Das Wollschaf hat heute eine sehr komplexe Frage von Herzdame, und ich gehe die Einzelfragen mal der Reihe nach durch:
Ich würde gern wissen, wie ihr eure Pullover entwerft. Strickt ihr nur nach fertigen Anleitungen?
Ich stricke nicht nur nach fertigen Anleitungen, sonst könnte ich meine Garnvorräte, die teilweise Jahrzehnte alt sind, nie aufbrauchen. Viele Designs entwickle ich passend zu einem Garn und natürlich entsprechend der vorhandenen Menge.
Rechnet ihr diese im Zweifel um oder hofft ihr einfach das Beste?
Wenn das Endprodukt einer bestimmten Person gut passen soll, überprüfe ich erst einmal die Maße im Schnitt, sofern möglich. (Manchmal geht das nicht richtig, das war z.B. bei meiner “Vivian”-Jacke so. Deshalb sind mir die Ärmel zu lang geraten. Ich beabsichtige, die Jacke noch einmal zu stricken und werde dann die Ärmel um einen Mustersatz kürzen.) Passen die Schnittmaße zum geplanten zukünftigen Besitzer, dann geht es an die Maschenprobe. Auf ihr basieren die Berechnungen für die zu strickenden Maschen und Reihen. Das Beste zu hoffen ist mir zu riskant. Außerdem macht Planen und Rechnen mir Spaß.
Habt ihr vielleicht einen Idealpullover daheim, an dem ihr euch orientiert?
Ich habe gut passende, über die Jahre optimierte Grundschnitte, die ich nach Bedarf modifiziere. Wenn man jedes Modell nach dem Ausarbeiten auf guten Sitz und Kleidsamkeit überprüft, ist es kein Problem, einen Grundschnitt Schritt für Schritt zu perfektionieren. Wer stattdessen Misslungenes sofort frustriert in die Tonne tritt, ohne wenigstens die Fehler zu analysieren und daraus zu lernen, dem ist wohl nicht zu helfen.
Malt ihr einen Schnitt auf Zeitungspapier?
Nein, denn ich stricke viel mit Maschine, und dabei kann man das entstehende Teil sowieso nicht messen, geschweige denn auflegen. Auch beim Handstricken verlasse ich mich lieber auf die Maschenprobe und eine ordentliche Berechnung. Da braucht es keinen Papierschnitt. Ich male mir allerdings bei komplexen Schnitten gern kleine Miniatur-Schnittschemata, damit es übersichtlicher ist.
Oder nutzt ihr gar eine Software, und wenn ja: welche und wie sind eure Erfahrungen damit?
Seit vielen Jahren nutze ich das Programm DesignaKnit. Es ist teuer und lohnt sich eigentlich nur, wenn man viel und vorzugsweise mit einer elektronischen Strickmaschine strickt. Da ich früher viele Auftragsarbeiten gestrickt habe, hat es sich für mich amortisiert. DesignaKnit hat diverse Einschränkungen, beispielsweise kann es keine Teile mit Löchern drin berechnen (z.B. das Loch für den Kopf bei einem Pullover in einem Stück), und es erlaubt auch nur maximal eine Maschenprobe pro Teil. An die Beschränkungen habe ich mich gewöhnt und komme damit gut zurecht. Ich würde dieses Programm jedoch nur Leuten empfehlen, die fähig und willens sind, sich auf seine spezielle Logik einzulassen. Es liest einem nicht die Wünsche von den Augen ab.