Das Wollschaf fragt heute:
Wie messt ihr Strickteile für Bekleidung aus?
Hängend, wie sie auch am Körper sitzen, oder liegend?
Vielen Dank an Reni für die heutige Frage!
Eine gute Antwort habe ich nicht auf die heutige Frage, aber einiges kann ich vielleicht doch beisteuern.
Die Maße von Kleidungsstücken können sich erheblich verändern, je nachdem, wie sie angefertigt sind und getragen werden. Erstmals ging mir das vor vielen Jahren auf, als ich einen schräg geschnittenen Glockenrock nähte. Ich hatte noch keine Erfahrung und säumte den Rock sofort nach dem Zusammennähen. Danach hing er einige Zeit auf einem Bügel und wurde im schrägen Fadenlauf länger und länger, bis die untere Kante sich schließlich massiv nach unten beulte. Später las ich in einem Buch übers Schneidern, dass man Schnittteile im schrägen Fadenlauf erst einige Zeit (mindestens ein paar Tage) aushängen lässt, bevor man z.B. eine Saumlinie festlegt.
Auch bei Gestricktem kann man Überraschungen erleben. Im Gegensatz zu Gewebtem ist es in der Schräge ziemlich stabil; dafür kann es sich aber in Querrichtung stark dehnen. Das macht sich besonders bei quer gestrickten Pullovern bemerkbar. Die werden sehr viel länger, als die ursprüngliche Maschenprobe es vermuten lässt, erst recht, wenn sie auch noch aus relativ schwerem Material gestrickt sind.
Nun stricke ich ja viel mit Maschine, und dabei kann man zwischendurch sowieso nicht messen. Deshalb bin ich auf eine möglichst präzise und realistische Maschenprobe angewiesen. Am sichersten ist es nach meiner Erfahrung, ein Modell aus ähnlichem Garn bzw. in ähnlicher Machart auszumessen. Auf diese Weise habe ich inzwischen gelernt, dass ich bei einer quer gestrickten Maschenprobe um die 10 % weniger Maschen, dafür aber 5-10 % mehr Reihen brauche, verglichen mit den “normal” gemessenen Werten.