Das Wollschaf fragt diese Woche:
Nach meiner Beobachtung gibt es unterschiedliche Arten von Strickerinnen, grob konnte ich folgende Kategorien feststellen:
– die Forscherin: erschließt sich gern neue Techniken, ist an neuen Methoden sehr interessiert, eignet sie sich an und integriert sich gern in ihre Strickpraxis,
– die Beständige: hat ein festes Repertoire an Techniken, aus denen sie schöpft, ist an einer Erweiterung nicht sehr interessiert.
– die Historikerin: interessiert sich für das Stricken in der Vergangenheit, von Vintage Knits über vergangene Jahrhunderte bis hin zu mittelalterlichen Vorläufertechniken. Rekonstruiert gern.
– die Innovative: ihr geht es darum, auch stricktechnisch die neuesten Trends aufzunehmen und zu verarbeiten.
– die Selbstlose: strickt meist für wohltätige Zwecke und/oder andere (Familie, Freunde, auch Auftragsarbeiten)
– die Avantgardistin: ihre Strickpraxis beginnt dort, wo andere längst aufgehört haben: sie arbeitet mit Plastikbändern, Draht, Kassettenbändern, ist im Freeformbereich tätig oder strickt prinzipiell ohne Anleitung.
– die, die Faserverarbeitung wörtlich nimmt: strickt vor allem mit Materialien, die sie, soweit es ihr möglich ist, selbst verarbeitet hat (Schafe scheren, Wolle waschen, Kardieren, Färben, Spinnen etc.)
Kaum jemand erfüllt eine Kategorie vollständig (Schafe scheren …) oder gehört ausschließich einer einzigen Kategorie an. Wo würdest Du Dich sehen? Bist Du damit zufrieden oder würdest Du Dir gerne etwas anderes erschließen?
Herzlichen Dank an Jinx für die heutige Frage!
Leider kann ich die aufgeführten Kategorien so nicht nachvollziehen, bzw. ich sehe allenthalben Überschneidungen. Wo genau ist z.B. der Unterschied zwischen “Forscherin” und “Innovativer”? Inwiefern kann man die “Beständige” oder die “Historikerin” klar von der “Faserverarbeitenden” trennen? Ich finde mich in keiner der vorgeschlagenen Kategorien wirklich wieder.
Wie die “Forscherin” eigne ich mir gern neue Techniken an, betrachte das aber nicht als Selbstzweck. Wie die “Beständige” habe ich ein bewährtes Repertoire, das ich immer wieder verwende, denn man (ich wenigstens) muss das Rad nicht ständig neu erfinden.
Als “Historikerin” sehe ich mich gar nicht, denn ich lebe im Hier und Jetzt und sehe wenig Sinn darin, meine knappe Zeit in das Nachleben vergangener Epochen zu investieren. Lieber suche ich sinnvolle Lösungen, um aktuelle Probleme zu lösen.
Sollte das Strickleben der “Innovativen” vor allem darin bestehen, die neuesten KAL-Trends aufzunehmen und das nachzustricken, woran gerade alle arbeiten, dann finde ich das ebenfalls wenig erstrebenswert und übrigens auch nicht innovativ. Lemmingismus ist meine Sache nicht.
Nach Jinx‘ Interpretation hätte ich in den 1990ern mal eine extrem “selbstlose” Phase gehabt, denn ich habe seinerzeit mit der Maschine Aufträge gestrickt. Das ging damals relativ flott (die Schnitte waren unkompliziert) und ergab in den besten Zeiten mit nicht allzu großem Arbeitsaufwand ein zusätzliches Taschengeld von etwa 400 DM im Monat. 🙂
“Avantgardistin” bin ich sicher nicht, dazu bin ich zu sehr Praktikerin und zuwenig künstlerisch veranlagt. Was ich anfertige, soll einen Verwendungszweck haben und nicht nur interessant aussehen. Dass ich mir Anleitungen größtenteils selbst erstelle, zählt sicherlich nicht, weil es ja streng genommen nicht “ohne Anleitung” ist.
Um die letzte Frage zu beantworten: Ja, ich bin mit mir und meiner Strickerei zufrieden. Wäre ich das nicht, dann wäre es doch ein Leichtes, das zu ändern, indem ich einfach strickte, was mir besser gefiele.
Vorzeiten habe ich übrigens mal eine nicht ganz ernst gemeinte andere Kategorisierung erstellt. Vielleicht findet sich ja darin irgendjemand wieder. 😉