Was ein Wollfaden mit einer Stahlstange gemeinsam hat

Kürzlich las ich in irgendeinem Forum (nicht in *meinem*) die Frage, weshalb denn Gestricktes so dehnbar sei, das Garn selbst sei doch gar nicht so elastisch.
Anfängerfrage natürlich. 😉 Aber eine gute Frage!

Die Dehnbarkeit des Gestrickten wird nur zu einem kleinen Teil von der Elastizität des Strickfadens bestimmt. Gestricktes ist dehnbar aus demselben Grund, aus dem auch eine Stahlfeder elastisch ist: Form und Struktur bewirken das Kunststück. (Eine stählerne Stange für sich genommen ist ja auch nicht besonders dehnbar.)
Die Maschen bestehen, anders als gewebter Stoff, nicht aus gerade verlaufenden Fäden, sondern sie schlängeln sich U-förmig durch- und umeinander. Das gibt ihnen genügend Spielraum zum Ausdehnen in verschiedene Richtungen.

Man kann theoretisch eine Reihe Maschen so sehr dehnen, daß der vorher U-förmig geschlängelte Faden ganz gerade verläuft. Dann wäre die Reihe drei- bis viermal so lang wie vorher und dafür fadenflach. Gänzlich wird man das nicht schaffen, weil die Maschen oberhalb und unterhalb der einen Reihe auch noch ihren Anteil am Faden haben und ihn nicht ohne Kampf freigeben.

Auch senkrecht sind die Maschen natürlich dehnbar. Zieht man oben und unten am Gestrick, dann wird die einzelne Masche, die normalerweise immer etwas breiter als hoch ist, ein schmales Etwas, weil das Garn sich fast gänzlich in die zwei senkrechten Stränge verzieht.
Was aus der einen Dimension genommen wird, geht in die andere. So kann sich Gestricktes innerhalb gewisser Grenzen immer anpassen.

Gestern hielt ich mich noch für unentschlossen, aber heute bin ich mir nicht mehr so sicher

Rechtzeitig vor dem langen Wochenende hielt ich Ausschau nach einem neuen Unterwegs-und-Handstrick-Projekt. Meine Wahl fiel ziemlich spontan auf das “Lots-of-choices”-Top von Sally Melville aus ihrem Buch “The Knit Stitch”.

“Lots-of-Choices” Top von Sally Melville

Einfaches Muster, simple Ausarbeitung, und passendes Bändchengarn fand sich auch noch in meinem Fundus. Zwar in zwei verschiedenen Farben, aber Streifenmuster sind doch auch nett — oder? Erst bei näherem Nachlesen ging mir auf, daß Farbwechsel am Rand bei diesem Modell nicht wirklich machbar sind. Die seitlichen Kanten bilden später nämlich die vordere und hintere Knopf(loch)leiste. Also jedes Teil in einer der beiden Farben, das müßte doch passen — oder? Freilich hätte ich mir gewünscht, jeweils, egal wie herum ich das Modell trage, rechts über links knöpfen zu können. Dazu sollte man aber schon beim Stricken des ersten Teils wissen, wo man die Knopflöcher einstrickt. Ohne zu wissen, wie lang die Kante letztlich wird, ist das aber ein schwieriges Unterfangen. Ich überlegte hin und her, zog einen Moment lang sogar einen Reißverschluß in Betracht (nein, zwei natürlich, für jede Seite einen) und kam schließlich zu dem Schluß, daß dieses Modell in dieser Form für meine Zwecke und meinen Garnvorrat ungeeignet ist. Schade.
Aber das Muster gefiel mir. Und so redesignte ich eine “normale” Weste mit V-Ausschnitt mit später anzustrickenden Leisten und machte mich frohgemut ans Stricken.

krausgestrickt mit Hebemaschen in Streifen

Dies ist dabei herausgekommen, und ich denke, ich werde doch alles wieder aufziehen. Das Muster schluckt ziemlich viel Material, und da ich “mein” Modell länger als nur 48 cm haben möchte, wird es knäpplich. Rein rechnerisch dürfte ich an dieser Stelle nicht mehr als 25 % meines 500-g-Vorrats verbraucht haben. Tatsächlich wiegt das Teil aber schon 150 g, und ein bißchen bräuchte man ja auch noch für die vorderen und Ärmelkanten.
Nun muß ich mal überlegen, was stattdessen aus dem Garn werden kann.

