Die verstrickte Dienstagsfrage 36/2014

Diese Woche kommt die Wollschaf-Frage von Maresa:
Hi liebes Wollschaf!
Beim Häkeln in Runden, mit Kettmasche in die erste Masche der Vorrunde, habe ich immer das Problem, daß die Naht ganz schief wird.
Egal ob ich die Luftmasche als erste Masche zähle und erst in der zweiten Masche beginne, oder ob ich gleich neben der Luftmasche in der ersten Masche beginne, die Naht wird immer schief.
Vielleicht weiß jemand Rat?

Beim Häkeln liegt die oberste Schlinge immer ein wenig nach links versetzt über der eigentlichen Masche. Das ist auch ganz logisch, weil sie ja nach links weitergezogen wird. Anders geht’s schlichtweg nicht.
Beim Arbeiten in hin- und hergehenden Reihen gleicht sich der Versatz in Hin- und Rückreihen aus. Beim Arbeiten in Runden hingegen verschiebt sich der Anfang immer weiter, da es keinen Ausgleich in der Gegenrichtung gibt. Das ist einfach so.
Man kann den Versatz nicht verhindern, man kann ihn höchstens alle paar Runden zu überlisten versuchen, indem man den Rundenbeginn um eine Masche nach rechts verschiebt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 35/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Wie plant Ihr ein neues Projekt, wie geht Ihr vor?
Welche Vorarbeiten macht Ihr, bevor Ihr ein Teil wirklich anfangt zu stricken?

Die meisten Projekte sind bei mir Eigenentwürfe oder Abwandlungen. Ich stricke nur selten nach fertigen Anleitungen, ohne größere Anpassungen vorzunehmen. Deshalb fallen bei mir relativ viele Vorarbeiten an.
1. Entscheiden, was gestrickt werden soll (Jacke, Pullover, Handschuhe, Schal, …) und Auswahl des Garns — mitunter auch umgekehrt, wenn ich ein schönes Garn verstricken will und noch überlegen muss, was daraus werden soll oder wofür es sich am besten eignet.
2. Auswahl des Schnittes oder der Form.
3. Musterauswahl.
4. Maschenprobe.
5. Berechnen von Maschen und Reihen.
6. Ggf. Garn wickeln (sofern noch nicht erledigt) und fürs Stricken vorbereiten.
7. Stricken.
Wenn ich mit dem Stricken beginne, sollten sämtliche Entscheidungen und Berechnungen bereits getroffen sein, damit es ohne Unterbrechungen vorwärts gehen kann. Ins Blaue hinein loszustricken ohne Plan bereitet mir Unbehagen. Ausgenommen davon sind natürlich explizite Strick-Experimente, bei denen es darum geht, Muster und Techniken auszuprobieren.

Mary Lennox wächst langsam

Zur Zeit mangelt es mir an Strick- und genereller Freizeit; zu viele unwollige Angelegenheiten wollen gerade bedacht, geplant und erledigt werden. Mit Bewunderung und nicht ohne Neid schaue ich auf das, was andere in ihrer Freizeit alles stricken. Aber irgendwann kommen hoffentlich auch für mich wieder bessere Zeiten.

Bis dahin stricksele ich langsam, gemütlich und weitgehend ohne Zeitdruck zur Entspannung vor mich hin. Derzeit ist mein Haupt-Handstrickprojekt immer noch “Mary Lennox” im Rahmen eines Knitalong. Das hat im Moment noch den Vorteil, dass der zeitliche Aufwand überschaubar ist und dass ich beim Stricken fast nicht nachdenken muss, abgesehen von gewissen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Dieses Tuch erlaubt nämlich unglaublich viele verschiedene Strick-Varianten. Zunächst einmal kann man es rund stricken, als Dreivierteilkreis oder als Halbkreis. Rund stricke ich es natürlich nicht, denn ich möchte mir später keine Tischdecke um die Schultern hängen; bei mir wird es ein Halbkreis. Zweitens gibt es bei einigen Hinweisen zwei verschiedene Mustervarianten, die man auch miteinander kombinieren kann. Und drittens kann man einige Musterteile entweder mit Noppen stricken oder die Noppen durch Perlen ersetzen. Um Zeit und Garn zu sparen, habe ich mich für Perlen entschieden.

