn ja, was und aus welchen Materialien?
Vielen Dank an Tichiro für die heutige Frage!

Selbstgestricktes trage ich sowohl im Sommer als auch im Winter. Auch in der warmen Jahreszeit gibt es kühle Abende, klimatisierte Konferenzräume und zugige Ecken, da braucht man einfach wärmende Stricksachen. Dabei bevorzuge ich dünne Wolle, Maschenprobe etwa 28-30 Maschen auf 10 cm glatt rechts. Wolle ist nämlich temperaturausgleichend und deshalb sowohl für Sommer- als auch für Winterkleidung bestens geeignet. Möglichst glattes, nicht kratzendes Merinogarn finde ich im Sommer natürlich angenehmer als raue Shetlandwolle. Es darf auch gern eine Mischung mit Seide und/oder Leinen sein. Ein leichter Lochmuster-Pulli oder Pullunder über einem, je nach Temperatur, kurz- oder langärmeligen Shirt ist für mich das ideale Outfit für den Sommer in der Stadt und im Büro.

Womit wir bei einem weiteren Aspekt wären: Weshalb sind mindestens drei von vier Sommermodellen offenbar für den Strand gedacht? Ist das realistisch? Verbringt man tatsächlich drei Monate des Jahres durchgehend an einem warmen Sandstand oder am Pool? Und braucht man da wirklich kiloschwere Pullover aus Baumwolle oder Effektgarnen, die mit Nadelstärke 6 mm gestrickt werden? Stimmt, ich mag Baumwolle nicht. Sie ist schwer, sie wärmt praktisch überhaupt nicht, sie wird klamm, wenn man sie durchschwitzt, sie ist sperrig und unelastisch. Leichte Wollpullis tragen sich wesentlich angenehmer, wärmen auch noch, wenn sie durchgeschwitzt sind (oder man damit in den Pool gefallen ist), und es passen vom Gewicht her dreimal soviel davon in den Urlaubskoffer. Allerdings strickt man daran länger, wahrscheinlich findet man deshalb dafür in keiner (zumindest keiner deutschen) Strickzeitschrift Anleitungen.

Vielleicht würde sich die Akzeptanz von und Begeisterung für Sommer-Strickzeitschriften erhöhen, wenn die Macher sich mal überlegen, wo viele Leserinnen wahrscheinlich die meiste Zeit des Sommers verbringen, nämlich arbeitend, in womöglich klimatisierten Räumen, wo man bei jeder Außentemperatur einigermaßen adrett und gepflegt aussehen möchte. Es kann doch nicht so schwer sein, dafür etwas Geeignetes zu entwerfen.

Nochmals Lacy Leaves Mitts

Vor wenigen Tagen wurde endlich auch der zweite Lacy-Leaves-Handschuh fertig. Hier das Beweisfoto:

Lacy Leaves Mitts, getragen

Das Design von Donna Druchunas finde ich sehr gelungen, abgesehen davon, dass ich, wie bereits vor zwei Wochen erwähnt, den Schaft kürzer und den Fingerbereich höher stricken würde, wenn ich diese Teilchen noch einmal produziere. Wie praxistauglich das doch recht luftige Muster ist, werde ich hoffentlich erst kommenden Herbst feststellen können. Das Alpakagarn wärmt jedenfalls ziemlich gut, obwohl es sehr fein ist.

Hier noch ein Detail-Bild, auf dem man die Perlen etwas besser erkennt:

Lacy Leaves Mitts, Musterdetail

Ich habe nicht die guten, gleichmäßigen Toho-Rocailles verarbeitet, sondern preisgünstige, aber eben unregelmäßigere no-name-Perlen, die nicht nur in der Dicke, sondern auch in der Farbe stärker variieren. Dadurch kommen sie teilweise im Gestrick nicht so gut zur Geltung.

Verbraucht habe ich für das Paar etwa 190 m (35 g) Wollerey “Peruseda3”, gestrickt mit Nadelstärke 2 mm. Diese Handschuhe sind also echte Leichtgewichte und lassen sich natürlich auch gut aus Resten oder z.B. einem 50-g-Knäuel 4fach-Sockenwolle arbeiten.

