Es gibt kaum eine Farbe, die ich so wenig mag wie Schwarz. Die Ursachen für diese Ablehnung sind vielfältig und nicht ganz einfach zu erklären.
Natürlich hatte ich, wie wohl jeder, in jungen Jahren meine Schwarz-Phase. Noch knapp bevor ich dreißig wurde, lief ich gelegentlich von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet herum und fand das toll. Klar, Schwarz gibt Sicherheit, weil alle es tragen. Man kann scheinbar damit nichts falsch machen. Es ist eine enorm praktische Uniform und dazu noch relativ schmutzunempfindlich.
Schwarz ist absolut. Es sagt “ich habe sowieso recht”. Es erstickt jede Diskussion. Nicht umsonst ist es die Farbe von Richtern, Henkern, Beratern aller Art (fast hätte ich geschrieben “jeglicher Couleur” ), Juristen und Topmanagern. Und ich glaube, das ist der Grund, weshalb ich es nicht mag. Schwarz will gern manipulieren und etwas vortäuschen (Schlankheit, Selbstsicherheit, Sachverstand), was in Wirklichkeit beim Träger nicht unbedingt vorhanden ist. Das merke ich, und es stört mich, wenn man mich solcherart für dumm verkaufen will. Schwarz macht mich vor allem misstrauisch: Soll da etwas verborgen werden?
Ich trage auch deshalb kein Schwarz, weil ich es unnötig finde, meine Körperfülle, meine Schüchternheit oder meine Dummheit zu verstecken. Früher oder später werden sie sowieso offenbar. Wer es nötig zu haben meint, nun ja. Sorry, aber ich nehme chronische Schwarzträger nicht für voll. Spätestens ab dreißig sollte eine Persönlichkeit so weit gereift sein, dass sie sich nicht ständig in der Dunkelheit verstecken will und das Leben auch mal eine Weile ohne das Exoskelett dieser Nicht-Farbe aushält.
Schwarz ist ambivalent. Es ist sowohl die Farbe der Konservativen wie auch die der Revoluzzer. Das beinhaltet für mich eine gewisse Undurchschaubarkeit, ja Unehrlichkeit. Unehrlichkeit und Täuschung mag ich nicht. Bitte nicht falsch verstehen: Ich will gar nicht alle Eure Geheimnisse wissen, behaltet sie ruhig für Euch. Aber erzählt mir keine Unwahrheiten.
Dass Schwarz schlank macht, halte ich für Aberglauben. Ich sehe täglich viele schwarz gekleidete Menschen, sowohl schlank wie auch rundlich, aber die Farbe allein macht sie keinen Zentimeter dünner, es sei denn, sie sind schon klapperdürr, dann sehen sie in Schwarz aus wie Gevatter Tod. Schwarz verstärkt die Schatten und lässt die Falten in ihren Gesichtern noch tiefer erscheinen.
A propos Tod: Es gibt für mich einen Grund, mich schwarz zu kleiden: Wenn ich in Trauer bin. Und ich habe Verständnis für alle, die ebenfalls aus diesem Grund Schwarz tragen. Es symbolisiert in diesem Fall die Abwesenheit von Licht und Freude. Es spiegelt die Düsternis im Inneren der Seele. Und es gewährt dem, der es trägt, Schutz und Halt, damit man trotz Trauer und Schmerz doch noch Haltung bewahren kann.
Mein Bild für heute hat mit meinem Text nicht viel zu tun. Es zeigt ein ziemlich neues Mitglied des Haushalts, das eigentlich gar nicht für mich gedacht war, das ich nun aber gewissermaßen adoptiert habe, weil es in mancher Hinsicht außerordentlich praktisch ist. Schwarz ist es übrigens nur äußerlich. Innen ist es so bunt, wie man möchte.