Mary Lennox bei Clue 4

Mary Lennox, Musterdetail

Die Konstruktion dieses Tuchs finde ich ungewohnt: Man hat es hier nicht mit stetigen Zunahmen zu tun, sondern es werden in größeren Abständen jeweils alle Maschen verdoppelt, und zwischen diesen Massen-Zunahmen wird nur gerade hoch gestrickt. Mal schauen, wie das Ganze dann wirkt, wenn es fertig und ordentlich gespannt ist.

Clue 4 habe ich inzwischen fertig, aber Clue 5 wird erst in sechs Tagen veröffentlicht. Bis dahin kommt ein anderes Strickprojekt an die Reihe.

Die verstrickte Dienstagsfrage 33/2014

Diese Woche will das Wollschaf wissen:
Ich habe eine Frage an alle SockenstrickerInnen und -trägerInnen:
Was tut Ihr, wenn die Schublade eurer gestrickten Fußwärmer rappelvoll ist, Ihr aber schon neue Socken gefertigt habt und behalten möchtet (weil die ja sooo schön sind)?
Sortiert ihr aus und fällt euch das leicht?
Erweitert ihr die Lagermöglichkeiten oder gibt es für euch noch eine andere Lösung?
Vielen Dank an Antje (Sockentrolli) für die heutige Frage!

Bei mir greift die angedeutete “andere Lösung”:
Wenn meine Sockenschublade voll ist, brauche ich mir keine neue Socken zu stricken. Also stricke ich etwas anderes. Das können beispielsweise Socken für Leute mit leerer Sockenschublade sein, aber auch Pullover, Handschuhe, Jacken, Schals oder Mützen, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Nur Socken und sonst gar nichts zu stricken wäre mir zu eintönig; so als würde man immer nur Toastbrot mit Marmelade essen (auch wenn’s viele verschiedene Marmeladesorten sind) und niemals Fischauflauf, Schokoladenpudding, Erdbeertorte, Pellkartoffeln mit Quark, diverse Gemüse und was es sonst noch an leckeren Gerichten gibt.

Die verstrickte Dienstagsfrage 32/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
“Selbstgestrickte Sachen brauchen nicht perfekt zu sein, es ist schließlich Handarbeit” – stimmst Du dieser Aussage zu?

Wie andere Teilnehmerinnen schon vor mir geschrieben haben:
Es kommt drauf an. Auch Handgearbeitetes hat das Recht, so sorgfältig wie möglich ausgeführt zu werden, sonst kann man es gleich bleiben lassen. Auffällige Fehler mag ich bei meinen Handarbeiten nicht akzeptieren, sie werden beseitigt.
Fehler, die nicht auffallen und keinen Einfluss auf Aussehen, Passform oder Gebrauchstüchtigkeit haben, lasse ich ohne Gewissensbisse drin, wenn mir das Korrigieren zu mühsam ist.

Wenn andere Strickerinnen einen anderen Maßstab (höher oder niedriger) anlegen, ist mir das übrigens egal. Das Schöne an individuell produzierten Dingen ist unter anderem, dass jeder seine eigene Vorstellung von Qualität verwirklichen kann. Und eine Strickpolizei gibt es glücklicherweise auch noch nicht.

My Secret Garden

Nein, nicht Nancy Friday, sondern das Stück von Depeche Mode ging mir ständig durch den Kopf, als ich am zweiten Teil des Tuchs “Mary Lennox” strickte.
Es ist ein schönes Lochmuster, das allerdings etwas Konzentration erfordert, weil teilweise auch in den Rückreihen gemustert wird. Das Tuch wird eigentlich kreisförmig in Runden gestrickt, es gibt aber auch eine flach gearbeitete Halb- und Dreiviertel-Version, und die Halb-Version stricke ich. Da mir in der flachen Version der Mustersatz am Ende der Hinreihen unvollständig erschien, habe ich ihn um eine Masche erweitert. So gefällt es mir besser.

Mary Lennox nach Clue 2

Auf dem Bild ist das Tuch nur notdürftig aufgesteckt und nicht richtig gespannt, deshalb ist die Form etwas seltsam. Kommenden Samstag wird der dritte Teil veröffentlicht, und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.

