Diese Woche gibt’s beim Wollschaf folgende Fragen:
Wieder einmal beschwört ein abwertender Artikel über handarbeitende Frauen einen Shitstorm in Netz herauf.
Was denkst Du?
Ohne das Wollschaf hätte ich, wie Alpi schon schrieb, überhaupt nicht gewusst, dass es diesen Artikel gibt. Ich lese sonst nicht die “Brigitte”, weil ich nicht zu ihrer Zielgruppe gehöre. Nicht mal im Wartezimmer beim Arzt oder beim Friseur, da stricke ich nämlich. Deshalb ist es mir auch herzlich wurscht, ob irgend jemand in irgend einer Redaktion irgend etwas Verallgemeinerndes schreibt und wenn ja, was. Allerdings finde ich es zum Brüllen komisch, dass ausgerechnet in einer Zeitschrift, die ich (möglicherweise falsch) vor allem mit Koch- und Bastelanleitungen assoziiere, jemand gegen Kochen, Basteln und dergleichen wettert. Wir haben aber glücklicherweise Meinungsfreiheit. Und einige der von Frau Fuhljahn genannten Punkte finde ich durchaus zutreffend.
Warum fühlen sich so viele Frauen sofort angegriffen und gehen in den Verteidigungsmodus, sobald jemand abwertend über Handarbeiten schreibt?
Man könnte meinen, der getroffene Hund bellt, und wem ein Schuh (Frauen lieben die ja angeblich in allen Farben und Formen) passt, der zieht ihn sich an. Meine Schuhgröße ist es jedenfalls nicht. Ich fühle mich weder angegriffen, noch habe ich das Bedürfnis, mich gegen Frau Fuhljahn zu verteidigen. Sie vertritt ihre Meinung und findet Martial Arts interessanter als manche Handarbeitsblogs. Wo sie recht hat, hat sie recht: Es gibt leider wirklich grottige Handarbeitsblogs. Es gibt vermutlich auch grottige Martial-Arts-Blogs, nur haben sich bisher wenige Leute auf die Suche nach ihnen gemacht.
Mangelt es der handarbeitenden Frauenwelt vielleicht einfach nur an dem Selbstbewusstsein, über solches Geschreibsel mit einem milden Lächeln hinwegzusehen?
Aber aber, liebes Wollschaf! “Geschreibsel”, was soll dieser (ab)wertende Begriff? 😉
Allerdings könnte Deine Vermutung durchaus korrekt sein. Um einigermaßen zufrieden zu sein, brauchen Menschen nun mal dreierlei: Arbeit, Anerkennung und Liebe. Wem es an sinnvoller Arbeit (das kann auch das Bedienen einer Registrierkasse im Supermarkt sein) mangelt, der bekommt häufig nicht genug Anerkennung. Und wenn die Anerkennung für die geleistete Arbeit fehlt, dann versucht man das eben zu kompensieren, indem man Anerkennung für etwas anderes, beispielsweise nutzloses Selbstgemachtes, erheischt. Der Wunsch nach Anerkennung ist zutiefst menschlich.
Anerkennung bekommt man übrigens am ehesten von Leuten, die beurteilen können, was man gemacht hat. Ein Marathonläufer kann am besten beurteilen, was ein anderer Marathonläufer in einem Rennen leistet. Ein Fachfremder wird kaum erkennen können, welche weltbewegende Entdeckung ein Forscher gemacht hat. Künftige Selbstmordattentäter fachsimpeln sicherlich über die letzten gelungenen Anschläge der eigenen Glaubensbrüder und -schwestern und wie viele Seelen durch sie in ein hoffentlich besseres Jenseits befördert wurden. Und nur wer etwas Nutzloses selbstgemacht hat, kann auch sachkundig die selbstgemachten Nutzlosigkeiten anderer einordnen und loben. Alle anderen verstehen schlicht nicht genug davon.
Liebe beleidigte Frauen, lehnt Euch zurück in Eure hoffentlich selbstgehäkelten Sofakissen, erkennt, dass Frau Fuhljahn keine Ahnung vom Selbermachen hat und vermutlich nur neidisch auf Eure nadelinduzierte Tiefenentspannung ist. Lasst sie reden bzw. schreiben, was sie will. Überlegt Euch, welche Schuhgröße Ihr tatsächlich habt und ob Ihr Euch jeden Schuh anziehen müsst, der entfernt mit Eurem Hobby zu tun hat, egal ob das nun Plätzchenbacken oder Aquarellmalerei ist. Es gibt wahrlich Wichtigeres, über das man sich aufregen könnte, wenn man denn unbedingt wollte.
Liebe Bloggerin,
ich kaufe sonst immer die Brigitte, nur diese Ausgabe mit dem Artikel scheine ich nicht zu haben. Mich mutet der Artikel komisch an, da im vorletzten Heft und in der Brigitte Woman Strickanleitungen zu finden sind. Mich juckt das gar nicht, denn ich denke, dass die Schreiberin gar nicht weiß, welcher Genuss ihr mit Stricken oder Häkeln entgeht. Nicht umsonst ist Stricken das neue Yoga. Leute, die von bestimmten Dingen nichts verstehen, darf man einfach nicht ernst nehmen. Ich stricke und häkle für mein Leben gern und freue mich immer tierisch, wenn wieder eines meiner Werke bewundert wird, bzw. wenn ich einem lieben Menschen damit eine Freude machen kann, was mir schon oft gelungen ist. Somit zum Thema, bitte nicht aus der Fassung bringen lassen von so einem dummen Frauenzimmer.
Wenn ich die Autorin richtig verstehe (sie schreibt etwas wirr), beanstandet sie in erster Linie einen Mangel an politischem Verantwortungsbewusstsein bei den Handarbeitsbloggerinnen.
Und da finde ich, dass sie unrecht hat. Konsumeinschränkung, Upcycling und Recycling von Textilien, Bevorzugung regionaler Materialien (Schafwolle) etc. sind für mich politische Themen. Und viele Handarbeitsblogs befassen sich damit. Da hat sie nicht richtig hingeschaut.
Grüße von Anna!