Das sind ZWEI Paar Schuhe

Einige Arbeitskollegen aus einer anderen Abteilung treffe ich gelegentlich beim Bio-Mittagstisch. Eine Kollegin aus dieser Runde ist schwanger und entbindet voraussichtlich im August. Dass es Zwillinge werden, erwähnte sie erst vor kurzem. Wie lange sie noch arbeiten kann, ist ungewiss, weil die Schwangerschaft jetzt schon sehr anstrengend für sie ist. Da reicht die Zeit natürlich nicht für die üblichen “Ulina”-Jäckchen. Aber Babyschuhe waren machbar.

Gestrickt weitgehend nach dieser Anleitung mit der Strickmaschine, wobei ich zwei kleine Modifikationen vorgenommen habe: Zum einen habe ich das vordere, obere Teil so gestrickt, dass der Faden nicht abgeschnitten werden muss, und zum anderen habe ich die Maschen für den oberen Saum hochgehängt und dann mit langen Maschen abgekettet, um den Saum nicht von Hand nähen zu müssen. Dem hübschen Aussehen tut beides keinen Abbruch.

Erstes Paar Babyschuhe

Zweites Paar Babyschuhe

Verarbeitet habe ich pro Paar etwa 110 m Wollmeise-Reste, einmal “Iris Sibirica” mit Bändern in “Sternschnuppe” und fürs zweite Paar “Wellensittichvogelfeder” mit Bändern in (vermutlich) WD “Moses”; so genau konnte ich den Rest nicht identifizieren. Die Bindebänder sind als I-cord gestrickt, über 3 Maschen und 120 Runden.

Lacy Leaves

Vor einigen Wochen hatte ich wieder einmal Lust, etwas mit Perlen zu stricken. Meine Wahl fiel auf einen Entwurf von Donna Druchunas für elegante fingerlose Handschuhe, die Lacy Leaves Mitts. Aus meinem reichhaltigen Fundus an Garn entschied ich mich für die feine Alpaka-Seiden-Mischung “Peruseda3” von der Wollerey; ein Garn, das mittlerweile nicht mehr erhältlich ist.

Beim Stricken kam ich nur langsam voran, denn um die erforderliche Maschenprobe zu erreichen, muss ich mit Nadelstärke 2 mm stricken, und das geht bei mir nicht besonders schnell. Ein Handschuh ist aber mittlerweile fertig:

Lacy Leaves Mitt

Der Daumenkeil ist hier sehr raffiniert ins Muster integriert, so dass es keine wahrnehmbare Musterunterbrechnung gibt.

Die Anleitung sieht vor, die Perlen auf das Strickgarn zu fädeln und alle zehn Reihen zwischen einzelne Maschen zu schieben. So arbeite ich nicht gern. Deshalb ziehe ich die Perlen immer dann, wenn es erforderlich ist, mit Hilfe von Nadel und Faden direkt auf eine Masche und stricke sie fest ein, so dass sie nicht verrutschen können. Das ist auch schonender fürs Garn, weil man die Perlen nicht über größere Strecken ziehen muss. Es sind übrigens dunkelrote no-name-Rocailles in Größe 8. Sie sind ziemlich unregelmäßig und halten einem Vergleich mit den gleichmäßigen Toho-Perlen, die ich in anderen Projekten schon verarbeitet habe, nicht stand. Aber der Effekt ist trotzdem sehr hübsch.

Musterdetail

Sollte ich diese Handschuhe noch einmal stricken, dann würde ich den Schaft um einen halben Mustersatz verkürzten und dafür nach dem Separieren der Daumenmaschen noch einen halben Mustersatz für die Fingerhöhe arbeiten. Dieser Bereich gerät gemäß Original-Anleitung für meinen Geschmack nämlich etwas kurz. Aber dafür wird das Handgelenk natürlich wunderbar gewärmt. Alpaka wärmt einmalig gut, selbst wenn das Garn so dünn ist wie dieses.

Die verstrickte Dienstagsfrage Woche 15/2015

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Nutzt Du Software für Dein Hobby, z.B. um Strickschriften zu erstellen oder um Anleitungen umzurechnen bzw. zu berechnen?
Wenn ja, welche Programme benutzt Du und wofür verwendest Du sie?
Gibt es Dinge, für die Du Dir eine Software wünschen würdest?

Ich verwende seit 1993 das Programm DesignaKnit. Angefangen habe ich seinerzeit mit Version 5, noch unter MS-DOS; mittlerweile bin ich bei Version 8. Erfreulicherweise funktioniert das alte Kabel, das die Verbindung zwischen Computer und Strickmaschine herstellt, immer noch, wenn auch nur mit Hilfe von diversen Adaptern.

