Der klassische Pullover mit drei Ärmeln

Diese Art von Modell kennen vermutlich die meisten Strickerinnen. Heute habe ich an so einem Pullover gearbeitet. Wie das passierte? Naja, wie meistens.

Meine Mutter wünscht sich endlich auch eine Variante meines Lieblings-Rippenpullovers, den ich für mich selbst schon ein halbes Dutzend Mal gestrickt habe. Damit er ihr passt, musste ich den Schnitt gründlich ändern, weil sie eine andere Figur hat als ich. Die Leibteile sind fertig, die Halsblende ist auch glücklich dran (mit einem Fehlversuch, weil ich beim ersten Mal nicht beachtet hatte, dass hier die Maschen asymmetrisch verteilt werden müssen, damit die Rippen später aneinander passen), es fehlen nur noch die Ärmel. Das ist normalerweise das Einfachste und geht schnell. Aber was ist heutzutage schon normal?

Maschen angeschlagen fürs Ärmelbündchen, MW 3/3, 29 R gestrickt, dann für die letzte Bündchenreihe die MW höher gestellt auf 6/5, umhängen, beidseitig 1 M zunehmen, Maschen fürs Rippenmuster zurechthängen. Weiter im Rippenmuster, immer schön gleichmäßig an den Seiten zunehmen, dann die Abnahmen für die Armkugel, dann immer schön weiter. Als ich bei Reihe 164 von 184 war, kam mir die Armkugel doch ganz schön lang vor. Zu lang vielleicht? Lieber 10 oder so Reihen weglassen und die Abnahmen entsprechend anpassen?

Ich machte also eine Pause und schaute mir den Schnitt in DesignaKnit noch einmal ganz genau an. Ja, die Kugel war schon arg hoch. Etwas weniger wäre sicherlich gut. Also ein paar Reihen weggenommen, ein wenig herumgeändert, ja, so sieht’s gut aus. Aber hoppla und Vorsicht: Dadurch ändern sich ja auch die Abnahmen in dem Bereich, den ich schon gestrickt habe. Da muss ich wohl ein paar Reihen vorsichtig zurückribbeln und an einer Stelle neu ansetzen, wo die Maschenzahl noch passt.

Gesagt, getan, mit leiser Verärgerung nehme ich das Aufziehen in Angriff. Allerdings ist Verärgerung oder gar Wut beim Ribbeln eine sehr schlechte Idee. Wenn man zu heftig zieht, was leicht mal passiert, wenn man auf sich selbst und die eigene Dummheit (was muss ich auch in letzter Minute den Schnitt noch ändern) wütend ist, fallen einem nämlich die ehemals abgenommenen Maschen ins Bodenlose. Und wie sie fielen! Letztlich gelang es mir dennoch, die Flüchtlinge wieder aufzusammeln und auf eine Reihe zurückzufinden, die dem geänderten Schnitt entsprach.

Ich wollte gerade wieder einfädeln, da fiel mein Blick auf den Maschenweiteregler des hinteren Nadelbetts. Maschenweite 6, wie bei der letzten Bündchenreihe eingestellt. Gestrickt werden muss der Ärmel aber mit Maschenweite 8! Da hatte ich nach dem Bündchen vergessen, ihn auf den richtigen Wert zu stellen.

Nun ärgerte ich mich natürlich erst recht. Ich konnte gar nicht mehr sagen, wie viel Zeit ich durch das mehr oder weniger behutsame Aufziehen verloren hatte, und es war doch alles vergeblich gewesen, denn jetzt musste ich sowieso komplett von vorn beginnen. Immerhin ging dabei alles gut:

zweiter von drei Ärmeln im Rippenmuster

Was habe ich daraus gelernt?

  • Vor dem Maschenanschlag sollte man sich darüber klar sein, welche Form man stricken will. Schnittänderungen mittendrin sind keine gute Idee.
  • Beim Aufziehen von Reihen speziell in Doppelbett-Gestrick sind Gelassenheit und ein heiteres Gemüt vielleicht nicht unabdingbar, aber von großem Vorteil.
  • Gerade bei Doppelbett-Gestrick ist es meistens sinnvoller, gleich von vorn zu beginnen, statt noch etwas retten zu wollen.
  • Vor jedem einzelnen Strickschritt sollte man genauestens prüfen, ob alles richtig eingestellt ist.

Nun hoffe ich, dass der dritte Ärmel sich genau so reibungslos stricken lässt wie der zweite. Nicht dass es noch ein Vierärmler wird…

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