Immerhin

Derzeit ist es so heiß und schwül, dass mich die Gegend, in der ich lebe, eher an tropische Regionen erinnert als an Mitteleuropa. Morgens fühlt man sich versetzt in “Gorillas im Nebel” und vermutet auf dem Weg zur Arbeit Silberrücken hinter den feucht umnebelten Büschen, aber glücklicherweise kommen nur harmlose Rentner zum Vorschein, die ihren Müll zum Container bringen, bevor der von der Müllabfuhr geleert wird. Wenn dann mittags die Sonne herunter brennt und die Luft voller Geschnatter ist, wird das nicht von roten Aras im Dschungel des Amazonas verursacht, sondern nur von Studenten in der Mensa. Und das obligatorische Gewitter pünktlich zum Feierabend erinnert mich an Lana Turner im Film “Der große Regen”. Leider rettet mich dabei niemand aus der Sintflut, was möglicherweise daran liegt, dass es mir so ziemlich an allem mangelt, was die Filmfigur Edwina Esketh auszeichnet.

Aber ich wollte eigentlich gar nicht übers Wetter schreiben, sondern darüber, dass ich trotz des Wetters, das so gar nicht zum Stricken animiert, die eine oder andere Kleinigkeit fertig gestellt habe, als da wären:

Slipstream Cowl:
Slipstream Cowl

Ein netter Rundschal, abwechslungsreich, aber nicht schwierig zu stricken. Er passt gut um meinen Hals, könnte aber eventuell ein, zwei Zentimeter kürzer sein.

Slipstream Mitt:
Slipstream Cowl

Hübsche fingerlose Handschuhe passend zum Schal, allerdings habe ich mein Einzel-Exemplar in einer anderen Farbe gestrickt. Vom Schal-Garn ist glücklicherweise noch so viel übrig, dass es für ein komplettes Paar Handschuhe reichen wird. Mein Handschuh-Versuch ist übrigens eher klein ausgefallen; im Zweifelsfall würde ich empfehlen, eher die Größe L/XL zu stricken als die Größe S/M.

Die Anleitungen für beide Teile sind von Louise Zass-Bangham und erhältlich via Ravelry.

Die verstrickte Dienstagsfrage 30/2014

Diese Woche lautet die Wollschaf-Frage:
Habt Ihr ein oder mehrere Lieblings-Strickbücher?
Wenn ja, welche(s)?
Aus welchem Buch habt Ihr bisher die meisten Modelle nachgestrickt?
Welches Buch in Eurer Strickbibliothek hat Euch bisher den meisten Nutzen gebracht und warum?

Leider habe ich kein richtiges Lieblings-Strickbuch, was möglicherweise daran liegt, dass ich insgesamt zu viele Strickbücher habe. Es dürften so um die 600 sein, und sie befassen sich mit allen möglichen verschiedenen Aspekten des Strickens. Je nach momentaner Interessenlage finde ich mal das eine, mal das andere spannender und informativer.
Dass ich Modelle aus Büchern oder Zeitschriften wie angegeben nachstricke, passiert eher selten. Meistens betrachte ich die Anleitungen als Vorschläge, die man abwandeln kann; fast immer verwende ich ein anderes Material als das angegebene, und Schnitte werden grundsätzlich an die Maße des zukünftigen Besitzers angepasst. Was nützt mir ein toller Pullover, der aussieht wie im Buch, wenn ich das Material erst mühsam aus Übersee beschaffen muss, wenn mir die Farben nicht stehen, die Ärmel zu lang sind und der Ausschnitt zu tief? Genau, gar nichts.
Was ich sehr häufig nutze, sind übrigens reine Musterbücher bzw. -hefte. Der Burda-Verlag brachte in den 1980er Jahren etwa ein halbes Dutzend verschiedener Hefte heraus, die jeweils zwischen 200 und 300 Strickmuster in den verschiedensten Techniken (Fair Isle bzw. Norweger, Lochmuster, Zopfmuster, Strukturmuster, …) enthalten. Darin blättere ich sehr gern, man kommt dadurch immer wieder auf neue Ideen. Auch japanische Musterhefte sind in dieser Hinsicht sehr inspirierend und, da sie auf Strickschriften basieren, auch dann verständlich, wenn man kein Wort Japanisch kann. Es gibt auch zahlreiche englische Mustersammlungen (z.B. die “Treasuries” von Barbara Walker), aber vor allem die älteren bieten häufig nur Wort-für-Wort-Anleitungen, und danach zu stricken finde ich mühsamer, obwohl ich die Sprache recht gut beherrsche. Ich finde aber auch deutsche Wort-für-Wort-Anleitungen schwieriger zu überblicken als ein Diagramm.
Andererseits ist nachvollziehbar, dass es für manche Leute einfacher ist, ohne Nachdenken schlicht nach Text zu stricken, statt sich erst zum Zweck der Übersicht auf eine Meta-Ebene zu begeben und deren Symbole zu deuten. Gerade bei englischen Anleitungen habe ich auch des öfteren erlebt, dass Diagramme lieblos “hingeknallt” waren, dass Angaben zum Anschlag oder zu Abweichungen am Reihenanfang und -ende fehlten und somit das Ganze ohne den kompletten Text praktisch unstrickbar war. Man merkt daran, dass die Strick-Kultur doch eine andere ist; Diagramme werden als entbehrliche Zugabe angesehen, aber nicht als Grundlage fürs Stricken. Auch das kann seinen besonderen Reiz haben; zumindest ist der Überraschungseffekt wesentlich größer, wenn sich aus einer “Textwüste” im Verlauf des Strickens allmählich ein wunderschönes Muster herauskristallisiert.

