Alle paar Monate hat irgendwo irgendjemand das Problem, ein großes Strickstück wie einen Poncho oder einen Raglan-von-oben nicht mehr auf die durchschnittliche Rundstricknadel zu bekommen. Ab 300 Maschen wird’s unbequem mit einem Meter Nadel, bei dickem Garn noch früher.
Unweigerlich kommt dann von einer wohlmeinenden Helferin der Tipp, es doch statt mit einer mit ZWEI Rundstricknadeln zu versuchen. Klingt logisch. Bringt aber nichts, wie ich sogleich beweisen werde:
Man beginnt die Maschen von der übervollen ersten auf die zweite Rundstricknadel abzustricken. Wenn man die Reihe oder Runde beendet hat, ist die erste Nadel leer und dafür die zweite übervoll. Die Maschen können nicht wie bei einer einzigen, langen Nadel von der einen Nadelspitze zur anderen rutschen, weil die Nadeln nicht miteinander verbunden sind. Also strickt man von der einen zu kurzen auf die andere zu kurze Nadel und hat keinen Vorteil durch die Verwendung zweier Nadeln.
Was hier aber hilft, ist das Prinzip Nadelspiel. Bei einem Nadelspiel werden alle Maschen mehr oder weniger gleichmäßig auf drei oder vier Nadeln verteilt und eine zusätzliche Nadel wird zum Abstricken verwendet. Auf diese Weise läßt sich das Poncho-RVO-Riesenstrickstück-Problem fabelhaft mit drei Rundstricknadeln lösen: Auf zwei Nadeln kommt jeweils die Hälfte der Maschen, mit der dritten Nadel wird gestrickt. Und wenn zwei Nadeln nicht mehr ausreichen, kann man das Ensemble beliebig erweitern.
Nur die Geschichte von den zwei Rundstricknadeln, die ist eben doch ein Märchen. 😉