Seit über 30 Jahren stricke ich mehr oder weniger ernsthaft. In dieser Zeit habe ich immer wieder alles, was zur Prozedur der Maschenbildung gehört, also z.B. Nadelhaltung und Fadenführung, an meine jeweiligen Bedürfnisse so angepasst, dass das Stricken möglichst einfach und ohne Hindernisse vonstatten geht. Ich nehme dabei gern etwas Mühe bei der Umgewöhnung in Kauf, sofern ich danach langfristig einen Gewinn an Zeit oder Bequemlichkeit verbuchen kann. Vor gut einem Monat stieß ich aber unerwartet an meine Grenzen.
Seit Anfang des Jahres stricke ich am Tuch “Urquhart Castle”. Bei den Bordüren am Anfang lief alles gut, und ich kam in normalem Tempo voran. Schließlich ging es an das Mittelmuster, in dem bis zur hinteren Mitte hoch gestrickt werden soll. Und da fingen die Schwierigkeiten an. Es wird gestrickt in einem relativ einfachen Spitzenmuster, bei dem in jeder Reihe gemustert wird: In den Hinreihen 2 M rechts zusammen, 1 Umschlag; in den Rückreihen 2 M links zusammen, 1 Umschlag. Die Rapporte sind überschaubar, und wenn mir ein Fehler unterläuft (meistens ein vergessener Umschlag), sehe ich den spätestens, wenn ich in der Folgereihe daran vorbeikomme und kann den Umschlag aus dem Querfaden herbeizaubern. Soweit also kein Problem.
Aus unerfindlichen Gründen bekomme ich aber beim Stricken nach kurzer Zeit, spätestens nach zwei bis drei Reihen, Kopfschmerzen, weil sich mein Nacken verspannt. Bei anderen Strickprojekten hatte ich das noch nie, auch nicht bei wesentlich komplexeren Mustern, die mehr Aufmerksamkeit erfordern. Ich vermute, die Kombination aus sehr dünnem Garn (1.400 m auf 100 g) und dem etwas unergonomischen Zusammenstricken eines Umschlags mit einer Masche erfordert bei mir so viel Konzentration, dass ich mich hoffnungslos verkrampfe.
Eigentlich wollte ich mit diesem Projekt schon längst fertig sein, weil es mir mittlerweile wirklich auf die Nerven geht und mir keinen rechten Spaß mehr macht. Aber ich habe es aufgegeben, es schnell zu beenden. Pro Tag wächst es derzeit um vielleicht vier Reihen, dann lege ich es beiseite und befasse mich mit angenehmeren und entspannenderen Dingen.