Die verstrickte Dienstagsfrage 41/2011

Das Wollschaf fragt heute:
In den letzten Jahren scheint mir das “Lockerstricken” richtig in Mode gekommen zu sein. Damit meine ich nicht (oder nicht nur) die Tatsache, dass Nadelstärken und Maschenproben von einigen Herstellern oft in einem Bereich angegeben werden, der vor zwanzig Jahren als utopisch oder lächerlich bezeichnet worden wäre. Dies ist ein anderes Thema.
Viel mehr geht es um andere Dinge: Einige Garne, insbesondere sog. Designer-Garne, sind bei genauer Betrachtung nur für Lockerstricker wirklich geeignet – nicht nur Feststricker, sondern auch Normalstricker haben einfach keine Chance, damit umzugehen; viele (immer mehr?) Modelle sind ebenfalls nur für Lockerstricker umsetzbar und gewollt lasch; fertiges Gestrick hängt durchscheinend an Schaufensterpuppen. Viele Strickerinnen, schaut man in Blogs nach ihren Werken, scheinen das Lockerstricken zu begrüßen und gern einzusetzen.
Mich würde interessieren, was am Lockerstricken und am lockeren Gestrick für sie so reizvoll ist. Ist es das Materialersparnis? Gefällt den Lockerstrickern das lichtdurchlässige, im Maschenbild oft weniger regelmäßige Ergebnis etwa wirklich? Und warum?
Was ist dran, am Lockerstricken?
Vielen Dank an Martine für die heutige Frage!

Danke für diese sehr interessante Frage. Ich kann sie natürlich nur aus meiner Sicht beantworten.
Stricken ist für mich die Produktion einer Art von “Stoff”. Und der Stoff muss zu dem passen, was letztlich draus werden soll. So wie ich aus einem Stück Loden keine Unterwäsche nähen würde und aus Chiffon keine warme Jacke, so stricke ich eben eine Lochmuster-Tunika luftig und weich fallend, anders als einen Outdoor-Pullover, der eine Jacke ersetzen kann.
In den letzten Jahren hat sich Gestricktes wieder als regulärer Bestandteil unserer Garderobe etabliert, und nicht nur das: Strick wird in viel mehr Bereichen als modisches Zubehör und i-Tüpfelchen eingesetzt als noch um die Jahrtausendwende. Somit gibt es nicht nur mehr Einsatzmöglichkeiten für Stricksachen, sondern auch mehr Bedarf an unterschiedlicher Konsistenz: manches Strickteil benötigt “Stand”, ein anderes braucht “Fall”. Dafür nimmt man dann jeweils verschiedene Materialien und verstrickt sie nach Bedarf lockerer oder fester.
Davon abgesehen finde ich “Layered Look” schön, und dafür eignet sich lockeres, semitransparentes Gestrick gut. Es soll ja nicht unbedingt wärmen, sondern mehr dekoratives Accessoire sein.

Ein Gedanke zu „Die verstrickte Dienstagsfrage 41/2011“

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