Vermeidungstaktik

Eigentlich hätte ich gewisse “Pflichtstrickereien” zu erledigen, beispielsweise neue Socken für ein Familienmitglied. Das Garn hat es sich selbst ausgesucht, Sockengarn für je ein Paar in Mittelblau und Beige-Oliv aus meinem Fundus für alle Fälle liegt hier bereit.

Stattdessen beteilige ich mich derzeit an nicht weniger als drei Mystery-Knitalongs. Das ist mir noch nie passiert; vermutlich ist der Supermond daran schuld, der uns derzeit so nahe ist wie lange nicht mehr.

In Arbeit sind momentan:

Slipstream Cowl
Ein Rundschal (vulgo: Cowl) aus dem Slipstream-Mystery-KAL von Louise Zass-Bangham.

Slipstream Mitt
Ein dazu passen sollender fingerloser Handschuh aus dem selben KAL. Ich habe für meinen Versuch jetzt einen nicht passenden Garnrest verwendet, werde aber, wenn vom anderen Garn genug übrig bleibt, selbstverständlich das für ein passendes Paar nehmen.

Mary Lennox
Ein Tuch “Mary Lennox” (nach dem Kinderbuch “The Secret Garden” von Frances Hodgson Burnett) von Kate Poe. Zugegeben, da ist noch nicht viel zu erkennen.

Bisher sind das kleine, nette, gut transportable Teile; und ich stricke zwei davon sogar in Runden, weil ich nämlich nicht prinzipiell etwas gegen Rundstricken habe. 😉 Für Schal und Handschuhe werden kommenden Dienstag die letzten Teile der Anleitung veröffentlicht; mit dem Tuch werde ich noch eine ganze Weile länger beschäftigt sein.

Die verstrickte Dienstagsfrage 29/2014

Diese Woche fragt Dani uns und das Wollschaf:
In letzter Zeit fällt mir vor allem bei Ravelry immer mehr auf, dass bei der Vearbeitung von handgefärbter Wolle die Farbunterschiede nicht mehr “verstrickt” werden. Soll heißen, es wird mehr oder weniger bewusst ein streifiges Kleidungsstrück produziert, weil Stränge einzeln nacheinander und nicht gemeinsam (alternierend) verstrickt werden.
Sicherlich ließe sich dadurch ein interessanter Effekt erzielen, aber in der Regel ergibt es ein unschönes “Muster”. Wie siehst du das?