Mit dem Programm kann ich sowohl Schnitte berechnen als auch Strickdiagramme zeichnen und diese, je nach Stricktechnik, mit dem erwähnten Kabel in die Strickmaschine übertragen und interaktiv stricken, wobei mir Formgebung sowie Farb- und Musterwechsel jeweils signalisiert werden. Erfreulich ist, dass man bei Programm-bugs sehr schnell Hilfe bekommt, beispielsweise als ich letzten Sommer Schwierigkeiten mit der Benutzung des Lochmuster-Moduls hatte, aber auch als vergangenen Monat das automatische Update nicht mehr funktionierte. Jedesmal genügte eine Mail an Softbyte, und es wurde für schnelle Abhilfe gesorgt.

Diagramme, die später in PDFs eingefügt und/oder gedruckt werden sollen, erstelle ich im allgemeinen lieber mit Excel bzw. LibreOffice und einem entsprechenden Font. Das erlaubt nahezu beliebige Größen; man kann bei Bedarf auch in Rückreihen mustern oder diese in der Darstellung weglassen, um ein Diagramm übersichtlicher zu gestalten; und es lassen sich Nummerierungen anfügen. Wenn alles aussieht, wie man es haben will, kann man einen Screenshot erstellen und den in seine Anleitung setzen oder ihn mit einem Bildbearbeitungsprogramm weiterverarbeiten.

Zwei, drei Strick-Apps für Tablets bzw. Smartphones habe ich testhalber installiert, kann darin aber keinen großen Nutzen erkennen. Wenn ich nach Anleitung mit komplexen Strickschriften stricke, habe ich im allgemeinen das entsprechende PDF auf dem iPad, dazu brauche ich dann keine zusätzliche Strick-App. Und bei einfachen Anleitungen wäre es mir zu albern, nach jeder Reihe das Smartphone einzuschalten, um einen Knopf fürs Reihenzählen zu betätigen; da drehe ich gleich von Hand den Reihenzähler weiter, der sowieso am Gestrick hängt. Und wenn ich bei Ravelry reinschauen will, geht das über den Browser wesentlich komfortabler als über eine App.

Neues Lochmuster-Top

Fröhliche Ostern allerseits!
Zwar ist es noch ziemlich kalt, aber man kann sich ja trotzdem stricktechnisch schon auf wärmere Zeiten vorbereiten. Ich trage gern langärmelige Shirts und darüber etwas ärmelloses Gestricktes. Aus der ersten Lieferung des diesjährigen Wollerey-Abonnements wurde deshalb dieser Lochmuster-Pullunder:

Lochmuster-Top

Material: Wollerey “Carmano”, 80 % Alpaka, 20 % Seide, LL 300 m/100 g. Das Modell ist mit der Strickmaschine KH 965 und MW 10 gestrickt. An dieser Stelle eine Warnung: Das Garn lässt sich nicht besonders gut mit der Maschine verarbeiten, weil es sehr weich ist und sich beim Umhängen der Maschen leicht teilt oder wegrutscht. Man muss also gut aufpassen, dass keine Maschen fallen. Drei verschiedene Lochmuster sind jeweils durch Krausreihen getrennt; auch alle Blenden sind kraus gestrickt.

Ich habe bewusst kleine, einfache Muster gewählt, weil große Rapporte auf den kleinen Flächen nicht gut zur Geltung kommen. Komplexe Umhänge-Manöver wären mit diesem Garn ohnehin nicht möglich.

Lochmuster 1
Das erste Muster ist Nr. 321 aus dem japanischen “1000 Knitting Patterns Book”. Es hat einen Rapport von 6 Maschen und 8 Reihen.

Lochmuster 2
Das zweite Muster ist Nr. XI.2 aus dem “Harmony Guide to Machine Knitting Stitches”. Es geht ebenfalls über 6 Maschen und 8 Reihen.

Lochmuster 3
Auch das dritte Muster ist aus dem Harmony Guide, dort findet man es als Nr. X.24. Es ist 12 Maschen breit und 20 Reihen hoch.

Da sich bei allen Muster eine Mittelmasche definieren lässt und sie 12 als kleinstes gemeinsames Vielfaches haben, passen sie gut zusammen.