Lady in Black

Die Tochter meiner Arbeitskollegin hat sich hoffentlich über dieses Outfit gefreut. 🙂

Barbie-Outfit aus einem Rest Sockenwolle (Regia Stretch)

Verarbeitet wurde ein Rest Regia Stretch in “gedämpftem Agentur-Grau” (was bei normalen Leuten schlichtweg Schwarz heißt). Damit man wenigstens ein kleines bißchen erkennen kann, um was es geht, habe ich das Bild an den entscheidenden Stellen etwas aufgehellt. Rock und Top sind an der Strickmaschine im Rippenmuster gestrickt, die Tasche ist gehäkelt.

Das Märchen von den zwei Rundstricknadeln

Alle paar Monate hat irgendwo irgendjemand das Problem, ein großes Strickstück wie einen Poncho oder einen Raglan-von-oben nicht mehr auf die durchschnittliche Rundstricknadel zu bekommen. Ab 300 Maschen wird’s unbequem mit einem Meter Nadel, bei dickem Garn noch früher.
Unweigerlich kommt dann von einer wohlmeinenden Helferin der Tipp, es doch statt mit einer mit ZWEI Rundstricknadeln zu versuchen. Klingt logisch. Bringt aber nichts, wie ich sogleich beweisen werde:

Man beginnt die Maschen von der übervollen ersten auf die zweite Rundstricknadel abzustricken. Wenn man die Reihe oder Runde beendet hat, ist die erste Nadel leer und dafür die zweite übervoll. Die Maschen können nicht wie bei einer einzigen, langen Nadel von der einen Nadelspitze zur anderen rutschen, weil die Nadeln nicht miteinander verbunden sind. Also strickt man von der einen zu kurzen auf die andere zu kurze Nadel und hat keinen Vorteil durch die Verwendung zweier Nadeln.

Was hier aber hilft, ist das Prinzip Nadelspiel. Bei einem Nadelspiel werden alle Maschen mehr oder weniger gleichmäßig auf drei oder vier Nadeln verteilt und eine zusätzliche Nadel wird zum Abstricken verwendet. Auf diese Weise läßt sich das Poncho-RVO-Riesenstrickstück-Problem fabelhaft mit drei Rundstricknadeln lösen: Auf zwei Nadeln kommt jeweils die Hälfte der Maschen, mit der dritten Nadel wird gestrickt. Und wenn zwei Nadeln nicht mehr ausreichen, kann man das Ensemble beliebig erweitern.

Nur die Geschichte von den zwei Rundstricknadeln, die ist eben doch ein Märchen. 😉

Sabrina Ausgabe 06/2006

Bäh. Weitgehend schauerlich.
Mich würde interessieren, was für eine Zielgruppe die Redaktion sich für ihre Modelle vorstellt. Brazilia-Querstreifen wie im Modell 30 für Größe 44 — au weia! Luftig und leicht? Selbst am gertenschlanken Model sieht dieser Pulli aus, als sei ein amoklaufender Graffiti-Sprayer dem Michelin-Männchen begegnet.
Und die Bikinis haben anscheinend einen so grauenhaften Sitz, daß man sie vorsichtshalber gar nicht richtig abbildet.
Einige Designs (1, 22, 23) erinnern mich fatal an Häkeltischdecken und Kelim-Sofakissen aus den 70ern. Aber das ist sicherlich beabsichtigt. Es soll ja niemanden gut kleiden, es soll nur irgendwie (ja, wie?) “cool” oder so aussehen…

Nachahmungstrieb

Manchmal brauche ich eine Weile, um mich zu entscheiden, was als nächstes gestrickt wird.
Das Modell, das ich derzeit in Arbeit habe, habe ich abgeguckt bei Michaela (Eintrag vom 18.04.). Die Stricktechnik finde ich spannend, aber das wäre für mich noch kein Grund, eine Jacke in dieser Art zu stricken. Mir geht es vor allem darum, mit den betonten senkrechten Linien ein kleidsames Muster zu erzeugen.
Da mir die Zipfel am Original-Modell nicht so gut gefallen, habe ich sie weggelassen. Der halbe Jackenkörper (ohne Ärmel) ist mittlerweile fertig und sieht so aus:

“Squares squared” abgewandelt, halbes Leibteil

Als Material habe ich mir etwas Feines ausgesucht: Noro Cash Iroha in Grün und Noro Silk Garden in Regenbogenfarben. Allerdings ist das Stricken mit einer normal “langen” Rundstricknadel keine reine Freude. Die hiesigen Fachgeschäfte führen leider nur maximal 100 cm lange Nadeln. Bei nächster Gelegenheit wird deshalb eine extra lange Nadel online bestellt.