Zunächst möchte ich eines vorausschicken: Ich mag handgefärbte Garne. Mir gefallen ihre lebendige Farbgebung und die diversen darin enthaltenen Nuancen, von denen garantiert immer mindestens eine mit Teilen meiner gekauften Kleidung harmoniert, so dass sich insgesamt ein stimmiges Gesamtbild ergibt, wenn ich ein Kleidungsstück aus solchem Garn trage. Anders ausgedrückt: Handgefärbtes kann unglaublich kombifreundlich sein, wenn man es geschickt einsetzt. Aber es können natürlich auch hässliche Effekte entstehen, wenn man seine Eigenarten nicht berücksichtigt. Vorsichtshalber würde ich immer damit rechnen, dass die einzelnen Stränge leichte Unterschiede aufweisen und im Vorwege entsprechende Gegenmaßnahmen einplanen.
Um die Fragen im Detail zu beantworten:
Geht der Trend zum “Nothing but Stripes”? (was ein Wortspiel)
Wenn damit gemeint ist, dass man jeden Strang gnadenlos für sich einzeln verarbeitet und dann übergangslos den nächsten ansetzt: Lieber nicht. Eine Art stricktechnische “KT-Grenze” wird am Ende immer sichtbar sein und beeinträchtigt die Optik des Strickstücks manchmal bis zur Untragbarkeit. Wechselt man hingegen mehr oder weniger regelmäßig zwischen zwei oder drei Knäueln, dann verteilen sich die Farben gleichmäßiger.
Wird auf die Ausarbeitung bzw. das Erscheinungsbild immer weniger Wert gelegt?
Nun ja, wenn manche Strickerin schon das Schließen zweier Nähte als unzumutbar empfindet, dann hat gute Ausarbeitung ganz sicher keinen hohen Stellenwert. Am besten wäre dann wahrscheinlich auch noch selbstvernähendes Garn, das allerdings noch nicht erfunden wurde. Wer immer nur glatt rechts in Runden (oder kraus rechts flach) stricken will, weil sowohl Nähte als auch Linksmaschen so schrecklich bähbäh sind, der/die bekommt halt, was er oder sie verdient.
Welche Methoden kennst du, um mit zwei (oder mehr) Strängen in Reihen und Runden zu stricken?
Falls die Frage auf “jogless jog” abzielt, wobei es darum geht, einen gleichzeitigen Runden- und Farbwechsel zu kaschieren, findet sich dazu allerlei Erhellendes im Internet.
Sofern du eh schon abwechselnd mit mehreren Strängen strickst, machst du das bewusst nur bei sichtbaren Farbunterschieden oder vorsichtshalber immer?
Ich mache es bei handgefärbtem Garn eigentlich immer, weil sich dann die verschiedenen Nuancen besser verteilen. Meistens stricke ich große Teile flach, und dabei ist es überhaupt kein Problem, alle zwei Reihen das Knäuel zu wechseln. Es funktioniert problemlos sowohl von Hand als auch mit der Strickmaschine. In Ausnahmefällen, wenn beispielsweise ein Knäuel oder Strang sehr variationsreich gefärbt ist und zwei andere eher einheitlich, stricke ich auch mal mit drei Knäueln und wechsle nach jeder Reihe. Tatsächlich hat das Stricken mit mehr als einem Knäuel auch Vorteile. Man kann in so einem Fall nämlich z.B. die Achselabnahmen beidseitig exakt in derselben Reihe ausführen. Auf der einen Seite kettet man in der Rückreihe ab, auf der anderen hängt der Anfangsfaden, und hier kettet man am Reihenanfang ab, bevor die Rückreihe vollständig beendet wird. Danach befinden sich beide Fäden am neuen Reihenanfang. Auch die Zahl der zu vernähenden Fäden erhöht sich nicht, wenn man z.B. eine Schulter mit einem Knäuel und die zweite mit dem anderen Knäuel vollendet.
Um auch die Knäuelwechsel besser zu verteilen, stricke ich meistens das Bündchen nur mit einem Knäuel und beginne erst danach mit dem regelmäßigen Wechsel. Somit enden die Knäuel auch auf unterschiedlichen Höhen.
Ja, das Verarbeiten von handgefärbtem Garn kann mitunter herausfordernd sein. Und es ist auch nachvollziehbar, dass aus solchen Garnen oft nur kleine Teile gestrickt werden, bei denen man mit einem einzigen Strang auskommt. Aber es gibt genügend Möglichkeiten, mehrere Stränge oder Knäuel geschickt über ein größeres Projekt zu verteilen, so dass sich trotzdem eine schöne und gleichmäßige Optik ergibt.