Diese Woche lautet die Wollschaf-Frage:
Habt Ihr ein oder mehrere Lieblings-Strickbücher?
Wenn ja, welche(s)?
Aus welchem Buch habt Ihr bisher die meisten Modelle nachgestrickt?
Welches Buch in Eurer Strickbibliothek hat Euch bisher den meisten Nutzen gebracht und warum?
Leider habe ich kein richtiges Lieblings-Strickbuch, was möglicherweise daran liegt, dass ich insgesamt zu viele Strickbücher habe. Es dürften so um die 600 sein, und sie befassen sich mit allen möglichen verschiedenen Aspekten des Strickens. Je nach momentaner Interessenlage finde ich mal das eine, mal das andere spannender und informativer.
Dass ich Modelle aus Büchern oder Zeitschriften wie angegeben nachstricke, passiert eher selten. Meistens betrachte ich die Anleitungen als Vorschläge, die man abwandeln kann; fast immer verwende ich ein anderes Material als das angegebene, und Schnitte werden grundsätzlich an die Maße des zukünftigen Besitzers angepasst. Was nützt mir ein toller Pullover, der aussieht wie im Buch, wenn ich das Material erst mühsam aus Übersee beschaffen muss, wenn mir die Farben nicht stehen, die Ärmel zu lang sind und der Ausschnitt zu tief? Genau, gar nichts.
Was ich sehr häufig nutze, sind übrigens reine Musterbücher bzw. -hefte. Der Burda-Verlag brachte in den 1980er Jahren etwa ein halbes Dutzend verschiedener Hefte heraus, die jeweils zwischen 200 und 300 Strickmuster in den verschiedensten Techniken (Fair Isle bzw. Norweger, Lochmuster, Zopfmuster, Strukturmuster, …) enthalten. Darin blättere ich sehr gern, man kommt dadurch immer wieder auf neue Ideen. Auch japanische Musterhefte sind in dieser Hinsicht sehr inspirierend und, da sie auf Strickschriften basieren, auch dann verständlich, wenn man kein Wort Japanisch kann. Es gibt auch zahlreiche englische Mustersammlungen (z.B. die “Treasuries” von Barbara Walker), aber vor allem die älteren bieten häufig nur Wort-für-Wort-Anleitungen, und danach zu stricken finde ich mühsamer, obwohl ich die Sprache recht gut beherrsche. Ich finde aber auch deutsche Wort-für-Wort-Anleitungen schwieriger zu überblicken als ein Diagramm.
Andererseits ist nachvollziehbar, dass es für manche Leute einfacher ist, ohne Nachdenken schlicht nach Text zu stricken, statt sich erst zum Zweck der Übersicht auf eine Meta-Ebene zu begeben und deren Symbole zu deuten. Gerade bei englischen Anleitungen habe ich auch des öfteren erlebt, dass Diagramme lieblos “hingeknallt” waren, dass Angaben zum Anschlag oder zu Abweichungen am Reihenanfang und -ende fehlten und somit das Ganze ohne den kompletten Text praktisch unstrickbar war. Man merkt daran, dass die Strick-Kultur doch eine andere ist; Diagramme werden als entbehrliche Zugabe angesehen, aber nicht als Grundlage fürs Stricken. Auch das kann seinen besonderen Reiz haben; zumindest ist der Überraschungseffekt wesentlich größer, wenn sich aus einer “Textwüste” im Verlauf des Strickens allmählich ein wunderschönes Muster herauskristallisiert.
🙂 “Textwüste”