Die nicht gescheiterte Hoffnung

“Hope” ist fertig, paßt und sieht gut aus. Nicht nur an Mrs. Double, die wieder fürs Foto herhalten mußte, sondern auch an mir.
Den Originalschnitt habe ich um 10 cm verlängert, weil ich 51 cm für eine Person meines Alters und meiner Figur doch arg kurz finde, und was an Taillierung dran war, habe ich weggelassen. Das Muster zieht sich auch so etwas zusammen.
Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, war die Anleitung in Sachen Schulterschrägung und Halsausschnitt mehr als miserabel, das habe ich mir für meine Zwecke angepaßt. Die Ärmel hingegen konnte ich genau nach Anleitung stricken, sie ließen sich problemlos einnähen und haben auch genau die richtige Länge für mich.

“Hope” aus Rowan All Seasons Cotton in Dunkelgrün

Gebraucht habe ich 700 g Rowan “All Seasons Cotton” in Farbe Safari, einem dunklen Grün. Das Garn ist schön weich und trägt sich angenehm. Blöd ist nur, daß nun noch 300 g davon übrig sind.

Für alle, die ungern zusammennähen und ausarbeiten, hätte ich übrigens noch einen Tipp: Wartet mit der Ausarbeitung nicht erst, bis alle Teile fertig sind! Sobald Vorder- und Rückenteil gestrickt sind, kann man in den meisten Fällen schon mal die Schulternähte schließen und die Halsblende anstricken. Damit hat man einen dicken Brocken bereits im Vorfeld erledigt. Danach ist das Stricken der Ärmel beinahe ein Kinderspiel, und die restlichen Nähte hat man auch schnell geschlossen.

Strick-Podcasts

Wenn ich richtig informiert bin, gibt es derzeit zwei deutsche Strick-Podcasts. Der “Strick-Monolog” von Daniela Johannsenova und die “Sheepshow” von Susan und Andrea.

In beide habe ich hineingehört (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine DSL-Leitung, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre, sowie an meinen betagten Win98SE-Computer, der zu meinem nicht geringen Erstaunen die MP3-Dateien klaglos abspielte).
Meine Hochachtung an die drei Produzentinnen. Es steckt sicherlich viel Mühe und Zeit darin, und die Technik will ja auch erst einmal beherrscht werden. Es ist schön, auch mal die Stimmen derjengen zu hören, von denen man sonst bestenfalls etwas liest.
Die Casts sind offenbar für diejenigen gedacht, die mit einem Strickzeug in der Hand auf dem Sofa sitzen und mal etwas anderes als Radio hören wollen. Zu dieser Zielgruppe gehöre ich aber nicht wirklich. Mir ist das Zuhören zu langatmig und -wierig und zu mühsam, obwohl die Themen für mich durchaus interessant wären. In meiner Ungeduld entgehen mir wichtige Details. Deshalb ertappe ich mich dabei, lieber ein Blog zu lesen als ein Cast zu hören.
Bitte nicht böse sein, Mesdames! Schade, daß man Eure Texte nicht irgendwo nachlesen kann. Das würde ich nämlich sofort tun, wenn es möglich wäre!

Wieder was dazugelernt

Heute habe ich, soweit ich mich erinnern kann, zum ersten Mal die Memo-Funktion für den Freispeicher meiner Strickmaschine angewendet, die ich seit immerhin fast 14 Jahren besitze. Ich wollte ein KH-970-Lochmuster (Nr. 172), das mal zwei und mal vier Strickreihen zwischen den Umhängesequenzen hat, möglichst komfortabel mit meiner Maschine nachstricken. Zwar hatte ich das Muster über DesignaKnit eingegeben, aber das Programm erlaubt anscheinend nicht, Lochmuster-Memos zuzuordnen, jedenfalls habe ich dazu keine Möglichkeit gefunden. Man kann damit nur Farb-Memos speichern.

Nachdem ich in der Bedienungsanleitung meiner Maschine nachgeguckt hatte, war die Memo-Eingabe aber nicht schwierig. Man muß sich nur genau an die Anleitung halten: Musternummer aufrufen, “Memo” drücken, mit den Pfeiltasten zur gewünschten Reihe gehen und die Memo-Zahl eingeben. Mit den Pfeiltasten weiter zur nächsten gewünschten Reihe und die nächste Memo-Zahl eingeben. Sind alle Zahlen eingegeben, noch einmal die “Memo”-Taste drücken, und das war’s.
Man kann übrigens auch die Memo-Angaben der eingebauten Muster ändern, falls das mal nötig sein sollte. Die ursprünglichen Angaben gehen dabei nicht völlig verloren, sondern erscheinen wieder, wenn man das Muster erneut mit seiner Nummer aufruft.