Das wollschaf fragt diesmal:
Es geht um Strickschriften. Falls du lieber nach Strickschriften als nach ausgeschriebenen Angaben für Strickmuster strickst, wie sehen die aus, die du am Besten lesen kannst bzw. am liebsten magst? Es gibt ja solche, die für jede Masche ein Symbol haben und solche, bei denen die rechte Masche ein weißes Kästchen ist und kein eigenes Symbol hat. Wie also sieht deine Lieblingsstrickschrift aus und warum ist das so? Und wie verfährst du, wenn du einen Pullover, ein Tuch, eine Socke oder was auch immer stricken möchtest und die Strickschrift ist nun gerade so eine, die du nicht bevorzugst?
Vielen Dank an Anja für die heutige Frage!
Auch ich gehöre zu denen, die lieber nach einer Strickschrift arbeiten als nach ausgeschriebenen Anweisungen. Gern mag ich “Alphabete”, die das, was man stricken soll, leicht nachvollziehbar darstellen, z.B. ein leerer Kreis für einen Umschlag, ein Querstrich für eine linke Masche, ein nach rechts geneigter Strich für 2 M rechts zusammengestrickt und so weiter. Andererseits habe ich auch viel nach Burda-Mustern gestrickt, wo völlig andere Zeichen verwendet werden, und das ging genau so gut. Etwas mühsamer finde ich es, wenn sehr ungewöhnliche, selbst erdachte Zeichen verwendet werden wie z.B. in den Büchern von Lisl Fanderl oder in den alten Strickschriften von Christine Duchrow, wo sich einige Zeichen auch sehr ähneln. Es ist aber hauptsächlich eine Frage der Gewohnheit. Und wenn man geistig rege ist, was Strickerinnen generell sein sollten, kann man sich bei Bedarf umstellen.
Dass ich etwas nicht nachgestrickt habe, weil mir das “Alphabet” bzw. die Typographie nicht zusagten, ist, soweit ich mich erinnere, noch nicht vorgekommen. Im Zweifelsfall würde ich mich einfach einarbeiten. Dafür ist z.B. die Maschenprobe gut geeignet.
Und noch ein paar ergänzende Gedanken:
Manche Strickerinnen glauben anscheinend tatsächlich, es gebe nur eine Art von Strick-Alphabet, das eine universelle Bedeutung hat. Anders kann ich mir diverse Mails nicht erklären, die immer mal wieder bei mir landen und in denen um Erklärung der Zeichen gebeten wird (natürlich ohne ein Beispiel dieser Zeichen beizufügen, denn sie werden ja für universell gehalten). Bei solchen Anfragen antworte ich, dass man normalerweise in jedem Heft oder Buch und oft sogar direkt bei einer Anleitung auch eine Zeichenerklärung findet.
Dann muss man noch unterscheiden zwischen der Bedeutung eines Zeichens und der eigentlichen Ausführung. Zu wissen, dass man 2 M links zusammenstricken soll, ist eine Sache. Zu wissen, wie man dieses Zusammenstricken ausführt, ist eine andere. Erstere steht in der Zeichenerklärung, die zweite hingegen findet man eher in einem Stricktechnik-Buch. Diesen Unterschied, und dass da überhaupt ein Unterschied ist, müssen Neu-Strickerinnen häufig erst lernen.
Hallo Kerstin :);
danke für deine Antwort. Geistig rege – der war gut ;-). Offenbar habe ich da Defizite, aber ich weiß schon, was du meinst und gebe dir auch Recht.
Ich habe unlängst eine Maschenprobe nach einem alten Trachtenstrickmusterheft gestrickt und die vielen komplett anderen Sybole wollen einfach nicht ins Hirn ;-). Da schreibe ich mir die Strickschrift einfach um, weil ich nicht zum x-ten Male in die Legende schauen möchte.
Die von dir geschilderten Symbole bevorzuge ich auch, aber Muster z.B. von Lisl Fanderl habe ich auch schon ohne Umschreiben nachgestrickt.
Ist manchmal eine Frage, wie umfangreich ein Muster ist.
Ich gehe auch nicht davon aus, dass es irgendwann mal komplett einheitliche Strickschriften gibt; das ist ja auch eine Frage der Individualität.
Viele Grüße;
Anja
Hallo Anja,
danke für Deinen Kommentar. 🙂
Eine Vereinheitlichung von Strickschriften wird es schon wegen des copyright bzw. Urheberrechtes (einige Fonts sind geschützt) kaum geben. Zudem sind manche Maschen-Manipulationen so selten, dass sie gar nicht in jedem Zeichensatz vorkommen. Der umfangreichste, den ich kenne, ist der von Burda. Aber einarbeiten kann man sich in fast alles.
Zahlreiche Grüße
Kerstin